One year On the Road – Ein Jahr auf Reisen

One year On the Road – Ein Jahr auf Reisen

Am 2. April 2020 sind wir ein Jahr unterwegs. Den Jubiläumstag hätten wir uns anders vorgestellt (s. letzten Blogeintrag), doch wäre es schade, wegen Coronavirus und aller traurigen Begleitumstände nicht doch einen kleinen Jahresrückblick zu machen.

Bis auf das Ende war es ein (Reise-)Jahr voller schöner Begegnungen, toller Erlebnisse, wunderbarer Landschaften und netter Besuche!

Und wir durften wieder einmal feststellen, dass oft alles nicht so «schlimm» ist, wie es zunächst scheint…
In Kanada wurden wir vor den «gefährlichen USA» gewarnt, in den USA vor dem «gefährlichen Mexiko»… Und alles hat uns unglaublich gut gefallen! (Natürlich ist es trotzdem nie verkehrt, auf seine Umgebung und das Bauchgefühl zu achten…).

Was besonders in Erinnerung bleibt, sind die Begegnungen mit anderen Menschen, Reisenden und Nicht-Reisenden. Wir haben «alte Freunde» getroffen und neue kennengelernt. Mit einigen haben wir schöne Stunden oder Tage verbringen dürfen, mit anderen ist der Kontakt geblieben und es sind neue Freundschaften entstanden. Ein Highlight diesbezüglich war die lange Zeit im Campo 7 bei La Bufadora, Baja California MX. Gleichzeitig war es auch sehr schön, drei Wochen auf «Heimurlaub» zu sein und eine intensive Zeit mit Familie und Freunden zuhause zu verbringen. Zwei Mal sind auch Freunde aus der Heimat auf Besuch gekommen und wir haben es genossen, ihnen «unsere aktuelle Welt» zeigen zu können.

Unser Gefährt hat sich in der Zwischenzeit sehr gut gehalten.
Sowohl der Unter- als auch der Aufbau haben recht wenig Probleme gemacht.
Geärgert haben uns der Sensor in unserem Dieselherd, der mitten in Québec den Dienst quittiert hat (immerhin haben wir deshalb nun auch noch zwei kleine Gasbrenner), die leckende Wasserpumpe und einige – zum Glück nicht gravierende – Mängel an der Kabine selbst.
Unser Dodge RAM ist mit über 310’000 km ja nicht mehr gerade der Jüngste, trotzdem gab es recht wenig Reparaturen und gottseidank nichts, was Ozy nicht selbst reparieren konnte. Ein grösserer Umbau war ganz zum Schluss noch das – von einer spezialisierten Garage ausgeführte – Anpassen der Achsübersetzung an die grösseren Reifen; es wäre nicht uuunbedingt nötig gewesen, hat aber die Fahr- und insbesondere Schalteigenschaften unseres RAM wieder spürbar verbessert.

Gesundheitlich ging es – abgesehen von Ozys Divertikulitis und einem bösen Abszess am Knie – zum Glück auch gut. Ich bin glücklicherweise sogar von den – bei mir – üblichen Schnupfen und Erkältungen vollständig verschont geblieben.
Wir haben aber gemerkt, dass wir die Reisegeschwindigkeit durchaus noch nach unten anpassen möchten. Nach dem ersten halben Jahr, wo wir doch viel gesehen und gemacht haben, haben wir auf der Baja mehr als einen Monat pausieren müssen, um alles verarbeiten zu können.

Im Gegensatz zu Ferien, die meist nach zwei bis drei Wochen vorbei sind und nach denen man wieder in sein gewohntes Umfeld mit allen Annehmlichkeiten und Services zurückkehrt, sind wir Vollzeit unterwegs. Das heisst, es gibt unablässig neue Eindrücke zu verarbeiten und logistische Fragestellungen zu lösen, wie z.B.: Wo ist der nächste Übernachtungsplatz? Wo gibt es eine Dusche, einen Waschsalon? Wo bekommen wir Wasser, Essen und bestimmte Zutaten, Treibstoff? Wann laufen Aufenthaltsbewilligung, Autoversicherung, TIP ab? Wann/wo/wie erhalten wir neue? Etc. etc

Oft werden wir gefragt, was uns denn am besten gefallen habe.
Dies ist nicht einfach zu beantworten, da es meistens dort ist, wo wir gerade sind…

Was uns aber doch besonders beeindruckt hat, sind die unendlichen Strände, alten Leuchttürme und Ponds von Cape Cod, das wir zu Beginn des Frühlings erleben durften. Die Geschichte, Wälder und europäisch beeinflusste Holzarchitektur Neuenglands. Die Gegend um New York States Finger Lakes mit ihren langgestreckten Hügelzügen und endlosen Weinbergen.
Wir waren überwältigt von der schieren Masse an kristallklarem bläulichen Wasser, das tosend die Niagara Falls herunterstürzt und sich in der Niagara Schlucht zu haushohen Wellen auftürmt.
Wir lieben die wunderschönen Sonnenauf- und untergänge an den Grossen Seen, die majestätischen Gebirgszüge der Rocky Mountains oder die endlosen Prärien voll von wogendem Gras.
Wir fühlen uns angesichts der tiefen Schluchten des Black Canyon of the Gunnison, Green River Canyon, Marble Canyon und – natürlich – des berühmten Grand Canyon ganz klein und unbedeutend.
Und wir werden der unglaublichen Farben- und Formenvielfalt, die Geologie und Erosion geschaffen haben, wohl niemals müde werden; besonders im Südwesten der USA, wo die roten, orangen, gelben und weissen Felsen mit dem tiefblauen Himmel kontrastieren.
Zur vielfältigen Geologie gehören auch die vielen heissen Quellen, die vor allem um die langen Gebirgszüge im Westen zu fnden und teils komerziell ausgebaut, teils aber auch (fast) wild sind.

Überhaupt die Farben von Himmel, Land und Wasser! Sie schienen uns vor allem in Neufundland besonders intensiv zu sein (wenn denn mal die Sonne hervorkam, was nicht so oft der Fall war. Aber vielleicht ist das ganz gut, denn sonst wäre es wohl zu intensiv gewesen… 😉 ). Auf Antelope Island, UT mitten im grossen Salzsee fanden wir dagegen ein sanftes, fast überirdisches Licht. Wir staunten über die sich ständig ändernden Farben der Prärie und badeten im silbernen Licht der Sterne, die so hell leuchten, dass man seine Umgebung inmitten einer mondlosen Nacht immer noch gut erkennen kann.

Und wir schätzen die unendliche Weite, die ein Gefühl der Freiheit vermittelt, wozu – besonders im Westen – auch das BLM-Land beiträgt, auf dem man frei stehen und das man frei nutzen darf.

Die Natur scheint uns hier viel näher zu sein als zuhause.
Nicht zuletzt, weil wir – vielleicht auch wegen mehr Musse – viel mehr Tiere und interessante Pflanzen sehen. Besonders gefallen uns hierbei die Wüstenlandschaften mit ihren diversen Sukkulenten.
Wir spüren die Natur auch mehr, weil sie, wie uns scheint, potentiell gefährlicher ist als zuhause. Nicht nur gibt es hier eine grosse Anzahl Bären, Pumas und Klapperschlangen, sondern auch vermeintlich friedliche Pflanzenfresser wie Bisons oder Wapitis, denen man nicht zu nahe kommen sollte. Die Gegenden sind teils sehr abgelegen und einsam, oft ohne moderne Kommunikationsmöglichkeiten und ohne Wasser. Insgesamt scheinen uns die meisten bisher bereisten Gegenden noch ungezähmter und wilder zu sein.

Zu guter Letzt schätzen wir ganz besonders die Herzlichkeit und Spontaneität der Menschen, die wir meistens gut gelaunt und hilfsbereit angetroffen haben und die sich oft die Zeit genommen haben, ein paar nette Worte mit uns zu wechseln und uns den einen oder anderen Tipp zu geben und uns manchmal sogar eingeladen haben, sie doch zu besuchen, wenn wir in der Nähe sind.

Ihr seht also, vorläufig sind wir noch nicht reisemüde… Wir hoffen, dass wir noch viele schöne Reiseerlebnisse haben werden und Ihr diese mit uns teilt!

Und zum Schluss – für alle diejenigen, die es interessiert – noch ein paar „Road Statistics“ auf Deutsch bzw. auf English.

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