Service, Sand und (fast) Schnee – Milton und der Weg nach Las Vegas

Service, Sand und (fast) Schnee – Milton und der Weg nach Las Vegas

Zurück in die USA

Wir freuen uns schon sehr darauf, nach längerer Zeit wieder unseren lieben Freund Don zu besuchen. Bevor es allerdings soweit ist, müssen wir noch die Grenze in die USA überqueren.
– Wie es wohl dieses Mal läuft?

Wir haben uns für den «Neben-Zollposten» Aldergrove im Süden von Abbotsford entschieden.
Brav fahren wir auf die leere RV/Truck-Spur (und vermeiden damit gleich eine kleine Schlange von drei, vier Autos auf der PKW-Spur). Als wir ans Abfertigungsfenster kommen, informiert uns der Beamte erst mal recht finster, dass wir hier falsch seien: Bei unserer geringen Grösse würden wir zu den PKWs zählen. Wir entschuldigen uns und fragen, ob wir die Spur wechseln sollen? Der Beamte meint etwas griesgrämig, dass wir nun auch hierbleiben könnten, da wir ja schon da seien.
Das fängt schon gut an und unser Herz rutscht ein paar Zentimeter Richtung Hose…
Warum auch immer war es das jedoch mit der Unfreundlichkeit! Der Beamte taut plötzlich auf und fragt uns freundlich nach woher und wohin, bewundert unseren Aufbau und möchte ein paar technische Dinge wissen, da er ebenfalls mal sowas will, um zu reisen. Wir unterhalten uns ganz angeregt, bis irgendwann ein LKW hinter uns auftaucht und wir weiterfahren müssen/dürfen. Nach dem anfänglichen kurzen «Schrecken» war das schliesslich einer der nettesten und angenehmsten Grenzübertritte ever!

Jetzt sind wir wieder in den USA. In Washington State, um genau zu sein.
Bei sehr wechselhaftem Wetter – mal Regen, mal Sonnenschein – fahren wir frohgemut im immer dichter werdenden Verkehr gegen Seattle. Auf dem Weg machen wir Halt an einem der zahlreichen «Native Shops», wo sich Ozy zollfrei mit Zigaretten eindecken kann: Washington State ist durchzogen von «Mini-Reservaten» unzähliger Stämme, die oft nur aus einem Kasino und/oder einem Tobacco Shop zu bestehen scheinen (es gibt natürlich auch noch grössere Gebiete, aber diese befinden sich vor allem auf der trockeneren und weniger dicht besiedelten Ostseite der Rockies).

 

Grosser Service (und eine schöne Zeit) bei Don

Als wir Dons Haus erreichen, antwortet niemand auf die Klingel. Na ja, vermutlich einkaufen gegangen. Don hat seinen Pickup-Camper bereits in der Einfahrt geparkt, so dass wir uns wieder gemütlich im Carport installieren können.
Wenig später biegt Don um die Ecke und bekommt einen kleinen Schock, weil er einen Tag später mit uns gerechnet hatte. Nachdem er sich erholt hat, freut er sich aber genauso sehr uns zu sehen, wie wir uns auf ihn gefreut haben! Was für ein schönes Wiedersehen! Und umso mehr, als er wegen gesundheitlicher Probleme aktuell nicht reisen darf, wir ihn also vorläufig nur hier treffen können.

Bald geht’s an die Arbeit: Ozy packt zuerst einmal die ganzen Pakete aus, die sich Dons Garage stapeln und bestellt gleich noch ganz viel mehr… Danach macht er sich ans Auto.
Zunächst steht natürlich das Getriebeproblem ganz oben auf der Prioritätenliste. Er besorgt sich ein zweites Messgerät für den Getriebedruck, dessen Anzeige er ganz genial am Rückspiegel befestigt, und begibt sich auf Testfahrt. Und was stellt sich heraus?
– Unser Getriebe ist noch in Ordnung, aber der «tolle» VDO-Marken-Sensor hat bereits nach etwa zwei Jahren den Geist aufgegeben! Ha, ha!
Ozy baut dann trotzdem den schon bestellten valve body (Ventilkörper) ein (der dann auch noch besser schaltet), den alten behalten wir als Ersatz…

Danach kommt seine Liste mit 21 Punkten dran (nicht Technik-Begeisterte bitte überspringen):

Auto:

  • Ölwechsel Verteilergetriebe
  • Motoröl und -filter wechseln
  • Dieselfilter wechseln
  • Getriebe- und Hinterachsenöl ersetzen sowie Radlager kontrollieren
  • zusätzlichen Getriebeölfilter installieren
  • Vorderachse fetten
  • Kabelanpassung Vorglüheinheit
  • Treibstoffleitungen ersetzen
  • Kühlmittelfilter und -schläuche ersetzen
  • Hydraulikflüssigkeit für die Servolenkung wechseln und Filter einbauen
  • Luftfilter ersetzen
  • neue Motorbremse inkl. Luftventil (PacBrake statt Jake Brake)
  • Scheinwerfer ersetzen (statt der versagenden Xenon gibt’s LED)
  • Unterbodenwäsche

Aufbau:

  • stärkerer Inverter inkl. entsprechende Verkabelung
  • Ventilator-Installation für den Technik-Kasten
  • Kühlschrank-Griff/Verschluss ersetzen
  • StarLink in Betrieb nehmen

Reinigung:

  • Fahrerhaus saugen
  • Frontscheibe von Innen gründlich putzen
  • Auto und Aufbau polieren und wachsen 

(Die letzten drei Punkte darf ich machen, ausserdem noch Scheiben und Wände im Aufbau putzen, sowie alle Schubladen und Sitzbänke ausräumen, saugen und feucht auswischen sowie «Inventur machen»…).

 

Wenn ich nicht gerade am oder im Auto mit Putzen beschäftigt bin, besetze ich Dons Küche und geniesse ausgiebig die ganzen Annehmlichkeiten der Zivilisation, vom Backofen über den Mixer bis zum Geschirrspüler. 😊

Abends wird gelesen und Don und ich kämpfen an seinem wunderschönen historischen Flipperkasten um den Tagessieg. Dazwischen gehen wir fein essen oder treffen Dons liebe Familienmitglieder, die uns ebenfalls mit feinem Essen und selbstgezogenem Gartengemüse verwöhnen.

Dons Bruder Jim beschert uns einen wunderschönen Tag, indem er uns mit seinem Boot auf den Puget Sound nimmt. Es ist herrlich, auf dem Wasser zu sein (auch wenn die Sicht aufgrund der Waldbrände eher diesig ist). Wir fahren bis zur Tacoma Narrows Bridge, gucken uns Gig Harbor an und sichten Seelöwen, Delfine und sogar eine Wal! Ein feuriger Sonnenuntergang beschliesst den tollen Tag! – Vielen herzlichen Dank, lieber Jim!

Die fast vier Wochen vergehen leider wie im Flug und am 14. Oktober brechen wir schweren Herzens nach Süden auf. Es war wieder so schön mit Dir, Don! Wir danken Dir für Deine Freundschaft und Deine Gastfreundschaft und hoffen, dass wir uns bald wieder in der Wüste treffen können!

 

Am Mount Rainier vorbei zum Columbia River

Bei strahlendem Wetter, wenn auch wegen der Waldbrände nicht ganz klarem Himmel brechen wir auf. Das nächste Ziel ist die Black Rock Desert in Nevada.

Unser Weg führt uns wieder durch die beeindruckenden Wälder im nördlichen Zipfel des Mount Rainier Nationalpark und wir bekommen sogar den sonst so scheuen Berg selbst zu sehen, komplett ohne Wolken! Die Heidekräuter auf den grünen Matten sind herbstlich rot verfärbt und die Luft ist im Gegensatz zum Tal hier oben herrlich frisch. Es wäre ein wunderbarer Tag für eine Wanderung! Offenbar sind wir aber verständlicherweise nicht ganz die einzigen, die das denken: Alle Parkplätze sind besetzt.
Aber wir sind ja sowieso auf dem Weg nach Süden und haben noch einen langen Fahrtag vor uns (wie lange, wissen wir noch nicht…). Drum lassen wir den Kopf nicht hängen und freuen uns einfach vom Auto aus an der schönen Landschaft. Wir gelangen wieder ins Naches River Valley, das gegen Naches und Yakima hin immer mehr dem Südtirol ähnelt: zunehmend trocken und von Apfelplantagen dominiert. Im grossen, flachen Yakima River Valley herrschen dann Getreide- und Futterfelder vor.

Von Yakima aus führt uns die US-97 über und durch das grasbestandene Columbia River Plateau bis zum gleichnamigen Fluss. Obwohl wir die Gegend schon kennen, ist der Ausblick der von vielen Windrädern gespickte Plateaulandschaft um die Columbia River Gorge wieder atemberaubend. Das späte Nachmittagslicht taucht alles zusätzlich in einen goldenen Schein.

Wir fahren erneut zum John Day Dam, wo wir im Juni 2020 auf der Washington-Seite gerade noch so stehen konnten (der Corps of Engineers-Platz auf der Oregon-Seite war wegen Covid gesperrt). Dieses Mal künden jedoch Schilder an, dass das Übernachten hier gar nicht (mehr) gestattet sei. So schade! Wir hatten den Ausblick auf den mächtigen Damm und die Schleuse mit den durchfahrenden Flussschiffen sehr genossen gehabt.
Wir müssen unser Glück nun also auf der anderen Seite versuchen. Das bedeutet eine zusätzliche Strecke von rund 40 km, da die nächste Brücke knapp 20 km flussabwärts liegt… Obwohl es schon spät am Tag ist, möchte ich noch einen Blick auf «Stonehenge» werfen, das mir beim Hinfahren aufgefallen war. Bei der 1:1-Rekonstruktion (aus Beton) hoch über dem Columbia River handelt es sich um ein 1918 errichtetes Monument für Gefallene des 1. Weltkriegs (die interessante Geschichte findet sich hier). Es ist ein bemerkenswerter Ort, von wo aus man nicht zuletzt einen wunderbaren Blick über das Tal des Columbia River hat.  

Die Sonne geht bald unter und es wird höchste Zeit, einen Schlafplatz zu finden. Voller Zuversicht fahren wir wieder den Fluss hinauf zum offiziellen CoE-Platz beim Damm (Oregon-Seite), um festzustellen, dass wir dort zwar bleiben könnten, aber nicht möchten: Die meisten Plätze sind dauerhaft bewohnt, wobei viele der abgestellten «Camper» kurz vor dem Verfall zu stehen scheinen und von Bergen von Müll umgeben sind. Also wieder zurück!
Wir hatten auf halbem Weg von der Brücke einen grossen Kiesplatz am Ufer mit Campern (und einem Plumpsklo) drauf gesehen und finden hier auch tatsächlich ein Plätzchen: Um halb sieben können wir im letzten Abendlicht endlich unser Lager aufschlagen. Rufus Landing, wie der Ort heisst, ist nicht gerade der ruhigste Platz, da die I-84 nahe dran vorbeiführt, aber die Aussicht auf den Fluss ist schön und wir sind sowieso so müde, dass der Lärm der vorbeifahrenden Autos keine Rolle spielt. 

 

Auf zu den Heissen Quellen!

Am nächsten Tag geht es zurück zur US-97, die uns weiter nach Süden führt. In Wasco schlagen wir via OR-206 bzw. OR-19 ab Condon Kurs Südost ein. Die Regionalstrassen verlaufen weiter über das Columbia River Plateau, tauchen aber auch immer wieder einmal in tief eingeschnittene Flusstäler ab, wo sich die Augen an ein bisschen Grün und Blau vom Gelb und Braun der endlosen Grasflächen und Felder erholen können. Die Fahrt ist auch buchstäblich ein stetiges Auf- und Ab (zwischendurch kommen wir sogar so hoch, dass wir in den Wald gelangen).

Ich muss mir natürlich den Ort Fossil ansehen, bei dem es sich um ein hübsches kleines Städtchen handelt, das 1876 nach dem Fund von Mammutknochen so genannt wurde. Kurz vor Dayville, beim John Day Fossil Beds NM, kreuzen wir wieder unsere Route vom Juni 2020. Im Gegensatz zu den Covid-Zeiten damals ist das Thomas Condon Paleontology Center wieder offen und ich stürze mich voller Begeisterung in die kleine aber feine Ausstellung mit Präparierungslabor. Wir lernen ein charmantes Riesenfaultier kennen und erleben eine nervöse Präparatorin ausserhalb ihres Labors («I’m not used to talk to live people and without a glass in front»). Wir folgen der Journey Through Time Scenic Byway (hier US-26) durch das John Day River Valley nach Osten und biegen in John Day wieder nach Süden, auf die OR-395, ab. (Hier noch etwas Info zum «berühmten John Day», nach dem ein Fluss, zwei Städtchen und ein Staudamm benannt sind).

Auf dem hübschen Idlewild Campground im Malheur NF finden wir einen Platz für die Nacht. Es gibt hier zwei Trails durch den lichten Wald, die ich am nächsten Morgen erkunde. Im nahegelegenen Burns können wir unsere Vorräte auffüllen. Es ist die letzte Möglichkeit, bevor wir wieder in die grosse Einsamkeit kommen.

Die OR-205 führt uns durch immer trockenere und spärlicher besiedelte Gegenden (wir sind jetzt im Harney Basin, das gegen Süden ins Great Basin übergeht). Das Land wird zunehmend flach und das Auge hält sich an einigen Plateaus und wenigen Farmen fest. Beim Nest Denio überqueren wir die Grenze zu Nevada. Hier kreuzen wir wieder unsere Spuren von 2020, diesmal vom Oktober. Wir fahren wieder zu den Bog Hot Springs. Leider hat es diesmal viele Leute und die «Sites» an den guten Badeplätzen sind alle von grösseren Gruppen besetzt, weshalb wir nur übernachten und am nächsten Tag bereits weiterfahren. 

 

Nachdem unsere Freunde Sibylle und Hermann so von den Soldier Meadows Hot Springs geschwärmt hatten, möchten wir diesen nun auch einen Besuch abstatten. Leider ist es nicht so menschenleer, wie sie geschildert hatten, aber wir finden gerade noch einen Platz (das Stehen ist frei, es hat aber nur rund 10, nummerierte, Plätze, wo man sich hinstellen darf). Die Erklärung für die vielen Menschen finden wir auf Nachfrage: die Jagdsaison hat begonnen und die meisten Camper sind aus diesem Grund hier. Dies hat den Vorteil, dass sie während des Tages unterwegs sind. Auch sonst interessieren sie sich nicht besonders für das heisse Wasser, so dass wir uns einen der Pools, die das Wasser des heissen Bachs aufstauen, aussuchen und nach Herzenslust drin soaken können. Leider schlägt das Wetter bald um und es wird so richtig fies kalt und windig. Die 150 m zum Pool verlangen einiges an Überwindung und das anfangs über 40 °C heisse Wasser wird aufgrund der kalten Bise merklich kühler. Zwischendurch erleben wir sogar einmal einen kräftigen Guss mit Hagel. Trotzdem geniessen wir den tollen Platz mit Openair-Plumpsklo, wunderschönen Lichtstimmungen und beeindruckendem Sternenhimmel sehr und machen uns nach einer Woche auf den Weg Richtung Las Vegas: Spätestens am 13. November müssen wir die USA verlassen und wir haben uns entschieden, am 10. November in die Schweiz zu fliegen, um unsere Familie und Freunde wiederzusehen.

 

Fort Churchill SHP

Auch als wir abfahren, herrscht starker Wind. Zum Glück waren wir bereits im Oktober ‘20 hier und sind damals über die riesige Playa der Black Rock Desert gefahren. Heute wäre es aufgrund des aufgewirbelten Staubes keine Freude! Schon von weitem sehen wir eine «weisse Wand», die sich über der Playa erhebt und bekommen auch auf der (üblen) Piste am Westrand entlang noch genug davon ab.

Ab Gerlach sind wir dann wieder auf befestigten und bevölkerten Strassen unterwegs und folgen unserer Route von 2020 nach Süden. Erst in Fernley weichen wir wieder davon ab und fahren auf der US-95 ALT direkt nach Süden. Im Fort Churchill State Historic Park finden wir einen wunderschönen Campground inmitten gelb verfärbter Cottonwoods. Die Luft ist klar und kalt. Heute ist es noch bedeckt, doch morgen soll es schöner werden. Dazu gibt es einige Spazierwege zum Carson River und zum ehemaligen, Fort Churchill, so dass wir beschliessen, den nächsten Tag noch hierzubleiben.

Im kleinen Museum bei den Ruinen kann man einige zeitgenössische Objekte sehen und mehr über die Geschichte des Forts erfahren: Es wurde 1860 in Folge des Pyramid-Lake War als Weg- und Versorgungstation erbaut und sollte zudem die Pony Express Route und Siedler zu beschützen. Ich wandere fasziniert um die Überreste der aus Lehmziegel erbauten Gebäude. Einige sind noch als solche erkennbar (einzelne Wände der Offiziershäuser sind noch bis zum 1. Stock erhalten), andere zeichnen sich nur noch als lehmige Erhebungen im Gelände ab. Die Wolken über den Ruinen in der kargen, flachen Flussebene zusammen mit der tiefstehenden Sonne sorgen für ein so richtig einsames Westernfeeling.

 

Halloween im Saline Valley

In Bridgeport stossen wir wieder auf die Hauptstrasse (und wieder auf unsere Route vom Oktober 2020). Wir passieren den Mono Lake und Lake Crowley und decken uns in Bishop für eine gute Woche im Saline Valley ein. Die Temperaturen wurden immer netter, je weiter wir nach Süden kamen: war es anfänglich nur 11 °C, ist es in Bishop schon 19 °C und als wir über den North Pass ins Saline Valley kommen, steigt das Thermometer im Talboden auf sagenhafte 26 °C! Das lassen wir uns doch gerne gefallen!

Als wir zu den Quellen kommen, entdecken wir voller Freude, dass Danny sowie Scott und Bristol (mit ihrem neuen, sich noch im Ausbau befindlichen Lastwagen) und weiter «Oldtimer» wie Flipper mit seiner Frau Cynthia oder Erik mit Dreamy hier sind! So schön! Sie alle sind gekommen, um Halloween hier zu verbringen. Wir stellen uns zur Gruppe, zu der auch bald Ben stösst, den wir hier 2021 kennengelernt hatten.
Wir kommen schnell wieder in den entspannten Saline Valley Groove: Duschen, baden, mit den Nachbarn zusammensitzen und schwatzen, den Fliegern bei ihren Manövern zusehen, das Geschirr an der Dishwashing Station abspülen, …
Einmal macht Danny mit uns einen Ausflug zum «Kristallberg», wo wir am steilen Hang einige schöne Stücke finden. Er ist überdies ein Meister darin, die gefundenen Kristalle in Silberdraht zu fassen, so dass man sie als Anhänger tragen kann. Er macht einen für Ozy, während ich einen (in der Nacht leuchtenden!) Saline Valley-Fledermaus-Anhänger von Bristol geschenkt bekomme, die sie ebenfalls selber fertigt.

Bald ist das Halloween-Wochenende da und es gibt eine tolle Party mit Potluck (ich steure allseits gelobten Rüeblichueche – «Swiss Carrot Cake» – bei), farbenfrohe Dekorationen (Flippers Camp schlägt sie alle) und viele phantasievoll verkleideten Menschen (in Ermangelung eines Kostüms mache ich mich wenigstens per Makeup ein bisschen «zurecht»…).

Der November beginnt dann sehr stürmisch. Wir können die Staubwolken über dem Salzsee beobachten und auch in unserem Lager wirbeln die starken Böen immer wieder ordentlich Staub auf. Duschen und Geschirrwaschen werden zum Abenteuer, da das Wasser teils rechtwinklig weggeblasen wird…

 

Über Pahrump nach Las Vegas

Am 4. November nehmen wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge Abschied von den heissen Quellen (viele unserer Bekannten und Freunde sind schon am Sonntag oder Anfang Woche abgefahren).
Da wir sowieso in die Richtung müssen, entscheiden wir uns für den South Pass. Wir werden gewarnt, dass die Strasse nach starken Niederschlägen in einem schlechten Zustand sei und so ist es auch: vor allem im Talboden wird die Strasse immer wieder durch Washes unterbrochen, die mit (inzwischen betonartigem) Silt und Geröll gefüllt sind. Die Fahrt geht nur quälend langsam voran, immerhin ist der Canyon etwas weiter oben mit gelb blühenden Büschen gefüllt. Wir brauchen etwa doppelt so lange wie sonst und haben es erst nach erschöpfenden drei Stunden endlich auf den Pass geschafft.
Hier machen wir eine Pause und verstreuen Asche von Ed, die uns seine Witwe Rene im April 2021 anlässlich seiner Gedenkfeier mitgegeben hat. Sie hat uns eineinhalb Jahre durch die USA und Kanada begleitet. Wir haben in dieser Zeit viele wunderschöne und beeindruckende Orte gesehen, doch erschienen sie uns nie passend für Ed, weshalb wir ihn schliesslich hier, an der Schnittstelle zwischen Saline und seinem geliebten Panamint Valley dem Wind übergeben.

Die starken Niederschläge haben auch im Death Valley und Umgebung grossen Schäden angerichtet, so dass ein grosser Teil der Strassen gesperrt ist. Auch die CA-190 ist im Bereich des Towne Pass unterbrochen, so dass wir einen Umweg über den Wildrose-Canyon und Emigrant Pass fahren müssen, um nach Stovepipe Wells und weiter nach Osten zu kommen. Müde erreichen wir nach einem langen Fahrtag die Pads, wenig ausserhalb des Parks, wo wir schon einmal übernachtet hatten. Wir suchen uns ein Plätzchen am Rand – wir sind nicht die einzigen hier – und erleben einen der beeindruckendsten Sonnenuntergänge EVER! Die Wolken glühen nicht nur im Westen, wo die Sonne untergeht, sondern rund um uns herum! Der Anblick ist einfach überwältigend! Ich trotze dem eisigen Wind und beobachte das Schauspiel, bis die letzten Farben verschwunden sind.

 

Am nächsten Tag fahren wir nach Pahrump, wo wir ein letztes Mal so richtig einkaufen (und auch wieder mal waschen…) und dann besuchen wir Kirsi, die wir in Tok kennengelernt hatten. Sie war so nett, uns ihre Schliessfach-Adresse zu «leihen», so dass wir das Messer für Ozys Bruder hinschicken lassen konnten (die Post hatte sich geweigert, das Jagdmesser in die Schweiz zu schicken und es wieder zum Absender PW Knives in Sterling retourniert – das war ihr aber erst nach gut einem Monat in den Sinn gekommen, nachdem es gemäss Tracking wochenlang irgendwo in und um Los Angeles unterwegs gewesen war und wir schon befürchtet hatten, dass es irgendwo im Nirwana verschwunden ist). Kirsi steht mit ihrem Hund Jack in ihrem Roadtrek auf BLM-Land oberhalb von Pahrump, wo wir uns auch hinstellen können. Wir verbringen einen schönen Abend zusammen, bewundern den erneut feurigen Sonnenuntergang und lassen unsere Erlebnisse in Alaska wiederaufleben.
Nochmals vielen herzlichen Dank für den «Paketdienst», liebe Kirsi! Hope to meet you again!

 

Die Zeit des Abflugs rückt näher und am nächsten Tag geht es weiter Richtung Las Vegas. Hier kehren wir für ein «Abschiedsessen» in unserem Lieblingsrestaurant, der Montana Meat Co., ein und ziehen uns anschliessend an die Lovell Canyon Road in den Spring Mountains zurück, wo wir am nächsten Tag Doris und Hans treffen wollen, die wir in Alaska kennengelernt hatten (ohne-grenzen.ch). Sie werden wenige Tage später ebenfalls von Las Vegas in die Schweiz fliegen.
Wir nutzen die Zeit, um zu packen, und schätzen erneut, wie toll es war, die Reisevorbereitungen bei unseren Freunden Vicki und Steven treffen zu können. Nun muss alles auf engstem Raum sortiert, um- und eingeräumt werden…
Bald treffen Doris und Hans ein und wir verbringen einen gemütlichen Abend mit feinem Essen (vielen Dank!) bei den beiden in ihrem Mercedes-Wohnmobil.

Heute Nacht wäre eine komplette Mondfinsternis. Ich habe nicht viel Hoffnung wegen der vielen Wolken, werfe nachts um eins, als ich kurz aufwache, aber doch einen Blick hinaus. Und siehe da: ich habe Glück und erwische ein Wolkenloch, so dass ich ein bisschen vom «angefressenen» Mond sehen kann. Der Blick hat mir allerdings gereicht und ich verziehe mich bald dankbar wieder ins warme Bett…

Das Wetter war vorher schon eher kühl und windig gewesen und schlägt nun leider vollends um: es wird eisig kalt und die Wolken hängen tief und immer tiefer und verbergen die umliegenden Bergspitzen. Wir bekommen sogar eine Schnee-Warnung für die Gegend (wir sind hier auch auf gut 1’500 m ü. M. …), weshalb wir im teils starken Regen zum Lake Mead umziehen, wo Doris und Hans schon gewesen sind.

Hier unten ist es nicht nur trocken, sondern sogar kuschelige 21 °C (was für ein Unterschied!), auch wenn es hier heftig stürmt. Wir fahren etwas auf den Pisten an der Government Wash Road herum (BLM-Land), finden aber auf Anhieb keinen Platz, der uns so wirklich zusagt, weshalb wir noch einen Ausflug zum staatlichen Las Vegas Bay Campground machen. Hier gäbe es ein paar Bäume, die vor dem Wind schützen, aber ausser einem oder zwei «Sites» (bessere Parkbuchten) wurden alle Stellplätze auf das Online-Reservierungssystem umgestellt. Das heisst, das zum schon ordentlichen Übernachtungspreis von 20 $ noch die obligate Online-Reservationsgebühr dazukommt. Da machen wir nicht mit und fahren wieder zurück zum Government Wash, wo inzwischen Doris und Hans einen Platz gefunden haben. Hans kocht für uns wunderbare Spaghetti und es wird ein besonders feucht-fröhlicher Abend, da wir noch einige Alkoholreste «entsorgen», die in unserer Abwesenheit womöglich schlecht würden… 😉

Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von den beiden – nochmals vielen Dank für Eure Gesellschaft und Gastfreundschaft und dann eine gute Reise! – und nun beginnt der Countdown: Auto waschen, in die Storage bringen, dort «einwintern», mit dem Gepäck zum Hotel «ubern» – wir haben eine Nacht im LINQ gebucht, das praktisch am Strip liegt und trotzdem nicht ganz so teuer ist (obwohl die «Resort Fee», die die Hotels in Vegas verlangen, dann doch noch einschenkt) –, ein kleines «Zmorge» posten und für nächsten Morgen sicherheitshalber Uber zum Flughafen vorbestellen (wir müssen schon um 5 Uhr los).

Wir freuen uns auf unsere Familie und Freunde zuhause und kommen nächstes Jahr wieder zurück!

Kommentare sind geschlossen.