Kakteen, Kupfer und Cowboys – Süd-Kalifornien und -Arizona

Kakteen, Kupfer und Cowboys – Süd-Kalifornien und -Arizona

Mittlerweile haben wir uns wieder etwas an die «Zivilisation» gewöhnt. Trotzdem sind wir froh, als wir unsere «To Do»-Liste abgearbeitet haben, und aus dem Grossraum San Diego und vom Casino-Camping wegkommen.

Wir stellen uns gleich für zwei Nächte auf eine Felsnase in den San Jacinto Mountains, wo wir zwei ruhige Nächte geniessen und eine grossartige Aussicht über den gewundenen Scenic Highway 74 (Teil des Palms to Pines Scenic Byway) und das Coachella Valley mit den Winterrückzugsort Palm Desert haben.

Bevor wir uns endgültig Richtung Wüste begeben können, müssen wir allerdings nochmals in Los Angeles vorbei, denn Ozy hat uns einen neuen Hawkins-Dampfkochtopf zum Hollywood RV bestellt.
Der neue Topf fasst nun 3 l und besteht aus Edelstahl.  Dadurch ist er auch für ein Anbraten vor dem Dampfkochen geeignet… Unseren 2 l Alu-Topf, dessen Boden sich dadurch nach aussen gewölbt hatte, haben wir gegen einen geringen Betrag Sandra und Reto überlassen, die einen Gasherd haben, wo er im Gegensatz zum flachen Glaskeramikherd immer noch prima funktioniert.

Der Abstecher nach Los Angeles gibt uns immerhin die Gelegenheit, endlich einmal die Reagan Presidential Library nördlich von Los Angeles zu besuchen, wo wir nicht nur einem wichtigen Abschnitt der neueren Geschichte wiederbegegnen, sondern auch die AirForce One besichtigen können, in der Reagan (und weitere Präsidenten vor ihm) um die Welt geflogen sind.

Vicki und Steven aus Las Vegas haben uns freundlicherweise eingeladen, einige Tage mit ihnen im Emerald Cove RV Resort bei Parker, AZ, zu verbringen. Wir geniessen die Zeit mit unseren Freunden sehr. Wir machen zusammen Brettspiele, beobachten die Boote auf dem Colorado, gehen Essen und bewundern die schönen Sonnenuntergänge. 
Ozy und ich besuchen zwischendurch die 1968 aus London hierher versetzten Brücke über einen eigens angelegten Kanal in Lake Havasu City (der Gründer der Stadt, Robert McCulloch, brauchte eine Attraktion für die mitten in der Wüste von Arizona gelegene Stadt…) und Steven führt uns am Wochenende zum ganz speziellen Nellie E. Saloon (Desert Bar) mitten in der Wüste aus.
– Wir danken Euch nochmals ganz herzlich für die liebe Einladung nach Emerald Cove, Steve und Vicki!

Nach dem schönen langen Wochenende fahren wir Richtung Yuma im südwestlichen Zipfel von Arizona, nahe der mexikanischen Grenze. Dabei verlieren wir eine Stunde, denn Arizona liegt in der Mountain Time Zone.

Wir passieren dabei auch Quartzsite, das in den Wintermonaten von Tausenden von «Snowbirds» bevölkert wird und im Januar und Februar Veranstaltungsort grosser und bekannter Edelsteinbörsen ist.

Hier beginnt die Sonora Wüste, die – im Gegensatz zu dem, was man sich normalerweise unter eine «Wüste» vorstellt – recht grün ist. Jetzt ist natürlich auch gerade «Frühling», was diesen Eindruck noch verstärkt. Zwischen den grossen, auffälligen Saguaros, die in keinem Western fehlen dürfen, wachsen zahlreiche kleinere Kakteenarten. Besonders hübsch sehen die kleinen «Teddybear Chollas» und ihre etwas grösseren Verwandten, die «Hanging Fruit Chollas» aus. In Arizona nennt man sie auch «Jump on you-cactus», weil sie die fiese Angewohnheit haben, einzelne, kugelförmige Glieder «abzuwerfen», die sich mit ihren spitzen und sehr starken Stacheln nicht nur in die Sohle von Schuhen, sondern sogar in den festen Gummi der Kotschutzlappen bohren können… Ausser den klassischen Kakteen, zu denen Gebietsweise auch noch verschiedene Arten von Barrel Cactus und Prickly Pears hinzukommen, wachsen auch noch die hübschen, korallen ähnelnden Ocotillos, z.T. verschiedene Agavenarten  und mehrere Sorten von grösseren und kleineren Sträuchern wie z.B. Creosote und Mesquite. Letztere säumen gerne die Trails – weil diese wiederum oft den «Washes», meist ausgetrockneten Bachbetten, folgen – und sorgen dafür, dass ein Fahrzeug mit dem «Arizona Pinstriping» verziert wird… – Ozy freut sich schon auf die nächste ausgedehnte Politur-Sitzung…

Die nächsten zwei Tage erkunden wir die Kofa Wildlife Refuge, die unter andere die Kofa und Castle Dome Mountains und das dazwischenliegende King Valley umfasst. In dieser Gegend befanden (und befinden sich z.T. noch) zahlreiche Gold-, Silber, Blei- und Kupferminen (der Name «Kofa» kommt auch von der Abkürzung für die «King of Arizona» Goldmine). Darberhinaus wurde das Gebiet vom Militär als Trainingsgelände für Wüsteneinsätze verwendet und auch heute noch ist das Kofa Wildlife Refuge auf drei Seiten vom Militär umgeben (Yuma Proving Ground).
In den Kofa Mountains befindet sich einer der zwei einzigen Standorte von Kalifornischen Fächerpalmen in Arizona (Überbleibsel der letzten Eiszeit)  und sie würden auch Bighorn Sheep beherbergen, die der eigentliche Grund für die Schaffung des Naturschutzgebietes waren.

Zum Abschluss besuchen wir noch die ehemalige Minenstadt Castle Dome. Diese ist heute ein Freilichtmuseum mit kleinen Themenausstellungen in den einzelnen Gebäuden. 

Zum Übernachten fahren wir durch das Militärgebiet des Yuma Proving Ground und ziehen uns ins BLM Gebiet beim Imperial Dam zurück. Nicht nur im Naturschutzgebiet, sondern auch hier ist alles voll mit «Snowbirds».

Nachdem wir uns die Exponate im kleinen Yuma Proving Ground Open Air Museum (gehört zum gleichnamigen Heritage Center) angesehen haben, fahren wir «zum Spass» den Laguna Mountain Ridge Trail, der quer durch eine mondähnliche Landschaft führt.
Ich glaube, das ist bisher der extremste Trail, den wir je gefahren sind! Die Spur selbst ist nicht besonders schlimm, hat keine speziellen Stufen, Hindernisse oder Engstellen. Aber die Lage!!! Der Trail führt über weite Strecken entlang der Grate verschiedener Hügelketten. Direkt neben dem Trail geht es beidseitig steil hinab und oft befindet sich auf dem höchsten Punkt eine mehr oder weniger scharfe Kurve, so dass man aufpassen muss, dort nicht geradeaus hinten hinunterzufallen (man sieht in dem Moment ja nicht, wohin die Strasse geht…). Wir sind mehrmals dankbar für die von Ozy installierte kleine Kamera am Aussenspiegel, die uns das rechte Vorderrad zeigt, auch wenn wir zusätzlich ein paar Mal aussteigen und die Situation angucken müssen, bevor wir weiterfahren können. 
Ich bin sehr froh darüber, dass Ozy fährt: er hat keine Höhenangst, bewahrt ruhig Blut und kann das Auto millimetergenau steuern – alles Attribute, die für diesen Trail unabdingbar sind… Die Aussicht von dort oben ist super, aber ich bin nicht unglücklich, als wir heil auf der anderen Seite dieses Hügellandes ankommen und einem Bewässerungskanal nach Yuma folgen können…

Als nächstes wollen wir den «Camino del Diablo» fahren, der Yuma und Ajo verbindet. Da die Naturstrasse unter anderem durch die Barry M. Goldwater Air Force Range verläuft, muss man eine Bewilligung organisieren. Deshalb begeben wir uns zur Yuma Marine Air Corps Station, wo es nach Google Maps auch ein «Open Air Museum» geben soll. Es stellt sich heraus, dass alles etwas anders ist: das «Museum» besteht aus zwei Fliegern, die hinter dem Zaun der Militärbasis stehen, und im Büro, zu dem wir verwiesen werden, informiert man uns, dass die Bewilligung heute – wie könnte es auch anders sein – nur noch online erteilt wird (s.u.).

Es ist schon späterer Nachmittag, aber es reicht gerade, wenigstens noch das ehemalige Yuma Territorial Prison (heute State Historic Park) mit kleinem, eher altertümlichem Museum besichtigen zu können. Das Gefängnis war von 1876 bis 1909 in Betrieb und beherbergte einige der berühmteren Verbrecher seiner Zeit. Zu seiner Zeit war es eine der modernsten und humansten Einrichtungen, ausgestattet mit eigenem Krankenhaus und Bibliothek. Die Räumlichkeiten wurden danach weiter genutzt, unter anderem für vier Jahre als Provisorium der Yuma Union High School, was ihrem Football-Team (und der ganzen Schule) den Beinamen «Criminals» einbrachte.

Nach diesem ereignisreichen Tag sind wir müde und weil wir keinen Übernachtungsplatz mehr suchen möchten, ziehen wir uns auf den Parkplatz des nahegelegenen Paradise-Casinos zurück. Im Gegensatz zu den bisherigen Casino-Erfahrungen sind wir hier nicht besonders begeistert… Für das Stehen müssen wir 10 $ bezahlen (ohne Infrastruktur) und weder der Kiesplatz, der als Parkplatz dient, noch das Kasino sind besonders toll. Aber es ist ja nur für eine Nacht. Immerhin haben wir hier Netzempfang, so dass wir online die Bewilligung organisieren können (man muss dafür ein Sicherheitsvideo anschauen und einen Fragebogen ausfüllen – Anleitung hier), die wir dann gleich auf unserem portablen Drucker ausdrucken. Dieses Permit ist gratis und jeweils ein Jahr lang gültig. Man muss aber jedes Mal «ein- und auschecken», d.h. angeben, wann man ins Gebiet hinein- und wieder hinausfährt.

Der «Camino del Diablo» («Strasse des Teufels») ist ein historischer Verkehrsweg und verbindet heute noch Yuma mit Ajo weiter im Osten. Die 130 Meilen (gut 200 km) lange Strasse verläuft in der Nähe der mexikanischen Grenze durch die Sonora Wüste und ist wohl eine der abgelegensten Strassen der «Lower 48 States». Wir geniessen die wunderbare Wüstenlandschaft und die Einsamkeit sehr, auch wenn letztere teils etwas gemischte Gefühle verursacht, denn so ganz «unbenutzt» ist das Gebiet nicht… Einerseits erinnern uns die in regelmässigen Abständen angebrachten Warntafeln ständig daran, dass wir auf dem Gebiet einer Militärbasis bzw. entlang deren Trainingsgelände unterwegs sind, andererseits zeigen die in regelmässigen Abständen aufgestellten, offiziellen «Notrufsäulen» mit blauem Blinklicht, die mit einer blauen Fahne markierten, unoffiziellen «Wasserstellen» und die Basen der US Border Patrol, dass hier immer wieder Menschen unter Einsatz ihres Lebens versuchen, in die USA zu kommen. Nicht zuletzt wird diese einsame Wüstengegend auch von Schmugglern begangen, denen man besser nicht begegnet.

Sowohl von der Landschaft als auch von der Strasse her ist der Weg durchaus abwechslungsreich und vor allem ich kann mich nicht an den Wüstenpflanzen sattsehen. Vor allen die Saguaros haben es mir angetan. Sie sind für mich die wahren «Lebensbäume». Und wir entdecken auch schon erste Blüten – der Frühling kommt!
Auch die Strasse bietet einige Abwechslung: Zu Beginn ist sie gewunden und sehr steinig (sogar das Luftablassen an den Reifen hat nur bedingt geholfen), dann ist sie über weite Strecken sandig mit ziemlichen Wellen drin, dann verläuft der Weg wieder in ausgetrockneten Flussbetten, die teils sehr eng von verschiedenen Büschen mit ihren harten Ästen gesäumt sind. – Ozy freut sich schon wieder aufs Polieren… Dazwischen sind die Überreste der Fortuna Mine zu besichtigen und wir geniessen – noch – ungehinderte Blicke auf die Vulkanlandschaft der Sierra Pinacate im benachbarten Mexiko (wie wir etwas später erfahren, wird hier auch bald ein hoher Zaun die Grenze markieren).

Zum Übernachten stellen wir uns abseits der Hauptroute in den Schutz der Tinajas Altas Mountains und achten darauf, in der Nacht so wenig Licht wie möglich abzugeben. Wir sehen in der Dunkelheit immer wieder Scheinwerfer auf der Hauptroute vorbeiziehen, möglicherweise von der Border Patrol.
Das kleine Gebirge hat seinen Namen übrigens von neun übereinanderliegenden, vom Regen gespeisten Wasserbecken («tinajas»). Wir unternehmen eine kleine Wanderung zum untersten Becken, wobei wir verschiedene Tiere – von diversen Eidechsen über ein Ziesel bis zum Kolibri – entdecken und ich sogar meine, den Rücken eines Pumas hinter einem Grat verschwinden zu sehen. In der Nacht hören wir den Virginia-Uhu (“Great Horned Owl” oder noch passender “Hoot Owl») sein typisches, sonores ho-ho-hoo hoo hoo rufen. Der Platz übt auf uns eine fast magische Anziehungskraft aus, so dass wir spontan noch einen Tag und eine Nacht bleiben (wir hatten uns zum Glück für eine ausreichende Zeitspanne registriert). Wir geniessen die Stille der Wüste und die unglaublichen, pastellfarbenen Lichtstimmungen am Morgen und am Abend.

Nach zwei Nächten bei den Tinajas Altas fahren wir den ganzen Rest des Camino del Diablo in einem Stück – zuerst noch durch das Militärgelände, dann durch die Cabeza Prieta Wildlife Refuge und zum Schluss durch eine Ecke des Organ Pipe Cactus National Monument – bis wir jenseits der Grenze einen Übernachtungsplatz auf BLM-Land finden, der wieder etwas weiter von der mexikanischen Grenze und der Strasse entfernt ist.

Am nächsten Tag gehen wir zuerst nach Ajo einkaufen (in Olsons Supermarket mit passendem Wikingerschiff-Logo) und gucken uns den kleinen Ort mit seiner mexikanischen geprägten und teils von Künstlern mit Wandbildern dekorierten Architektur an. Wir besuchen auch die Katholische Kirche von Ajo, wo die Gesangsbücher parallel englisch und spanisch gedruckt sind.

Danach fahren wir nochmals ins Organ Pipe Cactus Monument, wo wir im Besucherzentrum die kleine, aber sehenswerte Ausstellung besuchen und den landschaftlich sehr reizvollen Ajo Mountain Drive fahren (die südlichen Routen im Park lassen wir aus, da wir ja gerade drei Tage in der Sonora Wüste verbracht haben… Nur wenige Tage später sind die südlichsten Strassen wegen des Baus der – vor allem hier im Naturschutzgebiet sehr umstrittenen – «Mauer» gesperrt worden).

Es geht zurück nach Ajo, wobei wir wieder den Kontrollposten der US Border Patrol passieren müssen. Wir hatten geplant, uns dort einen günstigen Campingplatz zu suchen, um uns und unsere Wäsche zu waschen, hatten aber vergessen, dass jetzt ja Snowbird-Saison ist… – es gibt keinen einzigen freien Platz! Immerhin ist eine Platzbesitzerin so freundlich, uns gegen 5 $ unseren Wassertank auffüllen zu lassen.
Zum Übernachten ziehen wir uns dann halt einfach wieder auf ein Stück BLM-Land in der Nähe von Why (das Kaff heisst wirklich so) zurück, wo wir uns – ebenfalls wieder zwischen zahlreichen Snowbirds – in die Büsche schlagen.

Die Temperaturen sind über die letzten Tage stetig gefallen und nun bekommen wir sogar eine Wetterwarnung – «Warnung vor strengem Frost» – aufs Handy (hier bereits ab -1 °C …).

Von Why aus geht’s Richtung Tucson, mit einem Abstecher auf den Kitt Peak (hier auf dem fast 2100 m hohen Berg ist es auch am Tag -1 °C).
Der Berg liegt auf dem Gebiet der Tonoho O’Odham Nation, darf aber von den «Menschen mit den langen Augen» zur Beobachtung des Universums genutzt werden. Wir spazieren auf dem Gelände herum, werfen einen Blick aufs 2.1 m-Teleskop und besuchen die Ausstellung, wo wir erfahren, dass sie auch Abendprogramme anbieten. Aus gegebenem Anlass (Fast-Vollmond) buchen wir gleich übers Internet das Spezialprogramm «Night of the Marvelous Moon», das in zwei Tagen stattfindet.

Wir bleiben also noch einige Tage in der Gegend. Die Frage ist nur: wo übernachten? Unsere Internetrecherche liefert uns keinen Campingplatz in oder um Tucson, der in Frage kommt (entweder zu teuer und/oder ausgebucht…). Zum Glück gibt es südwestlich von Tucson ein kleines Fleckchen BLM-Land (in der Ecke zwischen AZ-86 und San Joaquin Rd), wo wir uns hoch über dem «RV-Fussvolk» 😉 auf den Felsvorsprung eines ehemaligen Steinbruchs stellen können. Wir haben dadurch einen direkten Blick auf den Kitt Peak und vor allem auf die spektakulären Sonnenuntergänge und freuen uns wieder am ho-ho-hoo hoo hoo-Ruf der Virginia-Uhus, die wir dieses Mal sogar zu sehen bekommen.

Am nächsten Tag besuchen wir das Pima Air and Space Museum und werden dort von den «Dubus» Claudia und Thomas gefunden, von denen uns die «D-Hais» Sybille und Hermann in Neufundland erzählt hatten! – Die (Reisenden-)Welt ist doch klein! Die beiden stellen sich mit ihrem geländetauglichen Duro zu uns auf den Felsvorsprung und wir verbringen eine schöne Zeit zusammen mit Essen und Tipps austauschen (nochmals herzlichen Dank für das super «Übernacht-Brot-Rezept», Claudia!). Zwischendurch besuchen wir mal endlich in einen Waschsalon und vor allem auch ein «Travel Center» für die Trucker, wo wir uns für 12 $ duschen können. – Ich habe selten eine heisse Dusche so genossen!!! Wir beschliessen, es in Zukunft wenn möglich immer so zu handhaben und die für uns eigentlich unnötigen Übernachtungskosten auf einem Campingplatz zu sparen. Im Gegensatz zu den Duschen auf den meisten Campingplätzen ist hier der Duschraum schön warm, es hat richtig viel und heisses Wasser und wir bekommen zusätzlich sogar noch frische Handtücher!

Am 6. Februar besuchen wir nochmals das Kitt Peak Observatorium. Das bzw. die Programme beginnen vor Sonnenuntergang und nach Ende der Veranstaltung darf man die 1. Meile nur im Konvoi und mit abgeklebten Front- und Hecklichtern fahren, um die Beobachtungen nicht zu stören. Dazwischen servieren die Freiwilligen, die die Programme durchführen, einen leichten Znacht und erklären das Observatorium und die Himmelskörper. – in unserem Fall den Mond. Wir lernen sehr viel über den Erdtrabanten und pendeln mehrmals zwischen dem geheizten Schulraum und der offenen, von eisigen Böen durchströmten Kuppel mit dem Teleskop hin und her – die Kuppeln und Instrumente werden nicht geheizt, um Verzerrungen durch Temperaturunterschiede zu vermeiden… (vermutlich auch ein Grund, warum die meisten Teleskope heutzutage ferngesteuert bedient und verwendet werden… 😉 ).

Nach drei Tagen fahren wir nach Norden, wo wir in der Nähe von Oracle die Biosphere 2 besichtigen. Ich war als Teenie fasziniert von den Berichten über die «Bionauten», die vollkommen abgeschnitten von der Aussenwelt innerhalb ihrer «Mini-Welt» zwei Jahre (über-)leben sollten. Die Versuche brachten wichtige Erkenntnisse zu solchen abgeschlossenen Systemen. Heute wird die Anlage nicht mehr genutzt, um das Überleben auf fremden Planeten zu trainieren, sondern um kontrollierte Experimente in den verschiedenen Biotopen (Regenwald, Meer, Mangroven, Nebelwüste sowie LEO – Landscape Evolution Observatory) durchführen zu können. Etwas, das auf der «Biosphere 1», der Erde, wegen zu vieler nicht beeinflussbarer Variablen nicht möglich ist.

Auf der landschaftlich sehr abwechslungsreichen Cascabel Road geht es entlang des San Pedro River Valley zurück nach Tucson und dann weiter nach Bisbee, wo wir die Queen Mine besichtigen (auch hier wieder eine spannende Führung mit einem «alten Miner»). In Bisbee selber finden wir leider keinen Standplatz – es wäre ein hübsches Städchen in einer tiefen Schlucht –, weshalb wir nach Tombstone zurückfahren, wo man in Gehdistanz der alten «Westerntown» gegen ein Scherflein von 3 Dollar 24 Stunden parken (und auch übernachten) darf.
In regelmässigen Abständen lassen hier die Reenactors der «Tombstone Vigilantes» («Bürgerwehr») das Städtchen wieder zum Leben erwachen und am Presidents-Weekend ist hier natürlich besonders viel los. Die Atmosphäre und die Restaurants gefallen uns so gut, dass wir gleich zwei Nächte bleiben.

Jetzt sind wir so richtig im „Wilden Westen“ angekommen, weshalb wir uns auch das grosse Rodeo in Tucson (La Fiesta de los Vaqueros – Tucson Rodeo & Parade) nicht entgehen lassen wollen. Die Wettbewerbe finden fast während der ganzen Woche statt (mit grosser Parade am Donnerstag) und am Wochenende kämpfen dann die jeweiligen Gewinner im grossen Finale um den Sieg.

Wir waren noch nie an so einem Anlass und verfolgen fasziniert den Rodeo-Sonntag. Es beginnt um 12.30 h mit den Kindern, die fast die gleichen Disziplinen bewältigen wie die Erwachsenen, aber z.T. ihrer Grösse angepasst: die Kleinsten versuchen, sich statt der Bullen nicht von Schafböcken abwerfen zu lassen («Mutton Bustin’») und statt eines Kalbes müssen sie möglichst schnell eine Ziege umwerfen und immobilisieren. Die etwas Älteren fangen dann schon Kälber ein, die Mädchen jagen gekonnt mit ihren Ponys um die Fässer und beim Team Roping versuchen Vater und Sohn des flüchtenden Rindes habhaft zu werden.
Um 14 h beginnt der Wettbewerb für die Erwachsenen: Tie-Down Roping, Team Roping, Woman’s Barrel Racing, Bronc Riding (mit und ohne Sattel) und ganz am Schluss die «Königsdisziplin» Bull Riding (sowohl beim Bronc als auch beim Bull Riding müssen die Teilnehmer 8 Sekunden oben bleiben und die Wertung setzt sich zu gleichen Teilen aus der Leistung des Reiters und des Tiers zusammen). Dazwischen gibt es Fahnenparaden und auch eine gekonnte und witzige Reiteinlage des «Rodeo-Clowns». Um 16.30 h sind die Wettbewerbe zu Ende (anschliessend fände noch ein «Barn Dance» statt, den wir aber auslassen).
Wir geniessen die Stimmung sehr und fiebern bei jedem Teilnehmer mit.

Nach diesem Highlight machen wir uns langsam auf den Weg nach Las Vegas. Wir freuen uns auf den 23. Februar, an dem wir mit Gino zum Morgenessen abgemacht haben, der für zwei Wochen Ferien herüberkommt.
Mit ihm geht es dann wieder ab in die Wüste: ins Death Valley und auf die Mojave Road.

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