Goldgräber, Gletscher und fischende Bären – Von Alaska in die USA

Goldgräber, Gletscher und fischende Bären – Von Alaska in die USA

Top of the World

In Tok haben wir unseren Alaska-Kreis geschlossen. Gut zwei Monate später geht es nun via den Top of the World Highway nach Kanada bzw. Whitehorse (ganz genau ist es eine Kombination aus Taylor Highway, der hinter Chicken zum Nest Eagle abzweigt und dem Top of the World Highway, der im Nichts die Grenze überquert und in Dawson City, YT endet. Von dort schliesst dann der Klondike Highway den Bogen nach Whitehorse, YT).

Wir überqueren ein letztes Mal den Tanana River und gelangen bald in ein Hügelland, das aussieht, als ob es mit einem farbigen Tuch bedeckt sei. Die Ausblicke sind – je nach Wolkendichte – atemberaubend: Die Laubbäume leuchten in allen Schattierungen von hellgrün bis goldgelb und manchmal sogar ein bisschen orangerot, die Tundra ist dunkel-braunrot verfärbt. Dazwischen setzen dunkelgrüne Nadelwälder oder auch einmal eine verbrannte Fläche einen Gegenakzent. Trotz zunehmendem Sonnenschein zeigt das Thermometer nur gerade 14 °C.

In Örtchen Chicken ist dann das Huhn Programm. Es finden sich zahlreiche Statuen und natürlich Souvenirs mit und von dem Geflügel (der Legende nach sollte der Ort eigentlich Schneehuhn – auf Englisch ptarmigan – heissen, aber da niemand wusste, wie man das schreibt, wurde stattdessen der volkstümliche Name für diese Tierchen verwendet). Chicken selbst besteht aus ein paar Häusern, einer Flugpiste und einigen Cafés/Bars/Souvenirshops sowie einem kleinen Openair-Museum mit der Pedro Gold Dredge.
Wir können uns diesen kultigen Ort natürlich nicht entgehen lassen und gucken uns den Schwimmbagger, die grosse Chicken-Statue (kunstfertig von High-School-Schülern aus alten Schul-Schliessfächern zusammengebaut) und den Souvenirshop im Chicken Gold Camp an.

Nachdem der Taylor Highway Richtung Eagle abgebogen ist, beginnt der eigentliche Top of the World Highway. Dieser hat seinen Namen nicht umsonst erhalten: Er führt hoch oben über die Berge und erlaubt grandiose Aussichten in die bergigen Weiten Alaskas (und später des Yukon Territory).  Bald erreichen wir den Grenzposten «Little Gold Creek», der wohl einer der abgelegensten in Nordamerika ist. Letztes Jahr war er gar nicht geöffnet (Covid, Jahr 2), dieses Jahr nur noch bis am 5. September (offenbar nach Protesten der Einwohner von Dawson City, nachdem sie die Grenze bereits am 1. September dicht machen wollten).
Annens hatten uns vorgewarnt, die immer noch nötige online-Anmeldung via ArriveCan-App in Tok zu erledigen. Hier oben gibt es nämlich kein (öffentliches) Internet… So vorbereitet dauert der Grenzübertritt dann nicht sehr lange. Nachdem wir die üblichen Fragen nach Alkohol, Zigaretten und Waffen beantwortet haben und unser Pass überprüft wurde, dürfen wir auch schon weiterfahren. – Welcome to Canada!

Wir geniessen die weitere Fahrt und fahren zum Übernachten auf einen schönen Platz with a view bei einer ehemaligen Kiesgrube (oder Mine?), nicht allzu weit von Dawson City entfernt.
Die Aussicht ist gewaltig und wir bewundern die Licht- und Wolkenstimmungen inkl. Regenbogen über der weiten Berglandschaft, bis recht plötzlich unvermittelt ein heftiges Gewitter losbricht, das sich von hinten angeschlichen hat. Bei uns drinnen ist es zum Glück trocken und gemütlich und ich frage mich nur ganz kurz, was bei einem Blitzeinschlag an dieser doch recht ausgesetzten Ecke passieren würde…

Am nächsten Morgen ist es noch 9 °C und wir kommen uns vor wie bei Reinhard Mey. Zunächst sehen wir das Nebelmeer in den Tälern, dann sind wir mittendrin in den Wolken.

 

Dawson City

Dawson City kündigt sich mit einer hübschen Foto-Gelegenheit an. Leider kann man dasselbe nicht von der Strasse behaupten. Sie würde dem Hang entlang Richtung Yukon River hinunterführen und man hätte einen tollen Blick auf das Flusstal und Dawson City – wenn nicht, wie oft üblich, alles komplett zugewachsen wäre… ☹.
Schliesslich erreichen wir den Yukon River und die berühmt-berüchtigte Fähre. Berüchtigt, weil sie – neben der Grenze – das zweite Nadelöhr darstellt. So fährt sie nicht bei Hochwasser oder wenn dessen Schäden behoben werden müssen (es gibt keine betonierte Rampe) oder wenn sie wegen «technischer Probleme» ausfällt, wie gerade vor knapp zwei Wochen vier Tage lang. Ausserdem kann es im Sommer passieren, dass man mehrere Stunden warten muss, wenn man das Pech hat, hinter einem der grossen RV-Konvois anzukommen. Wir haben in Dawson gefragt, warum keine Brücke gebaut würde, und sie meinten, dass die Bewohner von «West Dawson» ihre Abgeschiedenheit liebten… (Im Winter sind die beiden «Stadtteile» per ice road über den Fluss verbunden. Aber dann ist der Grenzposten zu und der Verkehr hält sich in Grenzen…).
Bei uns läuft alles wie geschmiert und die «George Black» setzt uns schnell über den Yukon. Als erstes besorgen wir uns einen Standplatz im günstig gelegenen und (für primitive camping) nicht allzu teuren Gold Rush Campground. Danach drehen wir eine Runde durch das hübsche Goldgräberstädtchen und fahren dann Richtung Bonanza Creek und gold fields wo zwischen 1896 und 1899 der berühmte Klondike Gold Rush stattgefunden hat. Hier und in der Umgebung wird noch heute mittels placer mining Seifengold gewonnen. Wir folgen zuerst der Hauptstrasse entlang des Klondike River, die beidseitig von riesigen tailing piles eingefasst wird, bogenförmigen Kieshaufen, die von den Ende des 19. bis ins 20. Jahrhundert eingesetzten Schwimmbaggern zurückgelassen wurden. Im Tal des Bonanza Creek treffen wir dann nicht nur auf moderne (kleinere) mining-Unternehmungen, sondern auch auf die Dredge No. 4, die hier zwischen 1899 und 1966 gearbeitet hat.
Wir haben Glück und sind gerade rechtzeitig zu einer Tour da, die auch noch Platz für uns hat (eigentlich müsste man die Tour im Visitor Center in Dawson buchen, aber wir durften trotzdem mit und danach vor Ort bar bezahlen). Mit der Tour kommen wir ins Innere des gigantischen Schwimmbaggers, der nochmal eine ganze Nummer grösser ist als die Pedro Gold Dredge in Chicken. Wir erfahren viel Interessantes über den Klondike Gold Rush und die Arbeitsweise dieser «Goldmaschinen», die systematisch die ganzen Talböden umgegraben haben. Im Inneren befinden sich die Antriebs- und Steuereinheit für die Eimerkette sowie die Trommel, um die grösseren Steine abzuwaschen und auszusondern und die Waschrinnen, in denen sich das Seifengold absetzt. An der Tour nehmen gleich noch zwei weitere Schweizer Paare teil, mit denen wir nachher noch ein Weilchen schwatzen.
Von der Dredge und dem Bonanza Creek Valley aus schlagen wir einen grossen Bogen zurück zur Strasse. Auf dem Weg haben wir schöne Ausblicke über den Klondike und die aktuellen, grossen Minenoperationen entlang des Quartz Creek (teils bekannt aus der Serie «Gold Rush»). Ist die Upper Bonanza Creek Road noch relativ schmal und gewunden, wird die Hunker Creek Road ganz klar von den grossen Trucks befahren, die die Minen versorgen. Nach dem Regen wird die Piste zu einer schlammigen und glitschigen Angelegenheit und wir sind froh, als wir wieder wohlbehalten auf der Hauptstrasse ankommen.
Auf dem Weg zurück nach Dawson möchten wir noch einen Abstecher zum Bear Creek Compound machen (hier befanden sich die Büros sowie Gebäude für den Unterhalt der Dredges und die Weiterverarbeitung des Seifengoldes), aber diese historical site kann man zumindest aktuell wohl nicht anschauen. Immerhin sieht man von der Zufahrtsstrasse aus noch eine alte, fast völlig in der Natur aufgegangene Dredge.
Als wir zurückkommen, sehen wir das D-Hai von Sibylle und Hermann, die heute Nachmittag auch hier angekommen sind. Nach dem Znacht gibt es natürlich wieder viel zu erzählen und wir verbringen einen weiteren gemütlichen Abend zusammen.

Die nächsten zwei Tage bleiben wir in Dawson. Das Städtchen gefällt uns ausnehmend gut, weil es nicht nur ein Touristenort mit (teils fast ein wenig zu sehr) restaurierten historischen Gebäuden ist, sondern eine lebendige Ortschaft, wo man das Gefühl hat, dass die Einwohner stolz sind auf ihr historisches Erbe und es auch heute noch leben. Es gibt zwar viele Lücken, wo alte Gebäude fehlen, und nur wenige Häuser sind wirklich echt (bei einigen handelt es sich, wie z.B. beim Palace Grand Theatre um Rekonstruktionen), aber dadurch, dass auch die modernen Gebäude in ihrer Architektur und Farbgebung auf die alten Rücksicht nehmen, entsteht ein stimmiges Bild. Auch in den Quartieren stehen viele hübsche Blockhäuser und farbig gestrichene Holzhäuser, die eine freundliche und fröhliche Ausstrahlung haben. Die Strassen sind nicht befestigt und nach dem Regen ist man – wie in alten Zeiten – als Fussgänger froh um die manchmal vorhandenen hölzernen boardwalks. Nicht zuletzt lebt die Stadt (neben den Touristen) auch heute noch in erster Linie von den Goldsuchern, was die Geschäfte durch Tafeln zeigen, die ihre Verbundenheit mit den placer miners bekräftigen.

Im Visitor Center befindet sich auch ein Schalter von Parks Canada, denen neben der Dredge No. 4 und dem Bear Creek Compound eine ganze Menge historischer Gebäude in der Stadt gehört (Dawson Historical Complex National Historic Site). Hier werden im Sommer Touren und Besichtigungen angeboten, die von historisch gekleideten Freiwilligen durchgeführt werden. Ich nehme an der spannenden und sehr unterhaltsamen Historical City Tour durch die Stadt teil, auf dem der engagierte junge Mann anschaulich viel Wissenswertes über die Geschichte des Klondike Gold Rush, der Stadt und einiger ausgewählter Persönlichkeiten erzählt. Mit der Tour darf man auch einige Gebäude von Innen besuchen, wie zum Beispiel die Bank, das ehemalige Post Office oder den Red Feather Saloon, dessen Inneres teils mit den originalen Gegenständen wiederhergestellt werden konnte.
Nach dem Einkaufen im Dawson City General Store und einer kurzen Erholungspause mache ich mich auf den Weg, um mir die Jack London Cabin anzuschauen. Inzwischen hat sich der Nebel verzogen und die vielfarbigen Gebäude strahlen im Sonnenschein nur so um die Wette. Bei der Cabin angekommen findet im angeschlossenen kleinen Jack London-Museum gerade ein Vortrag über den berühmten Autor statt. Demnach wurde die Hütte, in der London im Winter 1897/98 gelebt hatte, in den 60er Jahren im Klondike von Trappern wiederentdeckt, als sie an einem der Wände im Inneren Londons Namen lasen. Als Beweis schlugen sie die Signatur aus dem Balken. 1965 wurde die Hütte abgebaut und – man höre und staune – nach Dawson UND nach Kalifornien gebracht! Es gibt also zwei Jack London-Hütten: In Dawson ist der untere Teil original, in Oakland, CA, wo London einen Teil seines Lebens verbrachte, der obere…
Auf dem Weg zur Jack London Cabin war ich auch an der Hütte von Robert Service, dem «Barden vom Yukon», vorbeigekommen. Eines seiner Gedichte bekomme ich wenig später anlässlich einer anderen, tollen Führung durch das rekonstruierte Palace Grand Theatre dargeboten, das 1899 (als der Gold Rush schon vorbei war) von Arizona Charlie erbaut wurde. Die ältere Dame, die das Theater vom Zuschauerraum über die Ränge und den luxuriösen Umkleideraum von Klondike Kate bis hinter die Bühne zeigt, ist selbst schon ein Original. Und das Gedicht, das sie ausgewählt hat – The Three Bares – sowie ihre Präsentation desselben sorgen dafür, dass alle Anwesenden fast von den Stühlen kippen vor Lachen.

Ich habe nun so viel Energie, dass ich gleich noch das Dänojà Zho Cultural Centre der Trʼondëk Hwëchʼin First Nation besuche (der Name Klondike leitet sich von Trʼondëk, Hammerstein-Fluss, ab. Der Stammesname bedeutet so ungefähr «Leute, die am Hammerstein Fluss leben»). Hier darf ich gleich Tee aus Chaga probieren, dem auf Birken wachsenden Schiefer Schillerporling (Inonotus obliquus); seit Jahrtausenden genutzt und aktuell wegen seiner über 200 aktiven biologischen Substanzen sehr gehypt (die Preise sind entsprechend…). So gestärkt gucke ich den interessanten Film über die Trʼondëk Hwëchʼin an und dann noch die schön gemachte Ausstellung über den Stamm sowie eine Sonderausstellung über Heilpflanzen.

Nach all diesen Aktivitäten mag ich nicht mehr kochen – und schliesslich sind wir hier ja auch in einer Stadt – weshalb wir «zum Griechen» essen gehen. Es ist so schön und warm, dass wir auf der Terrasse der Drunken Goat Taverna sitzen und vergnügt die ausgezeichnete Appetizer Platter for Two (mit Spanakopita, Tiropita, Dolmades, Garides, Tzatzik, Griechischem Salat und Pita) verspeisen. Danach brauchen wir einen ausgedehnten Verdauungsspaziergang, der uns an den Yukon River und zum Fähranleger führt, wo der Raddampfer Klondike Spirit (mit Hilfs?-Jet-Antrieb…) sowie die Jasmine B., das Lastschiff von Tony Beets («Gold Rush»-Serie) auf dem Trockenen liegen.

Wir bleiben extra noch einen Tag, damit wir am Donnerstag noch Diamond Tooth Gertie’s Shows sehen können. Wir nutzen ihn als Ruhetag, während sich Sibylle und Hermann auf die Spuren von Sibylles Grossvater begeben, der in Dawson die Yukon Bakery geführt hatte. Am Abend gehen wir gemeinsam ins Triple J-Hotel essen. Zum Dessert teilen wir uns einen «Chimi Changa Cheesecakce»: in einer Tortilla frittierter und in Zimtzucker gerollter Cheesecake. So etwas muss man einfach probieren!
So gestärkt stehen wir bei Diamond Tooth Gertie’s Gambling Hall an, um um 19 h bei Türöffnung einen Tisch mit gutem Blick auf die Bühne zu ergattern, wo um 20.30, 22 und 24 h (yup) «Diamond Tooth Gertie» und ihre «Golden Girls» in drei verschiedenen Shows auftreten. Diese kosten keinen Eintritt, aber damit man überhaupt hinein darf, muss man für (nur) 20 CAD eine Club-Mitgliedschaft erwerben, die für die ganze Saison gilt (hilft uns nicht mehr viel, da die Saison demnächst zuende ist). Das ganze Etablissement ist enorm stimmungsvoll und auch die Crew ist passend gekleidet (man kann auch nur cash bezahlen, aber zum Glück gibt es ein ATM im Eingangsbereich…). Die Drinks sind nicht ganz günstig, aber da Diamond Tooth Gertie’s eine Non-Profit-Organisation ist, die von der Klondike Visitors Association betrieben wird, lassen wir es uns guten Gewissens gut gehen 😉
Dann ist es endlich soweit und die erste Show beginnt. Sie ist an die Cancan Shows des ausgehenden 19. Jahrhundert angelehnt und die Mädels geben alles! Es gefällt uns so gut, dass wir gleich noch für die zweite Show bleiben, die um einen Herrn erweitert und vom Vaudeville inspiriert ist. Gertie kommt auch mitten ins Publikum und schmachtet Ozy ganz gehörig an. Ich werde schon fast eifersüchtig…
So gern wir noch geblieben wären, wird es doch langsam etwas spät für uns und wir machen uns gerade «noch heute» auf ins Bett.

 

Ein Stückchen Dempster Highway

Am nächsten Morgen wird ausgeschlafen und dann verabschieden wir uns von Annens, die wir nun wohl für längere Zeit nicht mehr sehen werden. – Es war wieder schön mit Euch!

Im Bonanza Market, dem «besten kleinen Lebensmittelladen im Klondike», füllen wir unsere Vorräte auf und werden von Steve und seiner Frau Linda aus Durango auf unser Auto bzw. die Federn angesprochen. Die beiden haben einen schönen RAM mit einer Four Wheel-Flatbed-Kabine und es stellt sich heraus, dass Steve ebenfalls TDR-Forumsmitglied ist. Die Jungs hängen kurz darauf in den Motorräumen fest, so dass es ein bisschen später wird, bevor wir uns endgültig auf den Weg machen.

Bald biegen wir auf den berühmten Dempster Highway ab, den wir im Frühling auf den Herbst verschoben hatten. Nachdem wir auf dem Dalton bereits bis ganz nach Norden gefahren waren (und das Wetter 10 °C kalt und nicht sehr schön ist), fahren wir nur die ersten 100 km (von 736 km) bis zu einem schönen Übernachtungsplatz am East Blackstone River, den uns Annens angegeben hatten. Es hat gerade so viel Licht, dass wir sehen, wie schön es um diese Jahreszeit hier wäre: die Espen, Birken und Balsampappeln leuchten gelb-grün, die niedrige Buschvegetation rot-braun und dazwischen ragen dunkelgrüne Nadelwald-Inseln auf. Einige der Berge erinnern uns auch an Island: grün bewachsene Hänge mit schwarzen (Lava?-)Flächen dazwischen. Wenn jetzt die Sonne scheinen würde!
Aber auch so geniessen wir die Landschaft und machen einen Halt an einem schönen Aussichtspunkt im Tombstone Territorial Park. Nach der Überquerung einer grossen, baumlosen Hochebene gelangen wir bald an den Übernachtungsplatz. Wir sind nicht die einzigen hier, aber beide Parteien fahren vor dem Abend ab, so dass wir den Platz am Fluss ganz für uns alleine haben. Eine Rangerin schaut noch vorbei und kontrolliert, ob wir self-contained sind, d.h. ob wir ein potty und einen Grauwassertank haben (wir stehen hier noch auf dem Gebiet des Tombstone Park). Sie kann es anhand unserer Grösse kaum glauben, aber nach einer «Hausführung» ist sie zufrieden und auch gebührend von unserem Diheime beindruckt. Wir dürfen also stehenbleiben und geniessen es nach unserem «Städtetrip», wieder abseits der Zivilisation zu stehen.

Am nächsten Morgen ist es kalt, regnet und die Wolken hängen so richtig tief. Wäääk!
Also nichts wie los gegen Süden! Abgesehen von einem Lastwagen und einigen wenigen Autos ist nicht viel los. Nach einer guten Stunde sind wir wieder am Klondike Highway. Voller Eindrücke – und Schlamm…

 

Nordlichter!

Es geht weiter auf dem Klondike Highway, der anfangs abgesehen von einigen wahlweise schlammigen oder staubigen Baustellen nicht so viel bietet. In dieser Gegend sind auch die Laubbäume weniger verfärbt. Dafür steigt die Temperatur auf sagenhafte 21 °C! Das Wetter wird auch besser und ab und zu erhaschen wir einen schönen Blick auf einen See oder den Yukon River, dem die Strasse ein Stück weit folgt. Ab Carmacks verläuft der Highway im flachen Talboden des Nordenskiold River. Bei einem Trailhead in einem kleinen Tal finden wir einen Übernachtungsplatz etwas weg von der Strasse. Ich folge dem steilen Trail durch einen gelb verfärbten Laubwald (und vorbei an einem Bärenhaufen…) auf einen trockenen, windumtosten Hügel, der einen tollen 180°-Blick auf die Flussebene bietet.
Hier erleben wir die erste klare Nacht seit Wochen und können endlich Nordlichter sehen! Die Freude wird nur ein ganz klein wenig durch die vielen Bäume getrübt, aber besser als eine Wolkendecke – oder gar keine Nordlichter – ist es allemal!

 

Karibik in Kanada: Der Boya Lake

Am nächsten Tag fahren wir nach Whitehorse zum Einkaufen, Tanken und Autowaschen – mit kurzem Besuch des Montague Roadhouse auf dem Weg. Das Wetter ist heute schön und wir geniessen die Fahrt durch – wieder – verfärbte Wälder und entlang des strahlend blauen Fox Lake. In Whitehorse hat sich unser Alaska-Kreis geschlossen und wir folgen für gute 400 km wieder dem Alaska Highway, dieses Mal bei schönem Wetter und mit einer Übernachtung auf dem Government Campground am Teslin Lake. Der Abend ist wieder schön und klar, mit einem tollen Halbmond-Untergang. Als es dunkel ist, gehe ich hoch zur Strasse, von wo man auf einem grossen Kiesplatz eine bessere Sicht auf den Himmel hat. Wir sind schon wieder weiter südlich und heute Abend habe ich kein Glück. Immerhin haben wir die Nordlichter einmal sehen können, denn morgen verlassen wir den «normalen» Nordlicht-Kreis endgültig.

Am nächsten Tag fahren wir ein Stück weiter auf dem Alaska Highway, wobei wir die Cassiar Mountains durchqueren. Nach 250 km biegen wir nach Süden auf den Cassiar Highway ab, der uns dann gleich nochmals durch die Cassiar Mountains nach Süden führen wird. Zuerst steht aber noch ein Highlight auf dem Programm: Der Boya Lake.
Alle Reisenden, die wir unterwegs getroffen haben, haben geschwärmt, wie schön dieser See sei und uns nahegelegt, ihn keinesfalls zu verpassen. Der grosse Provincial Campground ist zwar schon gut besetzt, aber wir sind gerade noch früh genug, um einen schönen Platz am See zu ergattern. Nachdem wir unser Lager aufgeschlagen und den See in Ruhe betrachtet haben, sind wir genauso begeistert, wie alle anderen! Wir kommen uns fast vor wie in der Karibik (abgesehen von den kühlen Temperaturen und der nicht so ganz passenden Vegetation…)! Das kristallklare Wasser über dem aus Mergel bestehenden Seegrund changiert in verschiedenen Türkis- und Blautönen und die dunklen Wolken verleihen dem ganzen noch eine zusätzliche Farbdimension. Absolut genial! Der See ist durch zahlreiche Inseln und Buchten gegliedert und ist ein wahres Kayak-Paradies.
Ich möchte mehr sehen und gehe gleich den sogenannten Lakeshore Trail. Aber wie üblich verläuft der Trail natürlich nicht direkt entlang des Ufers und die Sicht wird durch den Wald fast vollständig verdeckt… Ich bin offenbar nicht die einzige mit dem Wunsch nach mehr, denn es gibt schon einige (inoffizielle) Fusspfade zu einzelnen Buchten, von wo aus man einen unbehinderten Blick auf den See geniessen kann.
Nachdem sich die Wolken etwas verzogen und wir gegessen haben, gehe ich noch den Beaver Lodge Trail und werde an dessen Ende mit der Sichtung von drei sehr aktiven Bibern belohnt, die um ihre Burg beschäftigt sind und miteinander spielen, indem sie versuchen, einen Baumstamm zu «erobern». Auf dem Rückweg scheuche ich einen kleinen Schwarm (Felsengebirgs?-)Hühner auf. Sie sind so gut getarnt, dass ich sie vollkommen verpasst hätte, hätten sie sich nicht bewegt… Auch die Abendstimmung ist wunderschön hier und wir setzen diesen aussergewöhnlichen Ort auf unsere «Nochmals-Besuchen-Liste» (das nächste Mal etwas länger und mit unserem aufblasbaren Kanu…).

 

Bärige Begegnung auf dem Weg nach Stewart

Unser Weg führt uns am nächsten Tag erneut durch die Cassiar Mountains, wo wir an einer kleinen Minenoperation vorbeifahren und einen Stopp im entsprechenden Shop in Jade City einlegen. In den umliegenden Bergen befindet sich die grösste Nephrit-Jade-Lagerstätte und ich gerate ob der schönen Schmuckstücke in einen regelrechten Kaufrausch (bis ich die Preise bemerke und mich von einigen wieder trennen muss…). Irgendwann schafft es Ozy, mich loszueisen und wir setzen unseren Weg nach Süden fort. Die Wolken nehmen zu und sinken immer tiefer. Trotzdem können wir zwischendurch den einen oder anderen Blick auf die höher werdenden Berge erhaschen. Für Ozy ist die Fahrt eher anstrengend, da wir mitten in einer riesigen Airstream-Gruppe gelandet sind, die er auf der engen Bergstrecke Zug um Zug überholen muss (ich bekomme prompt ein WC-Stopp-Verbot…).
Bei Meziadin Junction biegen wir auf den Glacier Highway ab, eine 65 km lange Stichstrasse durch die Boundary Range nach Stewart am Portland Canal (ein 116 km langer und durchschnittlich nur 2.4 km breiter Fjord). Von hier kann man via USA (Alaska-Panhandle) mit Hyder und Fish Creek Wildlife Observation Site zum Salmon Glacier (Kanada) fahren, dem grössten mit dem Auto erreichbaren Gletscher der Welt (perfekt für Ozy 😉 ).

Kurz nachdem wir auf die Strasse nach Stewart abgebogen sind, sehen wir einen Schwarzbären gleich neben der Strasse. Ozy hält an, doch statt – wie meistens üblich, wenn das Auto stoppt – ins Gebüsch zu verschwinden, lässt sich dieser Schwarzbär überhaupt nicht stören. Im Gegenteil, er findet uns genauso interessant wie wir ihn. So sehr, dass ich die Scheibe oben lasse zum Fotografieren…
Inzwischen ist es wieder einmal richtig «grusig» (wir nähern uns ja auch der Küste…), aber immerhin sehen wir ein bisschen vom blau leuchtenden Bear River Glacier, der auf der anderen Seite des Strohn Lake herabströmt und die Schlucht des Bear River mit ihren Wasserfällen und dichten Bewaldung wirkt so richtig wild.

Wir gucken uns ein paar iOverlander-Plätze um und in Stewart an, die uns aber alle nicht zusagen (zu dicht bewaldet, nicht mehr zugänglich, zu nahe an der Abfallverwertung oder mitten im Städtchen), weshalb wir unser Lager dann im offiziellen Rainey Creek Campground aufschlagen, was wir nicht bereuen: für umgerechnet 19 CHF bekommen wir einen schönen Stellplatz inmitten riesiger Nadelbäume, einen schönen Blick auf die gegenüberliegenden Berge und Schneefelder (wenn die Wolken mal aufreissen) und wunderbare heisse Duschen (aufgrund der Regenfälle und grossen Pfützen ist der Weg dorthin manchmal etwas abenteuerlich. Aber wofür hat man Crocs…).
Am Abend ist es trocken, sodass wir noch einen Spaziergang ins Städtchen und über den Estuary Boardwalk durch die Schwemmebene des Bear River mit Blick auf den Portland Canal machen können.

 

Kanada – USA – Kanada: Salmon Glacier und fischender Grizzly

Für heute ist schönes Wetter angesagt, also schnell das ArriveCan-Formular ausgefüllt: wir müssen ja auf dem gleichen Weg wieder zurück und auf der anderen Seite gibt es kein Internet…
Auch den Eintritt für die Fish Creek Wildlive Observation Site organisieren wir uns vorab, denn obwohl es viel Personal vor Ort hat, muss man den Eintritt im Voraus besorgen (für einen Tag 5, für 3 Tage 10 und für eine Woche 20 USD). Jetzt sind wir bereit für unseren Tagesausflug nach Alaska und Kanada (und wieder Alaska und nochmals Kanada)!

Hyder, AK ist ein kleiner Ort, der – wie Stewart, BC – seine Existenz dem Mining verdankt. Heute leben nicht einmal mehr 100 Personen hier, die im Tourismus, Fischfang, der Holzverarbeitung und noch ein bisschen Bergbau arbeiten. Die Grenze wird nur von kanadischer Seite überwacht, da man von hier aus nirgendwo sonst hin kann (und die Preisunterschiede den Schmuggel interessant machen…).
Wir halten zuerst beim Fish Creek Bären-Boardwalk. Da der vordere Parkplatz schon voll ist, müssen wir auf den zweiten ausweichen, von wo wir durch einen Ranger entlang der Strasse zum Eingang eskortiert werden (der Bärenwechsel führt hier direkt über die Strasse zum Fluss). Wir sind natürlich wieder mal etwas später weggekommen und es ist bereits halb elf – und kein Bär (mehr) in Sicht. Offenbar war bis vor kurzem noch einer da. Hm. Wohl selber schuld. Wir gucken eine Weile den Lachsen zu und können das erste mal so richtig beobachten, wie sie mit kräftigen Schwanzschlägen ihre Laichgruben ausheben und diese sowie ihre Partner gegen andere Lachse verteidigen. Nur schon dafür hat es sich gelohnt.

Also weiter zum Salmon Glacier! Die Strasse ist recht schmal, voller Schlaglöcher und führt entlang des Salmon River in die Höhe. Wir passieren mehrere aktive Minen, erhaschen einen ersten Blick auf die Gletscherzunge im Tal unten – und landen wieder in den Wolken…
Wir stoppen beim grossen Aussichtspunkt, wo wir erst mal nichts sehen…
Wir kommen mit mehreren Deutschen und Schweizern ins Gespräch, was hilft, die Zeit zu vertreiben, denn der Gletscher verbirgt sich hartnäckig kokett hinter der weissen Wolkenwand, die stetig aus dem Tal heraufzieht. Da! Plötzlich reissen die Wolken auf und geben den Blick auf den Gletscher frei, der gerade gegen uns fliesst, bevor er sich im Tal unten bricht und nach rechts und links auseinanderfliesst. Ein toller Anblick! Leider nur von kurzer Dauer, denn wir werden schon wieder von feuchtkalten Wolkenfetzen eingehüllt. Wir schwatzen weiter und erleben das gleiche Schauspiel noch ein paar Mal, bevor wir so durchgefroren sind, dass wir wieder ins Auto steigen und beschliessen, die Strasse bis zu ihrem rumpeligen Ende zu erkunden. Das ist nicht allzu weit entfernt, da die alte Mine dort wieder in Betrieb genommen wurde und die Strasse bald für den Privatverkehr gesperrt ist. Immerhin hat man von dieser Seite noch einen tollen Blick auf die nördliche Gletscherzunge, die halbkreisförmig abbricht und das Tal mit einem chaotisch anmutenden Eishaufen füllt. Auf dem Weg zurück ins Tal sind die Wolken verschwunden und wir geniessen die Ausblicke auf die Gletscherzunge und das Tal des Salmon River.

Es ist mittlerweile kurz nach vier und wir besuchen nochmals den Fish Creek (schliesslich haben wir ja einen Tageseintritt…). Obwohl uns gesagt wurde, dass die Bären erst ab etwa sechs Uhr abends wiederkämen, haben wir Glück. Ein Grizzly hat sich wohl gerade einen Fisch geschnappt und sich damit ins Gebüsch verzogen. Wir beziehen Posten und beobachten das gegenüberliegende Ufer, wo sich überhaupt nichts rührt. Als wir uns gerade überlegen, ob wir den Bär Bär sein lassen sollen, erscheint er plötzlich und ohne Vorwarnung! Wir werden für unsere Geduld mit einem spannenden Schauspiel belohnt: der Bär versucht immer wieder, einen Lachs zu fangen, aber die Fische schlüpfen ihm buchstäblich zwischen den Krallen durch, obwohl viele schon so erschöpft scheinen, dass sie sich kaum bewegen. Der Bär läuft flussauf und flussab – immer «verfolgt» von einer Horde begeisterter Zuschauer und Fotografen. Zwischendurch schnappt er sich einen toten oder halbtoten Fisch und reisst ein bisschen dran herum, bevor er ihn einfach liegenlässt. Erst nach fast einer halben Stunde fängt er einen Fisch, der seinen gehobenen Ansprüchen zu genügen scheint – und verzieht sich damit wieder ins Gebüsch.
Das war ein spannendes Erlebnis!
(Wir erfahren dann von einem Ranger, dass es die Bären vor allem auf den Lachsrogen abgesehen haben, d.h. noch volle Weibchen. Und dass dieser Bär tatsächlich noch recht jung und unerfahren ist, aber schon besser im Fischen sei als noch im Sommer…).
Es geht wieder zurück durch Hyder und an die Kanadische Grenze. Dort werden wir von einem jungen Zöllner in Empfang genommen, der es ganz, ganz genau wissen will. Waffen, Lebensmittel, CBD etc. Dass er nicht noch eine «Hausdurchsuchung» macht, ist grad alles. Wir fragen uns, was das soll: Es gibt NICHTS hier drüben! Wir sind klar Touristen mit eigenem Auto. Ausser der einen Strasse zum Salmon Glacier kann man nirgends hinfahren. Und auch nicht wirkklich einkaufen (wir wissen nicht mal, ob der kleine Grocery Store offen gewesen wäre). Der arme junge Mann muss total frustriert sein an diesem Grenzposten und benimmt sich wohl deshalb so, als sei er an einem grossen, wichtigen Grenzübergang…
Schliesslich lässt er uns dann doch wieder nach Kanada und wir fahren zurück zum Rainey Creek Campground, um uns eine heisse Dusche zu gönnen.

 

Bei Pat und Harvey in Williams Lake

Am nächsten Tag fahren wieder zurück zum Cassiar Highway und geniessen erneut die Fahrt durch den Bear River Canyon und vorbei am Bear Glacier – diesmal bei Sonnenschein und blauem Himmel!
Unser nächstes Ziel ist Williams Lake, wohin uns unsere lieben Freunde Pat und Harvey eingeladen haben. Die Fahrt auf dem Cassiar Highway bis Kitwanga, auf dem Yellowhead Highway, bis Prince George und dann auf dem Cariboo Highway entlang des Fraser River bis Williams Lake ist dann nicht mehr so spektakulär. Das Interior Plateau zwischen den Bergketten der Coastal Range und der Rocky Moutains führt durch land- und forstwirtschaftlich genutztes Gebiet und wird zunehmend trockener und wärmer (zunächst 21, am nächsten Tag dann sagenhafte 31 °C!). Orte wie Smithers und Burns Lake erinnern uns an die Simpsons, während Tintagel der Artussage entsprungen scheint.
Wir machen ordentlich Strecke, übernachten am hübschen Sunset Lake (leider mit etwas viel «Party-Musik», aber dafür einer tollen Morgen-Nebelstimmung) und bewältigen die fast 1000 km in zwei Tagen.
Auf dem Weg bemerkt Ozy, dass die Getriebedruckanzeige einen viel zu hohen Wert anzeigt, was auf einen Defekt des Getriebes schliessen lässt. So ein Mist!!! Ozy fährt möglichst Getriebeschonend – bei wenig Gas bleibt der Druck (noch?) im normalen Bereich.
Wir erreichen Williams Lake aber ohne Probleme und freuen uns zunächst einmal sehr, Pat und Harvey wiederzusehen, die wir im Juni auf unserem Weg nach Alaska schon kurz getroffen hatten. Wir dürfen gleich im Gästezimmer im unteren Stock mit eigenem Bad einziehen – was für ein Luxus! – und die beiden verwöhnen uns mit BBQ auf der Terrasse und schönen Ausflügen in die Umgebung. Wir besuchen das Salmon Fest in Horsefly (mit herzigen kleinen Marktständen und einem klassischen Quartett), essen im dortigen Cornerhouse Café zu Mittag und so gestärkt bringt uns Harvey anschliessend das Goldwaschen bei. Der Horsefly River riecht etwas streng nach totem Lachs, aber bei mir ist das Goldfieber ausgebrochen! Unter der geduldigen Anleitung von Harvey werde ich schliesslich auch fündig! In meiner Pfanne finde ich einen Achat, einen Rubin und ein Goldblättchen! Reich werde ich wohl nicht damit, denn alles ist mikroskopisch klein, aber das schmälert meine Freude in keiner Weise! Mein erstes Gold!!!
Pat nimmt mich mit ins Naturschutzgebiet von Williams Lake auf Scout Island, wo wir Loons und Gänse, Raubvögel und wieder Lachse beobachten können.
Auf einem weiteren Ausflug führen uns Pat und Harvey zum Farwell Canyon im Chilcotin Country, ein trockenes Hochplateau von ganz eigener Schönheit. Wir sehen zwar keine Dickhornschafe, können aber dafür Angehörigen der First Nations beim Kescherfischen tief im Canyon unten zusehen – eine sehr anstrengende Art des Fischens, aber erfolgreich. Der mit einem Seil gesicherte Mann holt mit schöner Regelmässigkeit grosse Lachse aus dem Fluss, die die Frau dann zerlegt. Danach besuchen wir die historische Pothole Ranch im Canyon unten. Das Ufer sieht leider aus wie eine bessere Müllkippe sowie ein Lachsschlachthof, da offenbar einige First Nations People es nach Gebrauch der Fischcamps dem Fluss überlassen, aufzuräumen. Aber die alte Ranch ist dafür sehr malerisch und ich entdecke im ehemaligen Kartoffelkeller/Kühlhaus eine Ratte (weniger nett) und eine Fledermaus (mega herzig).
Dann versuchen Ozy und Harvey, das Getriebeproblem zu lösen, die gewünschten Teile lassen sich allerdings nicht so schnell auftreiben. Auch die Nachfrage beim Getriebespezialisten BD Diesel in Abbotsford, wo wir vorbeifahren würden, bringt kein positives Ergebnis: es würde schon mal zwei Wochen dauern, bis sie überhaupt Zeit hätten, einen kurzen Blick darauf zu werfen und ein passendes Getriebe oder Teile sind auch nicht vorrätig… So ein Mist! Ozy sucht weiter, während Pat und ich die Herren mit Kanadischen und Schweizer Spezialitäten bekochen.
Am Abend wird Whisky und Whiskey gesippt, während wir gemütlich Bücher lesen (Pat hat unter anderem eine schöne Kochbuch-Sammlung…). Wir könnten noch lange bleiben, doch nach fünf Tagen ziehen wir weiter – das Getriebe lässt Ozy keine Ruhe und er hat noch eine lange Liste von Arbeiten, die er bei unserem Freund Don erledigen möchte, dessen Garage wohl bereits schon gut mit Amazon- und anderen Paketen gefüllt sein dürfte…

Es war eine wunderschöne Zeit, die wir sehr genossen haben und wir danken Euch, Pat und Harvey, nochmals ganz herzlich für Eure liebe Gastfreundschaft! Wir hoffen, Euch dann auf der Baja wiederzusehen!

 

Durch den Fraser Canyon Richtung Grenze

Es geht also weiter auf dem Cariboo Highway nach Süden. Der Himmel ist schon die letzten Tage aufgrund verschiedener Waldbrände dunstig gewesen, was für rote Sonnen- und Monduntergänge gesorgt hat. In Cache Creek stossen wir auf den Trans-Canada Highway (No. 1), der uns bis zur Grenze bringen wird. Die Fahrt durch den Fraser Canyon ist zwar landschaftlich interessant und schön, aber auch äusserst mühsam: Starke Regenfälle haben zu zahlreichen Murgängen und Beschädigungen an Strasse und Brücken geführt, die jetzt in zahlreichen Baustellen behoben werden.
Aber wir schaffen es dann doch und gelangen ins flache und fruchtbare Fraser Valley. Hier wird Landwirtschaft und Gartenbau im grossen Stil betrieben – und fast alles ist privat, so dass wir uns zum Übernachten in den Sumas Mountain Regional Park zurückziehen, wo wir hoch über Abbotsford an einem Trailhead parken und uns seelisch auf den Grenzübertritt in die USA vorbereiten können.

Hatten wir am Abend zuvor interessante Wolkenstimmungen, ist es am nächsten Tag definitiv herbstlich und regnerisch als wir uns auf den Weg zur Grenze machen.

 

Wie der Grenzübertritt in die USA verläuft und wie es mit dem Getriebe weitergeht, erfahrt Ihr dann im nächsten Blog!

Ein Gedanke zu „Goldgräber, Gletscher und fischende Bären – Von Alaska in die USA

  1. Liebe Steffi,

    endlich freie Minuten für deine eindrücklich farbenfrohen Bilder und den aufklärenden Text! Die Weite und Menschen freie Landschaften ist atemberaubend. Und es geht offenbar immer noch weiter… Könnt ihr euch je wieder in unseren Engen zurecht finden?? Ich wünsche euch weiterhin pannenfreie Bahn und die Offenheit all die Naturwunder aufzunehmen.
    Herzliche Ostergrüsse Renate

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