Rosen, Road Rage und Rockies – Vancouver Island bis Calgary

Rosen, Road Rage und Rockies – Vancouver Island bis Calgary

Über die Salish Sea nach Victoria

Am 11. Juli, nach fast einem Monat, verabschieden wir uns von unserem lieben Freund Don. Es fällt uns schwer, haben wir die Zeit mit ihm doch wieder so sehr genossen!

Aber abgesehen davon, dass wir ihn nicht noch länger mit unserer Präsenz behelligen möchten, müssen wir vor Ablauf unserer sechsmonatigen Aufenthaltserlaubnis auch wieder aus den USA ausreisen – wie die Zeit verfliegt!!!

Dieses Mal wollen wir nach Vancouver Island, von dem alle so schwärmen. Wir fahren bei strahlendem Wetter über die Tacoma Narrows auf die Olympic Peninsula, wobei wir tatsächlich zum ersten Mal in der Ferne die Olympic Mountains sehen. Nach kurzem Einkauf von einigen Nicht-Lebensmitteln treffen wir am früheren Nachmittag beim Fähranleger in Port Angeles ein. Wir haben nicht reserviert und rechnen auch nicht damit, heute noch einen Platz zu erhalten. Aber fragen kostet nichts und siehe da: wir sollten noch auf der nächsten Fähre kommen! Nach einigen Stunden warten ist es um fünf Uhr dann soweit!

Wir lassen unser Auto im Bauch der Fähre und geniessen die Fahrt über die strahlend blaue Salish Sea nach Kanada. Besonders die Anfahrt auf die Hauptstadt Victoria (nicht nur von Vancouver Island, sondern des ganzen Bundesstaats British Columbia) ist wunderschön.

Die Einreise in Kanada wird dann zu einer Zitterpartie, denn wir geraten an einen SEHR gründlichen Zollbeamten. Er sieht aus wie Ed Harris und will alles ganz, ganz genau wissen: Woher, wohin, wie wir uns das leisten können und vor allem auch, wie das denn mit unserem Gefährt sei. Er stellt sehr präzise Fragen und genau die, die wir eigentlich lieber nicht beantworten würden… Wir meinen ja nicht, aber vielleicht haben wir durch unseren langen Aufenthalt in Nordamerika doch irgendeinen Regelverstoss betreffend Import (oder eben gerade nicht) begangen?
Nach einer gefühlten Ewigkeit meint er schliesslich, dass er schon ein bisschen neidisch sei auf uns, und lässt uns ziehen. Uff!

Willkommen in Kanada bzw. auf Vancouver Island!

 

Victoria

Da wir gar nicht damit gerechnet hatten, heute schon nach Vancouver Island zu kommen, haben wir keinen einen «richtigen» Übernachtungsplatz. Mittlerweile ist es schon viertel vor acht Uhr abends und wir sind nach dem Einreise-Zitterpartie fix und fertig. Deshalb stellen wir uns ausnahmsweise auf einen (auf iOverlander aufgeführten) Parkplatz einer Sportanlage inmitten eines hübschen, architektonisch eindeutig britisch beeinflussten Einfamilienhausquartiers. Wir lassen das Dach unten und hoffen, dass uns niemand wegjagt.

Nach einer zum Glück ungestörten Nacht sind wir bereit, Victoria zu erkunden! Dank Reiseführer finden wir hinter dem im neobarocken Stil erbauten Parlamentsgebäude einen Parkplatz, wo man länger als maximal zwei Stunden stehen kann, und machen uns zu Fuss auf den Weg.
Leider bedeckt sich der Himmel immer mehr, aber auch so sind wir von der überall anzutreffenden, in allen Farben leuchtenden Blumenpracht begeistert! Wir gehen durch die Fussgängerzone bis zur kleinen Chinatown und dann entlang des Hafens wieder zurück.
Inzwischen ist es Mittag und wir haben Hunger. Am uns empfohlenen Red Fish Blue Fish-Stand finden wir allerdings eine lange Schlange vor, die praktisch nicht vorrückt. Unserer Meinung nach komplett überteuerte Preise sowie inzwischen richtig dunkle Wolken lassen uns nach kurzer Wartezeit weitergehen. Auch der Flying Otter Grill meint es nicht gut mit uns – die Wartezeit betrage aktuell etwa eine Stunde, meint die freundliche Dame am Empfang… Immerhin können wir hier etwas Witziges beobachten: Sind es normalerweise streuende Hunde, die am Hintereingang eines Restaurants betteln, sind es hier Seehunde!

Von Victoria nehmen wir auch einige praktische Erinnerungen mit: einerseits eine schicke «keltische» Gürtelschnalle (der Dorn meiner alten Schnalle war am Morgen einfach abgebrochen), Tilley-Hüte und vor allem ein sogenanntes «Packraft», ein leichtes, gut zusammenlegbares Einer-Gummiboot, damit ich endlich paddeln gehen kann! Ozy hat meine ständige Müderei nämlich satt. Wir hätten ja ein schönes, aufblasbares Sevylor-Zweier-Kanu, aber das ist gross, schwer und vor allem auch sicher in einer Dachkiste verstaut… Deshalb haben wir immer zu wenig Zeit, zu viele Moskitos, zu kalt, zu warm oder Salzwasser, wo man die Textiloberfläche mit viel Süsswasser spülen müsste… Nun gibt’s endlich keine Hindernisse mehr!!!

Zum Übernachten fahren wir für zwei Nächte auf den gepflegten und gerade noch einigermassen bezahlbaren Fort Victoria RV Park ausserhalb des Zentrums

 

Die überwältigenden Butchart Gardens

Am nächsten Tag steht ein Ausflug in die Butchart Gardens auf dem Programm, die uns unter anderem von Hans-Peter und Susanne empfohlen worden waren. Ich hatte ja einen schönen Park erwartet, aber was wir vorfinden, überwältigt uns!!!

Der 55 acres (0.2 km2) grosse Park entstand aus einer ehemaligen Kalksteingrube, die Jennie Butchart vor 119 Jahren mit viel Mühe und mit Hilfe der Arbeiter ihres Mannes in einen Garten verwandelt hat. Er ist immer noch in Familienbesitz und beherbergt heute verschiedene Gartenlandschaften: Neben dem ersten Sunken Garden in der Kalksteingrube, gibt es heute einen Rosengarten sowie einen Japanischen, Italienischen und Mediterranen Garten. Dazu eine grosse Wiese mit einer kleinen Bühne, auf der im Sommer Konzerte gegeben werden (die Musik an diesem Abend war nicht so unsere, aber die Stimmung war schön). Der Park bzw. die Gärten sind wunderbar gepflegt und die Blumenpracht ist einfach unbeschreiblich! Nachdem wir die ganze Anlage bei Tageslicht besucht, im Gartenshop das eine oder andere eingekauft und in Blue Poppy Restaurant eine Kleinigkeit gegessen haben, machen wir eine Pause in unserem Auto. Als es dämmert geht es erneut los! Nochmals die ganze Runde, diesmal mit Beleuchtung! Es ist einfach unbeschreiblich schön!!!
Am Ende des Tages haben wir übrigens 13.5 km zurückgelegt…

 

Sommerferien am Cowichan Lake

Am nächsten Tag machen wir uns auf Richtung Cowichan Lake, der sehr schön sein soll. Nachdem wir uns «in der Zivilisation» mit allem Nötigen eingedeckt haben, stellt sich der Einkaufsstopp als Glücksfall heraus: Als wir auf die CA-1 zurück wollen, sehen wir, dass der Verkehr dort steht. Wir können gerade noch umdrehen und beschliessen, den gut 6.5 km langen Stau via den Bear Mountain zu umfahren. Zeitmässig gewinnen wir nicht allzu viel, aber die Umfahrung ist sicher viel interessanter: In vielen Kurven fahren wir auf zunehmend schmalen Strassen zunächst mit Weitsicht bis auf die Olympic Mountains in den USA. Dann geht es durch den von Privatgrundstücken durchzogenen Wald aus Douglasien, Zedern und meinen Lieblingen, den Erdbeerbäumen (Arbutus/Madrone). Wir hoffen einfach immer, keinem entgegenkommenden Auto zu begegnen und erreichen nach 12 km und eine halbe Stunde später erleichtert den Trans Canada Highway.
Unsere Erleichterung verwandelt sich allerdings ziemlich bald in Genervtheit, denn es stellt sich heraus, dass der THC, der Trans Canada Highway, die CA-1, die einzige Bundesstrasse (englisch Federal Highway) Kanadas, einfach nur mühsam ist. Die berühmte, 7’821 km lange Strasse verbindet Victoria, die Hauptstadt British Columbias im Westen mit St. John’s, der Hauptstadt der Provinz Neufundland und Labrador im Osten. Hier auf Vancouver Island ist sie die Hauptverkehrsader zwischen den beiden grössten Städten und wichtigen Fährhäfen Victoria und Nanaimo, von wo sie auch via Fähre weiter nach Horseshoe Bay/Vancouver führt. Wir hatten irgendwie erwartet, dass der THC – zumindest hier auf Vancouver Island – ausgebaut wäre. Aber weit gefehlt: sie ist zwar vierspurig, aber es gibt nur ganz wenige Autobahnanschlüsse, was bedeutet, dass teils alle zwei Kilometer von rund 110 km/h auf 0 abgebremst werden muss, wenn wieder eine rote Ampel kommt….
Immerhin haben wir von einem noch nicht ganz komplett zugewachsenen Aussichtspunkt einen schönen Blick auf den Saanich Inlet und die Strait of Georgia mit den San Juan Islands sowie dem Mt. Baker im Hintergrund (beides USA). Es ist inzwischen über 30 Grad und wir sind froh, als wir bei Duncan auf die Strasse zum Cowichan Lake abbiegen können.

Nun kommt noch die interessante Aufgabe, einen Übernachtungsplatz zu finden: Wir sind ausgerechnet an einem Freitag unterwegs und stellen fest, dass nicht nur wir gerne einen Platz am schönen See hätten… Die bekannteren Plätze in der Nähe der Honeymoon Bay sind alle voll (oder zumindest reserviert…), doch nach 17 km auf einer sehr staubigen Piste finden wir dann zum Glück doch noch ein Stellplatz auf einem der Mosaic Forest Management Gruppe gehörenden Campground. Er zeichnet sich durch eine sehr nette Camp Host und einen mit 24 CAD sehr vernünftigen Preis aus. Es gefällt uns so gut, dass wir insgesamt 6 Nächte bleiben (nach dem Wochenende können wir sogar noch auf einen Platz direkt am Ufer umziehen, der auch als prime site nur 4 CAD teurer ist).

 

Hier kann ich auch gleich mein Packraft ausprobieren, das wir in Victoria gekauft hatten! Es ist im Nu bereit und fährt sich ein bisschen wie eine Badewanne 😉. Entgegen meinen Befürchtungen – dieses einfache und deshalb besonders kleine und leichte Modell hat keinen Kiel – ist es aber sogar bei Wind und Wellen einigermassen richtungsstabil.

Das Wetter ist recht wechselhaft, von sehr windig und kalt zu warm und schön. Wir konsultieren die Vorhersage und bestellen für den Mittwoch im einschlägigen Shop in Lake Cowichan einen gemütlichen Ring mit Lehne und Büchsenhalter für Ozy fürs River Tubing. Es ist alles prima organisiert. Er schnappt sich seinen Ring (und ein eigentlich der «höheren Kategorie» vorbehaltenes) Doppelpadel, ich setze mich in meine «gelbe Badewanne» und schon treiben wir sehr gemütlich zusammen mit vielen anderen Gleichgesinnten den Fluss hinunter. Es ist so warm, dass wir ab und zu eine Pause im Schatten der am Ufer wachsenden Bäume und Büsche einlegen. Der Fluss ist zudem im oberen Teil so ruhig, dass wir manchmal gegen die Brise paddeln müssen, um überhaupt vorwärtszukommen. Am Ende hat es ein paar «raue Stellen», die den Spass noch erhöhen, und nach rund drei Stunden sind wir am Auswasserungspunkt, wo wir in den Shuttlebus einsteigen können. Zum Abschluss gibt es Pizza und ich gönne ich mir ein New Zealand Style Ice Cream bei Cowabunga Cones, ein neutrales Vanilleglacé, das in einer Maschine mit gefrorenen Früchten nach Wahl vermischt wird und als super feines Frucht-Softeis herauskommt. Ein einfach rundum schöner Sommertag!

Es ist überhaupt so, dass wir am See so ein richtiges «Ferienfeeling» erleben. Es ist – abgesehen vom Wochenende – so warm, dass man draussen sitzen, paddeln und im See baden kann (ja, sogar Ozy geht rein!) und das Rivertubing trägt sicher auch dazu bei. Einfach schön!

 

Totempfähle, Raubvögel und der erste Fall von road rage

Schon fast ein bisschen traurig verabschieden wir uns dann von dem schönen Platz. Aber gleichzeitig freuen wir uns auch, denn wir werden Mary wiedersehen, die wir im Dezember 2019 in Loreto auf der Baja California kennengelernt und Anfang Februar 2022 bei ihrem Freund Vince in Florida besucht hatten. Diesen Sommer wohnt sie in ihrem Trailer bei ihren netten Freunden Rory und Doree.

Auf dem Weg besichtige ich in Duncan die (modernen) Totempfähle und dann kommt ein weiterer Höhepunkt: Der Besuch der Pacific Northwest Raptors, den uns Mary empfohlen hatte. In diesem Park kann man verschiedene Raubvögel mehr oder weniger nahe sehen, es gibt Flugshows und zwei verschiedene «Experiences», wo man den Vögeln noch näherkommen kann. Besonders cool finde ich, dass es sich bei diesem Park nicht nur um eine Touristenattraktion handelt, sondern um ein spezialisiertes Zentrum, deren Biologen die Raubvögel studieren, ihr gewonnenes Wissen vermitteln und auch als Berater bei Bau- und anderen Projekten tätig sind. Und nicht nur das: sie arbeiten auch richtig mit den Vögeln, indem sie zum Beispiel als umweltfreundliche Lösung eingesetzt werden, um andere Vögel an sensiblen Orten wie Flughäfen etc. zu vertreiben.
Wir hatten uns entschieden am Hawk Walk teilzunehmen, bei dem einem ein Raubvogel auf die (behandschuhte) Hand fliegt. Es befinden sich jeweils zwei Gruppen à vier Personen ein Stück von einander entfernt in einem Wäldchen und der Vogel fliegt zwischen den Gruppen hin und her. Der erste, Ivey, hat keine rechte Lust und wird dann durch die (hungrigere?) Lightly ersetzt, ein wunderschöner Wüstenbussard (Harris Hawk).
Leider müssen wir noch einen kleinen «Unfall» miterleben, indem der etwa 6jährige Junge in unserer Gruppe – entgegen den klaren Anweisungen – mit dem Rücken zum Vogel steht und den Handschuh mit dem Fleischstückchen viel zu tief hält. Wie von unserer Betreuerin vorhergesagt visiert der Falke den höchsten Punkt an, was dann sein Kopf ist… Das Kind erleidet glücklicherweise eher einen Schock als eine ernsthafte Verletzung durch die Krallen und wir bekommen dafür mehr Gelegenheit, den Vogel auf unserer Hand landen zu lassen. Es ist einfach ein wunderschönes Erlebnis! Und jedes Mal von neuem überraschend, weil der Vogel von unten her anfliegt und trotz seiner Grösse so leicht ist.

 

Leider wird das schöne Erlebnis mit den Greifvögeln dann bald durch unsere erste Erfahrung mit road rage (Verkehrsaggression) getrübt. Vor Nanaimo ist die Spurführung für uns Ortsunkundige etwas verwirrend (der THC, führt direkt in die Stadt bzw. zum dortigen Fähranleger, der Durchgangsverkehr via CA-19 muss rechts abfahren) und Ozy wechselt etwas spät die Spur. Das passt dem Herrn, der offenbar rechts an uns vorbeifahren wollte, gar nicht. In der Ausfahrt überholt er uns und bremst und aus. Dann fährt er schimpfend auf der Nebenspur neben uns her und als er aufgrund des Verkehrs Gas geben muss, wartet er weiter vorne auf der Standspur auf uns, damit er uns weiter beschimpfen kann! An einer der zahlreichen Ampeln steht er dann auf meiner Seite und lässt das Fenster herunter, was ich auch tue. Endlich kann er uns mitteilen, was wir für Idioten seien und dass Ozy ihm und allen anderen hinter ihm den Weg abgeschnitten habe. Als er das losgeworden ist, biegt er endlich ab und lässt uns in Ruhe. Puh!

Leicht erschüttert, aber ohne weitere Zwischenfälle erreichen wir den Hof von Rory und Doree, wo wir netterweise zwei Nächte stehenbleiben dürfen. Sie haben ein wunderschönes Haus mit grossem Umgelände, auf dem sie Ziegen, Schweine und Hühner halten. Wir freuen uns, Mary wiederzusehen und erzählen von unseren gegenseitigen Erlebnissen. Am Abend gehen wir zusammen ins Black Bird Schnitzelhaus in Qualicum Beach, wo wir draussen sitzen, schwatzen und wunderbare Schnitzel und deutsches Bier geniessen. Am nächsten Tag macht Mary trotz ihrer akuten Rückenprobleme mit mir einen Spaziergang um die Englishman River Falls und am Abend gehen wir zum El Faro Market in Parksville zum Essen, eine interessante Mischung aus Bioladen und Restaurant. Es hat einen netten Innenhof, wo wir auch Rory und Doree treffen, die zu einer hier stattfindenden Geburtstagsfeier eingeladen sind. Mary, die die Anwesenden auch alle kennen und wir werden gleich an den grossen Tisch gebeten und erleben einen fröhlichen Abend inklusive Geburtstags-Glacé und -torte!

 

Hin und zurück mit Hindernissen und road rage zum 2.: Besuch der Wesküste

Als nächstes soll es zur «berühmten Westküste» von Vancouver Island gehen (eigentlich ist es ja nur ein ganz kleiner Abschnitt, zu dem man mit dem Auto hinkommt). Hier befinden sich die bekannten Orte Ucluelet und Tofino sowie der Long Beach, das Surfermekka von Kanada. Aufgrund von Bauarbeiten (Felssicherung nach einem grossen Waldbrand) erweist sich die Anfahrt allerdings als nicht ganz einfach: Der Alberni Highway CA-4 ist nur zu bestimmten Zeiten einspurig befahrbar. Wir haben aber Glück und können nach rund einer halben Stunde Wartezeit durchfahren. Da die Übernachtungssituation aufgrund der Beliebtheit der Küstengegend eher schwierig ist, ziehen wir uns auf einen Holzerweg in den Bergen südwestlich von Port Alberni zurück. Die Bäume sind hier vor noch nicht allzu langer Zeit geerntet worden, so dass wir auch eine schöne Rundumsicht, den unterbruchsfreien Gebrauch unseres StarLink und eine Handvoll Brombeeren geniessen können. Am nächsten Tag führt die kurvige CA-4, ab Port Alberni Pacific Rim Highway genannt, meist durch einen grünen Kanal mit wenigen Ausblicken auf den grossen Sprout Lake, den Kennedy River und den Kennedy Lake. Das Wetter ist leider nicht mehr so schön, trotzdem laufe ich an der Spitze der Ucluelet Halbinsel den 2.6 km langen Lighthouse Loop des insgesamt 8 km langen Wild Pacific Trail, der – vor allem wenn man zu den oft mit Bänken ausgestatteten Aussichtspunkten geht – zwischendurch Ausblicke auf die verzettelte Küste, kleine Buchten und auf durch die Kraft der Elemente interessant geformte Bäume bietet.
Der Ort Ucluelet selbst inspiriert uns nicht zum Bleiben (was vielleicht auch an den dräuenden Wolken liegt), so dass wir uns auf den Weg ins 40 km entfernte Tofino machen. Auf dem Weg durchqueren wir das Pacific Rim National Park Reserve, in dem es einige Trails durch den gemässigten Regenwald gäbe. Da wir vor kurzem an der Oregon Coast waren, der Trail, den ich hätte gehen wollen gesperrt ist, und das düstere Licht nicht zu einem Waldspaziergang einlädt, fahren wir nur durch.
Als wir im berühmten Tofino ankommen, ist es einfach nur voll. Schilder besagen, dass RVs nicht geparkt werden dürfen (wir gehören aufgrund unserer kompakten Grössen vermutlich nicht dazu, aber wer weiss…) und irgendwie haben wir einfach den Eindruck, dass es uns hier nicht auch noch braucht… Wir machen eine kleine Stadtrundfahrt und fahren auf dem gleichen (und einzigen…) Weg wieder zurück. Dabei halten wir noch am Long Beach (auch ein Teil des Pacific Rim NPR) und gucken frierend eine Weile den zahlreichen Surfern zu. Zum Übernachten ziehen wir uns an einen netten Platz am Taylor River zurück, wo wir zwar im Wald stehen, den StarLink aber praktischerweise am Flussufer platzieren können. Am Abend kommen zwei (unabhängige) österreichische Paare dazu, die einen in ihrem eigenen Van, die anderen in einem Mietauto. Sie fahren am nächsten Morgen weiter, während wir den Regentag gemütlich aussitzen und meinen Vorgeburtstag mit Gambas al Ajillo mit Safranrisotto und Ratatouille anfeiern.

Das das ein grosser Fehler war, stellen wir dann am nächsten Tag fest…

 

Wir passieren wieder Port Alberni und laufen im MacMillan Provincial Park auf die Autokolonne auf. Wir denken uns nicht allzu viel dabei, denn wir wissen ja um die Baustelle. Es geht auch immer wieder vorwärts, obwohl langsamer als erhofft, denn eigentlich sollte der Verkehr ja abwechselnd über die eine offene Spur geführt werden. Immerhin haben wir so schön Zeit, die mächtigen Zedern des Old Growth Forest zu bewundern, die durch diesen Park geschützt werden (aufgrund der Bauarbeiten ist der Park mit seinen Trails leider zu). Gute zweieinhalb Stunden später sind wir am Ufer des Cameron Lake, wo wir realisieren, dass etwas gar nicht stimmt: Die Kolonne hat sich nur bewegt, weil immer wieder Autos umgedreht haben (was auch die Illusion von stattfindendem Gegenverkehr erzeugt hat). Aufgrund von Gerüchten und News-Seiten wird dann klar, dass die Schutznetze bei der Felssicherungs-Baustelle aufgrund des starken Windes nicht hochgezogen werden können und der Highway deswegen gesperrt ist.
Die BC-Strassenzustands-Seite vertröstet uns auf acht Uhr abends und wir machen das Beste draus und feiern meinen Geburtstag mit einem Festessen bestehend aus leckeren Sandwiches und Snack-Rüebli auf der Mittelkonsole. (Wir hatten eigentlich ein feines Restaurant an der Ostküste anvisiert gehabt, aber – wie wir erst nachher gesehen haben – hätte das am Mittwochabend sowieso nicht geöffnet gehabt…).
Nach acht Uhr gibt es dann ein Update: Strasse immer noch gesperrt, nächstes Update morgen Morgen um fünf Uhr…
Wenigstens brauchen wir uns so nicht um einen Übernachtungsplatz zu kümmern. Im Gegensatz zu vielen anderen, die ungeplant in ihren Autos übernachten müssen, können wir uns in unser eigenes Bett zurückziehen und wir sind sehr dankbar für diesen Luxus.

Am nächsten Morgen fängt es schon vor fünf Uhr an, unruhig zu werden. Als dann das Update kommt, trauen wir unseren Augen nicht: trotz Windstille immer noch gesperrt! Offenbar ist nun der Kran, der das Netz halten sollte, durch den gestrigen Wind beschädigt! Nächstes Update um 14 h!

Jetzt haben wir doch langsam die Nase voll. Inzwischen haben wir gehört, dass es auch eine Umfahrung gibt und uns auf der Website, wo sie gut versteckt ist, schlau gemacht. Es handelt sich um eine Abfolge von Holzerstrassen, die südlich von Port Alberni durch die Berge und in einem Bogen zum Cowichan Lake führen. Eigentlich passt uns diese Route ja gar nicht, da sie insgesamt etwa fünfeinhalb Stunden dauert und einen riesigen Umweg bedeutet. Aber wir mögen (wie viele andere) einfach nicht mehr auf irgendwelche Updates warten, die uns womöglich noch weiter vertrösten, und beschliessen, diesen Weg zu fahren.

Obwohl es noch sehr früh ist und noch nicht allzu viel Verkehr hat, gibt es immer wieder einmal kürzere Staus durch sehr langsam fahrende Zeitgenossen und/oder LKWs, die auf den steilen, rutschigen Strassen nicht den Berg hochkommen. Wir staunen, dass keiner dieser «Bremsklötze» die Autos hinter ihm vorbeifahren lässt. Es gäbe zwar nicht allzu viele, aber doch immer wieder Ausbuchtungen, wo dies möglich wäre! So früh am Morgen sind zum Glück vor allem in der Gegenrichtung noch nicht viele Menschen unterwegs, so dass Ozy und auch andere an übersichtlichen Stellen überholen können. Zwischendurch sind wir sogar ganz alleine und können den Regenwald geniessen, wo die Sonnenstrahlen im Nebel mystische Stimmungen hervorrufen.

Schliesslich haben wir es geschafft und sind wieder beim Cowichan Lake. Ozy überholt einen Pickup mit Anhänger und nun erleben wir den zweiten Fall von road rage innerhalb einer Woche! Der Herr rastet völlig aus, hupt, gestikuliert wild durchs offene Fenster und als wir vor einer einspurigen Brücke halten müssen, steigt er gar aus und geht auf uns zu! Wir können zum Glück weiterfahren, bevor er bei uns ist, aber wir bekommen es nun doch etwas mit der Angst zu tun. Vor allem auch, weil er sich einfach nicht beruhigt. Er wütet und gestikuliert weiter und weiter, und bleibt immer hinter uns, auch wenn wir weitere Autos überholen. Wir wissen nicht, was wir tun sollen und kommen schliesslich auf die Idee, in Lake Cowichan zur Polizei zu fahren. Wir biegen nach über einer halben Stunde ins Städtchen ab, der Kerl immer hinterher, nochmals abbiegen in die Nebenstrasse zum Posten der Royal Canadian Mounted Police, der Typ immer noch hintendran. Da der Parkplatz direkt vor dem Posten besetzt ist, fährt Ozy halb in die Einfahrt und macht sich auf zum Eingang, nur um festzustellen, dass da ein Schild hängt «Bin zurück um 11 h»… Inzwischen hat der Typ auf meiner Seite angehalten und schimpft aus dem Fenster auf mich ein. Dieses Mal öffne ich nicht, sondern schaue einfach stur geradeaus und hoffe, dass er nicht aussteigt. Inzwischen biegt zum Glück ein Polizist um die Ecke und kommt heran, um zu sehen, was da los ist. Der Typ realisiert wohl erst jetzt, wo wir eigentlich sind und verduftet. Erst als ich aussteige merke ich, dass meine Hände vor Anspannung haltlos zittern. Der Polizist möchte natürlich wissen, was los war und wir erstatten erschüttert Bericht. Ich hatte gerade noch ein Foto vom Gespann gemacht, bevor der Typ um die Ecke gebogen ist, und der Polizist meint, er werde mal ein Wörtchen mit dem Herrn reden. So gehe das ja nun auch nicht. Das finden wir allerdings auch!

Nun sind wir mehr als vier Jahre unterwegs, hatten nie ein Problem, kaum mal ein Hupen, und nun zwei Mal ein dermassen aggressives Verhalten in einer Woche! Wir fragen uns, was auf dieser Insel los ist. Wenn wir nicht schon für heute einen Stellplatz und für morgen eine Whale Watching Tour in Telegraph Cove gebucht gehabt hätten, hätten wir gleich die nächste Fähre aufs Festland genommen.

Wir sind immer noch erschüttert und zittrig als wir drei Stunden später in Campbell River einkaufen gehen. Zum Glück hat es auch einen kleinen McDonald’s im Laden und nach einer warmen Mahlzeit geht es ein bisschen besser. Der Rest der Fahrt nach Norden ist ohne besondere Vorkommnisse und insgesamt eher langweilig. Grüner Kanal eben.

 

Telegraph Cove

Dafür entpuppt sich Telegraph Cove als ausgesprochen hübsch. Wir haben einen Platz auf dem offenen Campground beim Dorf reserviert (es gibt noch einen zweiten weiter weg im Wald), von wo aus man direkt zum historischen Örtchen, das zu einem Teil auf Stelzen gebaut ist, gehen kann. Es geht zurück auf eine alte Telegrafen-Station und lebte dank eines Lachsverarbeitungsbetriebes und einer Sägemühle weiter. Heute ist der Tourismus die Haupteinnahmequelle des 20-Einwohner-Ortes und die meisten alten Häuser werden durch das Telegraphe Cove Resort als Ferienwohnungen vermietet. Die Hauptattraktion – und auch unser Grund hierherzukommen – sind die Orcas.
Im kleinen Walmuseum und auf der Tour mit dem Zodiac (Festrumpfschlauchboot) erfahren wir, dass es hier in der Johnstone Strait zwei Ökotypen von Schwertwalen gibt: Die resident-Population von etwa 50 Tieren, die immer hier sind und sich von vor allem von Fischen ernähren, und die wandernden Bigg’s Schwertwale, die sich im Sommer hier aufhalten und sich auf Säugetiere (Robben) spezialisiert haben. Leider sind wir für letztere noch zu früh, sehen aber immerhin ein paar Robben auf einem Felsen sowie die Fluke eines Buckelwals. Auch Orcas lassen sich noch blicken in Form einer gelegentlichen Rückenflossen eine verteilten Schwertwal-Familie in grossem Abstand. Es ist insgesamt ein schöner Nachmittag auf dem Wasser, aber wir beschliessen, keine Whale Watching-Touren mehr zu machen. Nach den Erlebnissen in Neufundland und auf der Baja, wo wir Buckelwale und Grauwale direkt vom Ufer aus spielen und jagen gesehen haben und vor allem nach dem Ausflug auf die Ojo de Liebre-Lagune an der Ostküste der Baja, wo die Grauwale von sich aus ganz nahe ans Boot gekommen sind, sind solche «Juhu, ich habe weit draussen die Spitze einer Rückenflosse gesehen»-Erlebnisse für uns einfach nicht mehr so toll…

Telegraph Cove geniessen wir aber sehr, wandern zwischen den historischen Häusern umher und essen vor allem zwei Mal ausgezeichnet im Killer Whale Café, wo wir eine sehr nette Kellnerin aus Australien kennenlernen. Diese zwei Tage versöhnen uns zum Glück wieder etwas mit Vancouver Island.

 

Fahrt entlang der Küste nach Vancouver

Nun geht es aber endgültig aufs Festland!
Von Little River bringt uns die schön bemalte «Salish Orca» über die Strait of Georgia nach Powell River. Der Sunshine Coast Highway CA-101 führt uns anschliessend entlang der recht stark besiedelten Küste nach Süden. Weil es langsam spät wird, suchen wir einen Übernachtungsplatz. Der anvisierte Saltery Bay Provincial Park erweist sich als recht voll, verhältnismässig teuer und – im dichten Wald gelegen – vor allem sehr düster. Kurz vorher hatten wir einen freundlich aussehenderen privaten Campingplatz passiert, wo wir mal nachfragen. Auch hier wäre alles voll, aber die geschäftstüchtige Betreiberin findet für uns noch einen (günstigen) overflow-Platz, der uns ausnehmend gut gefällt. So sehr, dass wir gleich drei Nächte bleiben (es ist auch wieder Freitagabend und damit Wochenende…). Wir geniessen die gute Dusche, ich probiere erfolgreich unseren neuen Camping-Backofen aus und wir machen einfach mal Pause.

Am Montag geht’s weiter Richtung Vancouver. Die CA-101 wird hier durch den Jervis Inlet, den tiefsten Fjord an der BC-Küste, unterbrochen. Dies bedeutet nochmals zwei Fähren (beide werden gleich bei der ersten bezahlt). Dieser Abschnitt erweist sich als recht zeitintensiv, da die Fähren nicht so aufeinander abgestimmt sind, dass man realistisch die folgende noch erreichen kann, d.h. man muss entsprechend eine gute Stunde auf die nächste warten. Dafür hat es am Fähranleger in Langdale ein paar Stände, wo man handwerkliche Produkte kaufen kann (wie zum Beispiel sehr schöne Chinesische Fächer). Aber dank des wunderbaren Wetters und der schönen Inselwelt erleben wir zwei tolle Fährfahrten.
Zum Schlafen fahren wir wieder auf den – nicht ganz günstigen, aber sehr gediegenen – Burnaby Cariboo RV Park ausserhalb von Vancouver. Hier waren wir 2015 schon mal und der Berner, der an der Rezeption arbeitet, ist auch noch da.
Der Plan war eigentlich, mit dem fussläufig erreichbaren SkyTrain in die Innenstadt zu fahren und dort wieder im Top of Vancouver Restaurant zu essen. Das war vor acht Jahren sehr toll, weil sich das Restaurant während einer Stunde um 360° dreht und man besonders beim Eindunkeln einen wunderschönen Ausblick hat. Es hatte sich auch gelohnt, da auch die Aussichtsplattform (einen Stock darunter) kostet. Mittlerweile ist aus dem nicht ganz günstigen doch noch bezahlbaren Restaurant leider ein – für uns zu teurer – Gourmettempel geworden, weshalb wir ganz auf den Besuch von Vancouver verzichten und stattdessen unser Glück im nahegelegenen Coquitlam versuchen. Dort landen wir schliesslich mit dem Insadong Korean BBQ in einem sehr authentischen koreanischen Restaurant, wo wir ausgezeichnet (und zu einem Bruchteil vom Top of Vancouver) essen.

 

Besuch bei Ruth und Hans in Kelowna

Am nächsten Tag, es ist der 1. August, fahren wir zunächst auf dem Trans Canada Highway CA-1 durch die grosse, landwirtschaftlich genutzte Ebene des Fraser River, mit schönem Blick auf den Mt. Baker (in den USA). Diese Gegend ist besonders dicht besiedelt und wir quälen uns auf dem stark befahrenen Highway – der in Ermangelung anderer Strassen zum Teil auch als Veloweg dient – Richtung Cascades. Nach Hope biegen wir auf den Coquihalla Highway BC-5 ab, der uns über den gleichnamigen Pass führt  und schon nicht mehr so stark befahren ist. War es im Tal unten noch 30 °C, sinkt die Temperatur in den Bergen auf angenehme 23 °C. Bei Merrit biegen wir auf den gut ausgebauten «Okanagan Connector» BC-97C ab, der uns über einen weiteren, noch höheren Pass ins Okanagan Valley und nach Kelowna ins geschützte Okanagan Valley bringt – wo es dann 41 Grad heiss ist!
Hier besuchen wir Ruth und Hans Schroth, die wir im Januar in San Felipe auf der Baja California kennengelernt und die uns netterweise zu sich nach Hause eingeladen hatten. Sie wohnen in einem wunderschönen Holzhaus im Stil ihrer ehemaligen Heimat Deutschland, das sie selbst hoch über dem Okanagan Lake gebaut haben. Der 1. August wird gebührend gefeiert indem sie uns gleich nach unserer Ankunft mit einem wunderbaren Hirschgulasch verwöhnen (wir haben ja so gerne Wild, aber das bekommt man nur, wenn man es selbst schiesst…). Am nächsten Morgen gibt es ein wunderbares Frühstück im Wintergarten, bevor uns Hans ihr eigenes Restaurant, die Wood Fire Bakery in Kelowna, zeigt, aus der er uns deutsche Delikatessen wie heissen Fleischkäse und Haxen mitgibt – und das so grosszügig, dass wir dann noch mehrere feine Mahlzeiten im Camper geniessen können. Lecker!!!

Am nächsten Tag geht es weiter und wir verabschieden uns von unseren lieben Gastgebern. Wir danken Euch ganz herzlich für die schöne Zeit und das wunderbare Essen und freuen uns schon jetzt darauf, Euch hoffentlich auf der Baja wiederzusehen!

 

Durch die Rockies nach Calgary

Das Paralleltal zum Okanagan Lake führt uns vorbei an verschiedenen kleineren Seen nach Norden, wo wir in Sicamous wieder auf den Trans Canada Highway CA-1 treffen. In den landwirtschaftlich genutzten Tälern sind die Highways gut ausgebaut und wir kommen wir gut voran. In den Bergen sind sie dagegen oft einspurig bzw. nur abwechselnd zweispurig und kurvig, was die Fahrt eher mühsam macht. Ausserdem nimmt der Verkehr stark zu, da wir uns der Tourismusgegend um die bekannten Nationalparks der kanadischen Rockies nähern. Immerhin gibt es einige Ausbauprojekte, die die Fahrt aktuell natürlich zusätzlich verlangsamen…
Leider können wir uns nicht gross durch die schöne Berglandschaft ablenken, da der dichte haze von den diversen Waldbränden die Aussicht teilweise stark einschränkt. Auf dem THC durchqueren wir den (kanadischen 😉) Glacier NP und finden am Abend gerade noch ausserhalb des Yoho NP einen Platz oberhalb des Kicking Horse River. Am Dienstag fliege ich von Calgary aus in die Schweiz auf «Heimurlaub». Uns trennen praktisch nur noch die Berge mit ihren Nationalparks von der etwa zweieinhalb Stunden entfernten Grossstadt und da es aufs Wochenende zugeht, möchten wir nicht weiterfahren. Dieser Platz auf einer eher düsteren Waldlichtung und nahe an einer River Rafting-Bootsrampe gefällt uns jedoch nicht so gut, weshalb wir am nächsten Morgen etwas weiter flussaufwärts umziehen, wo es eine weite Flussebene gibt. Sie ist zwar sehr gut von anderen Wildcampern besucht, doch finden wir noch ein nettes Plätzchen und treffen auch das österreichische Paar mit Mietwagen wieder, das wir auf Vancouver Island kennengelernt hatten – die Welt ist doch klein!
Der haze sorgt für farbige Sonnenauf- und untergänge und als Highlight sehen wir zum zweiten Mal in diesem Jahr Nordlichter.

 

Am Sonntag fahren wir auf dem THC durch den Joho und südlichen Teil des Banff National Park und ganz unvermittelt spucken uns die Canadian Rockies in die Prärie aus!

Bald sind wir im dicht besiedelten Bereich um Calgary, wo wir noch so einiges zu erledigen haben: Im riesigen Bass Pro Shop für einen Freund in der Schweiz ein paar Dinge besorgen, Wäsche und Auto waschen und dem Home Depot einen Besuch abstatten. Ausserdem gucken wir schon mal, wie das mit der Übernachtung beim Flughafen funktioniert – mein Flug geht schon um 6.50 h (vermutlich war er deshalb vergleichsweise günstig…). In der Nähe gibt es weder bezahlbare Campingplätze noch Hotelzimmer und Ozy möchte auch nicht morgens um zwei aufstehen, um mich stundenlang zum Flughafen zu chauffieren. Zum Glück hat er aber herausgefunden, dass es ein «Over Height Parking» gibt, wo man für knapp 30 CAD über Nacht (bzw. maximal 24 h) stehen kann.
Nachdem wir gesehen haben, wo wir übernachten können, gibt es noch so ein richtiges feines Abschiedsessen im Cattle Baron Steakhouse in der Nähe des Flughafens. Als Vorspeise nehmen wir einen gebackenen Camembert – sensationell – und die nachfolgenden Steaks sind auch ausserordentlich gut! Das Dessert wäre auch sehr fein, ist aber auch sehr füllend…

Nachdem wir auf dem Parking vor dem Flughafen tatsächlich noch einen Platz für uns gefunden haben – es ist so nahe bei den Terminals, dass es offenbar auch bei normal-hohen Autos beliebt ist… – kommt Ozy mit mir noch rekognoszieren, damit ich dann im Halbschlaf meinen Weg an den richtigen Schalter finde…

 

Und nach einer viel zu kurzen Nacht verabschiede ich mich von meinem lieben Schatz und wir gehen für einen Monat separate Wege: Er hat einen rund 3600 km langen Roadtrip quer durch die Prärien Albertas, Saskatchewans und Manitobas sowie die ausgedehnten Wälder östlich von Winnipeg vor sich, bevor er mich am 7. September in Montréal abholt, während ich mich auf der anderen Seite des Grossen Teichs nach Strich und Faden verwöhnen lassen kann. 😊

4 Gedanken zu „Rosen, Road Rage und Rockies – Vancouver Island bis Calgary

  1. Liebe Steffi, du treue Seele, danke für deine ausführlichen Reiseberichte, die mich mitfahren lassen! Im letzten Sommer konnte ich nach 16 langen Jahren endlich wieder einmal meinen Bruder sehen, der seit Jahrzehnten in Aspen lebt. Das american feeling, wie du es spüren lässt, war gleich wieder da..
    Nun, in der ersten Woche des neuen Jahres wünsche ich dir/euch weiterhin gute Gesundheit und gute Fahrt.
    Liebe Grüsse
    Renate

    1. Vielen herzlichen Dank, liebe Renate! So schön, dass Du wieder in die USA reisen und Deinen Bruder wiedersehen konntest! Auch Dir die besten Wünsche für das neue Jahr!
      Herzliche Grüsse
      Steffi

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