Autos, Motoren, Backsteinarchitektur und neue Freunde: TDR in Detroit und Columbus

Autos, Motoren, Backsteinarchitektur und neue Freunde: TDR in Detroit und Columbus

Robert Schwarzlis Restaurierungsprojekt: ein Dodge RAM 1. Generation

Nun ist es also soweit: ab heute beginnt das grosse TDR-Abenteuer. TDR steht für Turbo Diesel Register und bezeichnet ein (online) Forum von Menschen mit Autos, wie wir eines haben: ein RAM mit einem Cummins Dieselmotor.

Robert Schwarzli (ja, er hat Schweizer Vorfahren), Präsident der Sektion Ontario, hat für seine Mitglieder eine Führung in der Warren Truck Assembly Plant organisiert, wo die neuen RAM 1500 zusammengebaut werden. Unsere Freunde aus Maine und wir dürfen daran ebenfalls teilnehmen.

Besichtigung der FCA Warren Truck Plant in Sterling Heights

Für mich ist es der erste Besuch in einer Autofabrik. Ich bin beeindruckt von der Grösse und Organisation der Anlage. Ich hatte mir eine vollautomatische Roboterstrasse vorgestellt und bin überrasch, dass hier (in zwei Schichten) über 3000 Menschen arbeiten und Teile an- und einbauen. Die Prozesse werden laufend verbessert, so dass die Mitarbeiter die benötigten Teile und Werkzeuge so bereitgestellt bekommen, dass sie möglichst effizient und auch «verschleissfrei» arbeiten können: z.B werden die Kisten mittels einer Art Luftkissen schräggestellt, die Werkzeuge von oben heruntergehängt oder die Autochassis im 45°-Winkel gekippt, so dass die Seitenairbags aufrecht gehend montiert werden können. Die Fahrgestelle, an die Motor, Getriebe, Achsen etc. angebaut werden, fahren auf computergesteuerten «Wagen» von Station zu Station. Am Schluss werden Ober- und Unterteil und die (separat gefertigte) Brücke des Pickups zusammengesetzt. Alle 45 Sekunden rollt ein neuer Pickup vom Band, dessen Fertigung insgesamt rund 22 Stunden gedauert hat.

Rollende Malerarbeiten an der Interstate: drei Abstands- und ein Maltruck

Nach der Besichtigung fahren wir mit einem Übernachtungsstopp in Coldwater, MI nach Columbus, IN, wo das grosse TDR Rally stattfindet. Dieses wurde zusammen mit der Firma Cummins Inc. organisiert, die dieses Jahr ihr 100jähriges Bestehen feiert (Link zur Cummins-Geschichte). Mike hat auch für uns einen Platz auf dem Campground von CERALand reserviert, das 1963 als Erholungspark für die Cummins Angestellten gegründet wurde, und wo jetzt auch die TDR-Aktivitäten stattfinden.

Tafelwald vor Coldwater
Wegen des kalten und sehr nassen Frühlings konnten die meisten Äcker noch nicht bestellt werden

Beim TDR Rally ist alles perfekt organisiert: von der Einschreibung, an der wir einen Goodies-Bag bekommen, bis zum gemeinsamen Abendessen in einem der "Shelterhouses" im CERALand. Am Donnerstag werden die mehrere Hundert anwesenden TDR-Mitglieder in den Cummins-Werken willkommen geheissen, wo wir in vier alternierenden Gruppen das Werk besichtigen, Vorträgen lauschen und an Probefahrten teilnehmen können. Und am Mittag erhalten wir eine kleine Cummins-Kühltasche mit Picknick. Alle sind sehr freundlich und zuvorkommend, nur das Wetter spielt leider nicht mit und ist sehr sehr kalt und windig.

Einschreibung fürs TDR Rally in einem "Shelterhouse" im CERALand

Zwischendurch bekochen uns unsere lieben Freunde Mike und Sandy mit Spezialitäten aus Maine: rote Hotdogs und selbstgemachte Baked Beans, und wir verbringen zusammen mit ihnen und weiteren TDR-Mitgliedern und ihren Partnerinnen schöne Stunden am Lagerfeuer.

Am nächsten Tag hatten wir uns aus verschiedenen Angeboten für eine geführte Architektur-Tour durch Columbus entschieden, das sich unter anderem durch historische und zeitgenössische Backsteinbauten und Skulpturen teils bekannter Architekten und Künstler auszeichnet (u.a. Irwin Gardens von 1910, die Art Déco-Firestation No. 1 von 1941, die 2017 renovierte First Christian Church von Architekt Eliel Saarinen, das Cleo Rogers Memorial Library Building von I.M. Pei & Partners, die St. Peter's Lutheran Church von Gunnar Birkert, das Cummins Corporate Office Building von Kevin Roche oder die Skulptur "When I was your age...").
Columbus ist darüberhinaus durchsetzt und umgeben von verschiedenen Cummins-Fabrikationsgeländen und Bürogebäuden.  - Diese Stadt lebt von, durch und mit dieser Firma, ihren Gründern und Mitarbeitern!

Am Samstagmorgen wurde der Anlass mit einem «Show’n Shine» beschlossen, an dem die (noch verbleibenden) Mitglieder nochmals ihre Fahrzeuge präsentierten und – mithilfe unserer Drohne –ein Gruppenfoto geschossen wurde.

Es war ein toller Anlass und wir haben unglaublich viele nette Menschen aus allen Teilen der USA und Kanadas kennenlernen dürfen. Viele haben sich für unser Reisefahrzeug interessiert und Ozy hat ganz viel Anerkennung für seine Arbeit erhalten. Wir danken allen Organisatoren, Helfern und Beteiligten vom TDR, von Cummins und der Warren Truck Assembly Plant ganz herzlich für ihre grosse Arbeit!

Show n'Shine (nur die Sonne macht nicht mit...)
Beeindruckender Pickup
Gruppenfoto

Am Samstag Abend hätte Robert Schwarzli für die noch verbliebenen Mitglieder ein weiteres Get-Together mit Musik organisiert gehabt, doch dann machte uns wiederum das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Nachdem schon am Nachmittag schwere Gewitter niedergegangen waren, heulten am Abend plötzlich die Sirenen: Tornado-Warnung!

Wir fuhren zusammen mit unseren Freunden Mike und Sandy zum Sportcenter, das auch als Schutzraum für solche Zwecke dient. Statt gutem Essen und Musik warteten wir nun in der Sporthalle ohne Essen auf die Entwarnung, die gegen halb zehn Uhr kam. Am nächsten Tag fanden wir heraus, dass uns der Tornado um vier Meilen verfehlt hatte…

Sportscenter - zugleich Tornado-Shelter
Am nächsten Morgen... - hier war tags zuvor der Fussbalplatz

Am Sonntag trennten wir uns schweren Herzens von unseren lieben Freunden aus Maine, die wieder den Heimweg antraten. Wir hatten ursprünglich vorgehabt, im südlich von Columbus gelegenen Louisville bei Kaelin’s einen Cheeseburger essen zu gehen (s. dazu das spannende Projekt «Einsiedeln Anderswo» von Susann Bosshard Kaelin), doch da die Wettervorhersage für den Verlauf der nächsten Woche für Indiana weitere Gewitter, Überschwemmungen und Tornados ankündigte, geben wir unseren Plan auf, und fahren stattdessen wieder nach Norden. Wir wollen ja auch noch nach Labrador und Neufundland!

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