Wunderbare Wüstenwelt 1 – Unterwegs ums Panamint Valley mit Don, Bill und Bob

Wunderbare Wüstenwelt 1 – Unterwegs ums Panamint Valley mit Don, Bill und Bob

Am 13. April können wir uns endlich auf den Weg Richtung Panamint Valley machen, wo wir uns am 15. April mit unserem Freund Don verabredet haben. Er verbringt jedes Jahr zusammen mit seinen Freunden im Frühling einige Wochen in Süd-Nevada und hatte uns eingeladen, ihn bei Ballarat im Panamint Valley zu treffen. Wegen oder – in dem Fall – dank des Coronavirus und unseren deswegen verhinderten Heimreiseplänen können wir seiner lieben Einladung nachkommen. Wir freuen uns sehr darauf, ihn zu treffen, haben wir uns doch seit 2015, als wir uns kennengelernt hatten, nicht mehr gesehen.

Von unserem Lagerplatz aus hatten wir die ganze Zeit die weisse Kugel der Boron FAA Radarstation vor Augen gehabt. Wir haben inzwischen herausgefunden, dass unterhalb der Station ein Militärstützpunkt lag, der später in ein Minimalsicherheits-Gefängnis («Club Fed») umgewandelt worden ist. Wir sind neugierig und statten der im Jahr 2000 aufgegebenen Anlage einen Besuch ab. Der Zutritt wäre eigentlich streng verboten, aber anhand der weit offen stehenden Tore und den Zeugen allgemeinen Verfalls dürfte das Verbot schon länger nicht mehr durchgesetzt werden…

Der nächste Stopp ist Ridgecrest, CA, der einzige grössere Ort der Umgebung. Hier können wir uns für die nächste Zeit eindecken und Ozy kann sich zudem ein neues Rezept für ein Dauermedikament besorgen. Bevor wir allerdings in der Urgent Care zum Arzt können, bekommen wir als Vorsichtsmassnahmen gegen COVID-19 die Temperatur gemessen und müssen einen Fragebogen ausfüllen. Der Besuch kostet pauschal 100 $, das Rezept wird direkt zu Walmart geschickt, wo wir die Medis abholen können und dank GoodRx etwa 70% Rabatt bekommen.
Ridgecrest gefällt mir besonders gut, da der Ort auf die «grösste bekannte Konzentration an Petroglyphen der Westlichen Hemisphäre» Bezug nimmt und über und über mit entsprechenden Objekten dekoriert ist (die Petroglyphen liegen auf dem Gebiet der China Lake Naval Air Weapons Station und können nur mit  vom Maturango Museum aus organisierter Führung besichtigt werden – wenn es keinen Virus gibt…).
Zum Übernachten ziehen wir uns in die «Rademacher Hills» zurück, wo wir uns bei einer heute gesicherten, ehemaligen Mine mit einem schönen Blick auf Ridgecrest hinstellen.

Endlich ist der 15. April da und wir fahren wieder durch den Poison Canyon und vorbei an Trona im Searles Valley. Dieses Mal haben wir Zeit, die Infotafeln zu lesen, und erfahren, dass das Becken des ausgetrockneten Searles Lake eine vielzahl von Mineralien enthält, die – beginnend mit Borax – seit 1873 gewonnen werden. Auf dem Trona Pass geniessen wir den schönen Blick aufs Panamint Valley und fahren dann im Tal unten auf der etwas erhöhten Erdpiste nach Ballarat auf der anderen Seite des Panamint-Salzsees. Don und seine Freunde haben ihr Camp an der Strasse zum Surprise Canyon aufgeschlagen und den Weg dorthin extra für uns beschildert!

Wir freuen uns sehr, Don nach fünf Jahren wiederzusehen und seine lieben Freunde Bill und Bob kennenzulernen. Sie alle können sich wohl kaum vorstellen, wie froh und dankbar wir sind, dass wir gerade in dieser Zeit nach dem traurigen Verlust von Ozys Vater und den ganzen Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Corona-Virus mit ihnen zusammen sein dürfen.

Die folgenden 6 Tage lassen wir unsere Camper stehen und erkunden die angrenzenden Canyons mit ATVs. Don war so lieb und hat extra für Ozy ein zweites  mitgebracht! Der freut sich wie ein kleiner Junge und klettert bald ebenso geschickt über die zu einem grossen Teil in ausgetrockneten Flussbetten verlaufenden, steinigen Pisten wie Don und Bob.
Zu meinem Glück hat Bill hat einen komfortablen Zweiplätzer (sog. «Side-by-Side») mitgebracht und ich darf mit ihm mitfahren (und manchmal sogar selber ans Steuer 😊).
Wir können dank Don und Bill nicht nur alle zusammen unterwegs sein, sondern haben in den dreien auch enorm kenntnisreiche «Tourguides».
Mit Gino waren wir vor fast genau eineinhalb Monaten hier und fanden das Panamint Valley ziemlich trostlos. Dank Don, Bill und Bob erschliesst sich uns die Gegend nun völlig neu. Sie verbringen teils seit 30 Jahren regelmässig Zeit hier und kennen dadurch die Umgebung wie ihre Westentasche. Sie freuen sich, uns alles zu zeigen und erzählen uns viele spannende Geschichten und Hintergründe. Sie nehmen uns mit in versteckte, farbige Canyons, die uns manchmal auch mit Quellen und reichhaltiger Vegetation überraschen, und auf hohe nadelbaumbestandene Pässe, von denen man wunderschöne Ausblicke in angrenzende Täler und bis ins Death Valley hat. Sie führen uns zu zahlreichen Überresten alter Minen, zur leider mittlerweile abgebrannten Barker Ranch, wo die „Manson-Family“ festgenommen wurde, und zu versteckte Hütten, die man frei nutzen könnte (sog. «Adopt-a-Cabin», die meistens von regionalen Clubs teils zusammen mit dem Nationalparkservice erbaut und gepflegt werden und alle sehr individuell gestaltet und eingerichtet sind).

Am Abend bewundern wir den sternenklaren Himmel und können während mehreren Nächten eine spektakuläre „Satellitenparade“ sehen (Artikel: SpaceX launches 60 Starlink satellites und  Youtube-Video).

Im Gegensatz zu den anderen Gegenden, die wir während der letzten Wochen besucht haben, zeigt das Panamint Valley – obwohl die Salzseen recht viel Wasser führen – kaum Anzeichen eines Wüstenfrühlings. Dafür warten die Seitentäler und Canyons mit leuchtend gelb blühenden Brittlebush und zahlreichen Blumen auf und wir staunen über die Kakteen, die sich hoch oben in den Felswänden ein Plätzchen in Rissen und Spalten erobert haben.

In der Nacht hören wir Burros, die wir am Tag auch manchmal zu Gesicht bekommen, wir entdecken eine vollgefressene Baby-Klapperschlange und erhalten Besuch von zwei gar nicht scheuen Taschenspringern, die zwischen unseren Füssen herumwuseln.

Im Tal unten wird es allmählich etwas warm. Nachdem wir einen Ausflug zum Telefonieren gemacht haben (wir haben weder im Panamint noch im Searles Valley Empfang, weshalb wir eine Dreiviertelstunde bis fast nach Ridgecrest fahren müssen), ziehen wir mit unseren Freunden zur ehemaligen «Onyx Mine» auf der anderen Talseite um. Es handelt sich dabei um einen von 1958 bis in die 70er Jahre betriebenen Steinbruch für den dekorativen Onyxmarmor (der weder mit Onyx noch mit Marmor etwas zu tun hat; wir waren diesem Gestein schon auf der Baja California in El Marmol begegnet). Der Rohstoff wurde vor Ort verarbeitet und wir können uns auf die ebenen Betonfundamente stellen, die gleichzeitig einen wunderbaren Blick über das Panamint Valley bieten.
Die glatte, feste Unterlage bietet Ozy zudem die Gelegenheit, den nach der Anpassung der Achsübersetzung nach 500 Meilen fälligen Ölwechsel im hinteren Differential auszuführen sowie die Bremsen zu überholen.

Von unserem neuen Camp aus machen wir wieder Ausflüge zu den benachbarten Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel die ehemalige Minenstadt Reilly (1882-84) und die Kopper King Mine, wo man in der Abraumhalde immer noch hübsche Kupfererzstücke entdecken kann.

6 Tage nach dem Telefonausflug müssen wir wieder nach Ridgecrest, weil ich inzwischen eine Blasenentzündung bekommen habe (ich sollte wohl mehr trinken…). Und was ist heute? – Sonntag! Nachdem wir verschiedene geschlossene Urgent Cares angefahren haben, bleibt nichts anderes übrig, als den Emergency Room im Spital aufzusuchen. Zu Zeiten des Corona-Virus eine spezielle Erfahrung… Ozy darf nicht mit hinein und ich habe echte Schwierigkeiten, einige vom Personal zu verstehen, die den Kopf zum Computer gedreht haben und in ihre Masken murmeln… Aber nach gut zwei Stunden bin ich mit einem Rezept für ein Antibiotikum wieder entlassen.

In Ridgecrest treffen wir das Schweizer Reisenden-Paar Jeannine und Jerry, die wir bereits zuhause in der Schweiz kennengelernt und das letzte Mal Anfang August in Nova Scotia getroffen hatten. Wir freuen uns sehr über das Wiedersehen und überreden sie, doch auch mit uns zur Onyx Mine zu kommen. Don, Bill und Bob freuen sich, die beiden kennenzulernen und einmal einen Blick auf einen europäisches Ford Ranger werfen zu können.
Bill und Bob überlassen uns grosszügigerweise ihre ATVs, damit ich Jeannine und Jerry die Kopper King Mine zeigen kann. Nach zwei Nächten müssen die beiden leider weiter.

Wir verlassen den schönen Ort auch bald, weil es nun doch langsam auch hier zu heiss wird, und ziehen uns zur höher gelegenen «Boxcar Cabin» in der Nähe der Lee Flat zurück. Eigentlich wollten wir unser Lager im dortigen Yoshua Tree Forest aufschlagen, aber die Lee Flats liegt bereits im Death Valley Nationalpark und der ist im Moment wegen Coronavirus bis auf die Durchgangsstrassen komplett gesperrt (und die Sperrung wird auch streng durchgesetzt, inkl. Bussen…).
Von diesem, etwas kühleren Standort aus machen wir wieder Ausflüge in die Umgebung, diesmal unter anderem zur hochgelegenen Cerro Gordo Mine mit Geisterstadt und Blick aufs Owens Valley und zu den Überresten der Belmont Silbermine, von wo wir einen – sehr sehnsüchtigen – Blick ins Saline Valley und bis zu den Warm Springs werfen können, die leider auch im Nationalpark liegen.

Nachdem es erneut etwas kühler geworden ist, wagen wir uns wieder ins Panamint Valley hinunter. Diesmal zu einem Platz in der Nähe der ehemaligen Minnietta Mine.
Don, Bill und Bob zeigen uns den Standort der ehemaligen Minenstadt Lookout City mit herrlichem Ausblick über das Panamint Valley (nomen est omen 😉 ). Hier sind noch einige wenige Ruinen, Hinterlassenschaften und ein kurzer Stollen der 1875 eingerichteten und wenige Jahre darauf wieder eingegangenen Minenstadt zu sehen; den Spuren nach wurde hier vor nicht allzu langer Zeit wieder prospektiert.
In den folgenden Tagen besichtigen wir weitere Minen und Cabins in der Umgebung. Ein Highlight ist sicher der Besuch der ehemaligen Defense Mine (Pb-Ag-Au-Zn-Cu), die wir auch von Innen besichtigen. Wir sehen alte Gleise, Kartons, die ehemals Sprengstoff enthielten, ein grob gewobenes Hemd und blauschimmernde Mineralien. Und auch hier hat es überall Markierungen in Leuchtorange… Wir erklettern bei unseren Erkundungen zahlreiche lange Holzleitern und gelangen schliesslich zu einem zweiten Ausgang. Ein Blick auf den steilen Geröllhang unter uns lässt uns dann aber wieder den gleichen Rückweg im Innern des Berges nehmen…

Es wird wieder heisser und wir werden das Panamint Valley nun verlassen. Am letzten Abend lässt sich ein Fischadler (!) in den nahegelegenen Felsen nieder und verbringt die Nacht hier.
Leider müssen wir uns nun auch von Bob verabschieden. Er verwöhnt uns noch mit einem feinen Znacht und einem ebenso guten Burrito-Frühstück und dann trennen sich unsere Wege, weil er nach Süd-Kalifornien heifährt. Wir sind traurig, haben wir doch die Zeit mit ihm sehr genossen!
Immerhin dürfen wir Don und Bill noch eine zeitlang begleiten. Zunächst wird es nach Beatty gehen und dann weiter nach Norden, Richtung 40 Mile Desert. – Aber das ist Stoff für einen neuen Blogeintrag…

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