Auf eigenen Rädern von Kanada in die USA

Auf eigenen Rädern von Kanada in die USA

Wir haben unser Häuschen wieder!

Am (Oster-)Montag Morgen checkten wir aus dem Hotel aus und fuhren mit dem ganzen Gepäck zum Spediteur, der sich nun in der Industriezone im benachbarten Dartmouth befindet (früher waren Spediteur und Zoll in Dowtown Halifax, so dass man die Wege zu Fuss erledigen konnte).

Als wir kurz nach halb neun dort ankommen, treffen wir auf unsere Reisegefährten vom Schiff, die uns informieren, dass die Papiere noch nicht bereit sind... 🙁
Wir gehen auch noch kurz ins Office, wo wir aufgeklärt werden, dass der Hafen die nötigen Angaben erst heute Morgen schicke (am Karfreitag hat das Hafenbüro nicht gearbeitet) und sie bis ca. 10 h brauchen würden, um alles fertig zu machen. Wir dürfen jedoch die Telefonnummer hinterlegen und man verspricht, uns anzurufen, wenn alles bereit ist. Die Hafenmitarbeiter hatten uns am Freitag noch eingeschärft, das Auto möglichst noch vor 11 h abzuholen, da dann Mittagspause sei und im Büro offenbar am Nachmittag nicht immer gearbeitet wird. Mal schauen, ob es reicht...

Wir fahren also zum nächstgelegenen Tim Hortons, wo wir uns erst mal einen schönen grossen Kaffee genehmigen. Dort treffen wir auf Fabia und Gianni, ein weiteres Schweizer Paar, das bereits seit fast drei Wochen in Halifax auf ihr Gefährt wartet, dessen Ankunft sich aufgrund der Knappheit an funktionstüchtigen Schiffen immer weiter verzögert hatte.

Nachdem kein Telefonanruf kam (sie hatten uns im Stress vergessen...), riefen wir selber an und konnten die Frachtpapiere nach Bezahlen der handling fee endlich entgegennehmen. Zurück ins Auto und ab zum Zoll in Halifax, wo wir nach kurzer Nachfrage betreffend Lebensmittel im Auto den begehrten Stempel erhielten. Vom Zoll geht's zum Hafen. - Schaffen wir es noch rechtzeitig?

Als wir kurz vor halb zwölf beim Security-Häuschen ankommen, hat es schon ein rechtes Gedränge. Es sind noch mehrere andere Reisende da, die teilweise auch schon seit mehreren Tagen bis Wochen auf die Ankunft ihrer Fahrzeuge gewartet hatten, und nun endlich ihr Reisegefährt abholen möchten.
Der Herr am Security-Schalter informiert uns, dass schon fünf Personen (unsere Reisegefährten vom Schiff) im Büro seien und wir deshalb bis nach dem Mittagessen warten müssten. - Great 🙁
Also ab zu McDonald's und weiter Zeit totschlagen...

Gegen halb eins dann wieder zum Hafen (diesmal möchten wir sicher rechtzeitig sein...), noch ein bisschen warten, und dann bekommen wir eine Sicherheitsweste und einen kurzen Transfer zum Büro auf dem Hafengelände (im Hafen darf man aus Sicherheitsgründen nicht zu Fuss gehen), wo wir dann auch unsere Reisegefährten wiedertreffen. Sie hatten ihre Fahrzeuge vor dem Mittag auch noch nicht entgegennehmen können, durften die Mittagspause über aber im Bürogebäude bleiben.

Wir verstehen dann auch langsam das Problem - es ist genau eine Mitarbeiterin da, die die ganzen Formalitäten und den Papierkram und z.T auch noch Rückfragen erledigen und Telefonate entgegennehmen muss. Und es geht - zumindest für unser doch etwas ungeduldiges Empfinden - alles sooooooo langsam...
Gefühlte Stunden später sind endlich wir an der Reihe. Wir präsentieren unser Papier, sie bringt alles in Ordnung,  und dann dürfen wir wieder raus - und auf das "Taxi" warten, das uns zu unserem Camper bringt. Nachdem Ozy und ein Hafenmitarbeiter festgestellt haben, dass alles in Ordnung ist und wir uns noch von einigen Mitreisenden verabschieden konnten, dürfen wir endlich mit unserem Häuschen losfahren! - Ein super Gefühl!!!

 

Durch ein Dach geschuetzt laden wir wieder von hinten nach vorne um

Auf dem Parkplatz teilen wir uns kurz auf und fahren mit dem Mietauto bzw. unserem Camper zur Autovermietung, wo wir den Mietwagen abgeben. Wir dürfen gleich noch von ihrem Dach Gebrauch machen (es regnet wieder kräftig), um die Werkzeuge und übrige Ausrüstung, die wir fürs Verschiffen im abgeschlossenen Wohnteil untergebracht hatten, wieder umzuladen.

Nach dem Umladen fahren wir in strömendem Regen und Nebel Richtung Moncton, wo wir uns die Tidal Bore im Peticodiac-River ansehen möchten.
Es ist allerdings schon etwas spät, so dass wir zuerst einmal auf die Landstrasse (Lighthouse Route) durch die Marschen und kleineren Orte entlang der Bay of Fundy ausweichen. Hier sehen wir überall die Spuren einer sehr hohen Flut, die wohl durch die starken Südwinde der letzten Tage verursacht worden war. In Memramcook, einem acadischen, also französischsprachigen Ort, finden wir etwas zu Essen, eine schöne Toilette und einen Stellplatz für die Nacht.
Touristen scheinen in diesem Ort (zumindest zu dieser Jahreszeit) so ungewöhnlich zu sein, dass uns die Dame im Diner zuerst fragt, ob wir uns verirrt hätten...

Vor und nach dem WC-Besuch 🙂

Gestärkt geht es am nächsten Morgen nach Moncton. Das Wetter ist allerdings so extrem kalt und unfreundlich, dass wir nur einen kurzen Blick auf den Fluss mit seinen roten Flussufern werfen und nicht auf die Tidal Bore warten. Wir möchten ja später im Jahr noch Richtung Neufundland und Labrador fahren und dann ist es bestimmt gemütlicher...

Der Peticodiac River bei Moncton - der Fluss liegt im Bereich des Tidenhubs der Bay of Fundy

Von Moncton geht es auf die Trans-Canada 2 Richtung Fredericton. Es regnet immer noch und überall sehen wir Seen und Flüsse, die über die Ufer getreten sind. Wir haben offenbar noch Glück, denn einen Tag später wird die Trans-Canada im Bereich des St. John River Valley gesperrt.

Land unter! - Das Tauwetter und die langanhaltenden Niederschläge haben für weiträumige Überschwemmungen gesorgt
Das Hochwasser hat weite Teile von New Brunswick und auch die Trans-Canada 2 überschwemmt

Auf von Frost und Tauwetter gezeichneten Hauptstrassen geht es dann durch wilde Wälder und einige wenige Ortschaften - unter anderem McAdam mit einem beeindruckenden Bahnhof (der grössten der Provinz, seit 1994 aufgegeben und heute teilweise Museum) - zur Grenze zwischen Saint Croix und Vanceboro.

Wir hatten einfach den direkten Weg Richtung unsere Freunde genommen und uns nicht viele Gedanken zum Grenzübertritt gemacht.
Es stellte sich heraus, dass ein so kleiner, abgelegener Grenzübergang nicht unbedingt die beste Wahl ist. - Die beiden Zollbeamten waren sehr freundlich und korrekt, haben aber wohl nur selten mit Touristen zu tun, und wollten darum alles ganz, ganz korrekt machen. Wir sassen ziemlich lange im dortigen Büro und mussten sehr viele Fragen zum Woher und Wohin, zu unseren Freunden etc. beantworten, bevor wir gegen eine kleine Gebühr das I-94-Formular (Arrival/Departure Record) inkl. Einreisestempel in den Pass bekamen. Zum ersten Mal wurde auch der Camper durchsucht (was allerdings auch damit zusammenhängen könnte, dass der Cannabis-Konsum in Kanada im Oktober 2018 legalisiert worden ist).
Immerin erklärt uns die freundliche Zollbeamtin genau, wie das mit dem Formular funktioniert, das 6 Monate - in unserem Fall bis am 22. Oktober gültig ist: man muss es, wenn man - unbedingt vor dem Enddatum - "endgültig" ausreist, aktiv dem Kanadischen Zoll abgeben, der es dann seinerseits der Amerikanischen Zoll- und Grenzschutzbehörde (CBP) weiterleitet, damit bewiesen ist, dass man innerhalb der erlaubten Frist aus den USA ausgereist ist.

Erleichtert fuhren wir zu unseren Freunden, wo wir sehr herzlich willkommen geheissen wurden und wo wir grosszügigerweise so lange in ihrem Haus mitwohnen dürfen, bis Ozy alle Um- und Anbauten am Camper erledigt hat, die er noch auf der Liste hat. Wir werden von ihnen sehr verwöhnt und umsorgt und revanchieren uns, indem sie immer wieder einmal typisch Schweizerische Gerichte wie Älplermagronen und Fondue probieren müssen...

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