Neufundland – wo sich Fuchs und Wal gute Nacht sagen

Neufundland – wo sich Fuchs und Wal gute Nacht sagen

Sonnenaufgang am östlichsten Punkt Nordamerikas

Nachdem wir den Labrador Highway hinter uns gebracht und entlang der «Küstenstrasse» schon ein wenig Meeresluft geschnuppert hatten, haben wir während gut drei Wochen Neufundland erkundet. Besonders mir hat es extrem gut gefallen (Ozy ist wohl eher der Mann für die Wüste und nicht ganz so begeistert vom Meer wie ich).

Eisberg in der Noddy Bay

Neufundland ist mit fast 109'000 km2 mehr als 2.5 mal so gross wie die Schweiz. Es hat sanfte Bergrücken und schroffe Klippen, tundraartige Landschaften mit Mooren und Seen, Tümpel und Wasserfälle, lange Sandstrände und Steilküsten, eine grosse Zahl von Leuchttürmen, unzählige vorgelagerte Inseln und Felszacken. Oft schwimmen Eisberge vorbei oder treiben in eine der zahllosen Buchten und «Fjorde», wo sie langsam schmelzen.

Die Geologie ist unglaublich vielfältig: z.B. konnten in den Tablelands die Theorie der Plattentektonik bestätigt oder bei Mistaken Point die ältesten Tiefwasserfossilien der Welt nachgewiesen werden. Und auch archäologisch-historisch hat die Insel einiges zu bieten, von den Maritime Archaic bis zu französischen Fischern.

Skulptur "Dorset Doorway", Port au Choix
"Französischer Brotofen"

Im Juli blühen sehr viele Blumen, unter anderem die «Blue Flag», eine blau-violette Iris, verschiedenfarbige Lupinen und die Kannenblume, Neufundlands Nationalblume (eine fleischfressende Pflanze, die offenbar auch vor Fröschen nicht zurückschreckt). Es gibt zahlreiche essbare Beeren, wovon bis zu unserer Abreise nur die Moltebeere – meine Lieblingsbeere – an der Südküste gerade so reif geworden ist.
Es hat unglaublich viele Tiere zu Land, zu Wasser und in der Luft: Elche sind geradezu eine Landplage, mit etwas Glück sieht man Karibus, Polar- und Rotfüchse tummeln sich auch tagsüber, an die Papageientaucher und andere (See-)Vögel kommt man ganz nah ran, die Lachse lassen sich beim Wandern beobachten und die Wale fressen und spielen ganz nah am Ufer. Es wäre absolut paradiesisch, gäbe es nicht auch eine Vielzahl von verschiedenen Insekten, von denen einige das Blut der Touristen ganz besonders schätzen…
Und last but not least gibt es hier natürlich noch und die «Newfies» (Eigenbezeichnung der Neufundländer), sehr liebe Leute, auch wenn sie manchmal etwas schwer zu verstehen sind… (was vermutlich auf Gegenseitigkeit beruht 😉 ).

Das Wetter ist wild – anders kann man es wohl nicht beschreiben. Tage mit knapp 10 Grad, Sturm und Regen wechseln sich mit wunderschönen Tagen (oder zumindest Stunden) ab, an denen es auch mal fast über 25 Grad werden kann. Das Wetter ist trotzdem meist besser als die Vorhersage. Andererseits heisst hier «kein Regen» dann nicht einfach Sonnenschein, sondern stattdessen Nebel… – das melancholische Tuten der Nebelhörner wird uns noch lange im Gedächtnis bleiben.

Meine Theorie ist übrigens, dass das Wetter oft so trüb ist, weil die Farben so unglaublich intensiv und leuchtend sind, wenn die Sonne scheint. Das würde auf die Dauer zuviel... 😉


Nach dieser Eloge auf Neufundland gibt’s nun aber auch noch einen kleinen Reisebericht:

Am 9. Juli nahmen wir die Fähre von Blanc Sablon nach Neufundland. Kurz bevor es aufs Schiff ging, sind Sibylle und Hermann mit ihrem Dihei (www.d-hai.ch) vorgefahren. Auch sie hatten das Ticket-Office, das auf der Rückseite des Gebäudes angeschrieben ist, links liegen gelassen. Aus Zeit und Platzgründen müssen sie deshalb noch eine Nacht auf dem Festland warten.

Die Überfahrt auf der erst im Dezember 2018 als Occasion von Europa importierten Fähre war recht angenehm. Das Verpflegungsangebot hat uns bereits auf die Neufundländische Haute Cuisine vorbereitet: Burger, Pommes, frittiertes Poulet oder Fisch und Poutine… (Ok, es gäbe auch noch echte Spezialitäten wie, Kabeljauzungen und -backen, Fish and Brewis with Scrunchions und Jigg’s Dinner – ersteres eine Mischung aus hartem Brot mit zerzupftem Salzfisch, angereichert mit Speckwürfeln in ihrem ausgelassenem Fett, letzteres gekochtes gesalzenes Rind- oder Schweinefleisch mit Kohl, Kartoffeln, Karotten, Rutabaga und Erbsenpudding; diese Gerichte erscheinen aber nur selten auf den Menükarten).

In der Bucht von St. Barbe konnten wir noch von der Fähre aus schon unsere erste Buckelwalfamilie beobachten! Obwohl wir gerne vom Ufer aus weitergeguckt hätten, gab es in der Nähe keinen passenden Übernachtungsplatz. Nach einer Fahrt im Regen fanden wir fanden wir dann aber etwas weiter nördlich bei Flower’s Cove einen schönen Platz auf einer Landzunge direkt am Meer und konnten uns dort vom Rauschen der Wellen in den Schlaf lullen lassen!

Unser erster Eindruck von Neufundland

Die nächsten Tage haben wir in und um L’Anse aux Meadows (auch ein UNESCO Welterbe) verbracht – ein langgehegter Traum von mir!
Dies ist der Punkt, an dem sich vor wenig mehr als 1000 Jahren Inuit und Wikinger und damit die Menschheit (nachdem sie Afrika verlassen hatte) von Osten und Westen her kommend zum ersten Mal wieder getroffen hat!
Ausserdem hatten wir bereits die Überreste des Gehöfts von Erik dem Roten auf Island besucht und ich sah (als ich noch Nordistik studierte) auf einer Exkursion Erichs Gehöft Brattahlíð in Südwestgrönland.
Un nun konnten wir endlich die Ruinen der Gebäude von Eriks Sohn Leif und seinen Gefährten bestaunen!

Im Besucherzentrum werden Funde ausgestellt und ein spannender Dokumentationsfilm gezeigt. Auf dem Gelände sind die Gebäudegrundrisse zu sehen und es gibt einige schöne Trails um die Ruinen, entlang der Küste und über die Moore. Neben den Ruinen wurden einige Gebäude rekonstruiert, die im Sinn eines Openair-Museums auch bespielt werden. Den grossen jährlichen Eisenverhüttungsevent haben wir leider um einige Tage verpasst. Dafür hörten wir an einem Abend im Nachbau eines Hauses um das (Gas-)Herdfeuer versammelt verschiedenen Sagas zu, die die Reenactors sehr gekonnt und theaterreif erzählten, während wir mit Lingonberry-Saft und selbstgebackenem Samenbrot verköstigt wurden.

In L'Anse aux Meadows begegnen wir Yvonne, eine ältereReisende, die bereits seit 6 Jahren von Südamerika her mit ihrem Toyota unterwegs ist und nun bald wieder in die Schweiz fährt, und treffen auch Sibylle und Hermann mit Shell und ihrem D-Hai wieder, mit denen wir uns auf einem «wilden Stellplatz» verabreden und einen gemütlichen Abend verbringen, während es draussen regnet, stürmt und nebelt.

Während der folgenden Tage erkunden wir die Umgebung mit verschiedenen kleinen Buchten, in denen Eisberge schwimmen, und besuchen ein Restaurant, in dem die «Mummers» tanzen (lustig verkleidete Gestalten, die eigentlich während der zwölf Weihnachtstage, vom 25. Dezember bis 6. Januar, von Haus zu Haus gehen, dort singen, tanzen und Geschichten erzählen und dafür verköstigt werden).

Von der nördlichen Spitze Neufundlands geht es dann entlang der Küste wieder Richtung Süden.
Wir passieren dabei kleine Gärten im Wald, die innerhalb der Familie weitervererbt werden, und geniessen die Ausblicke auf die Küste.

Am Torrent River besichtigen wir eigentlich mehr zufällig eine Lachstreppe an einem Wasserfall. Die Treppe steht in Zusammenhang mit einem kleinen Forschungszentrum, wo es eine interessante Ausstellung über die Atlantischen Lachse und das Projekt am Torrent River bekommen. So erfahren wir zum Beispiel, dass die Atlantischen Lachse im Gegenatz zu ihren pazifischen "Kollegen" während ihres Lebens bis zu sieben Mal zu ihrem Ursprungsort zurückkehren können, um zu laichen. Oder dass die Treppe eingerichtet wurde, weil die Lachse den Wasserfall zuvor praktisch nicht aus eigener Kraft überwinden konnten; nun steht ihnen ein viel grösseres Laichgebiet zur Verfügung und die Bestände im Fluss haben sich erholt.
Als Highlight können wir den riesigen Lachsen nicht nur beim Springen zusehen (einige brauchen ein paar Anläufe am Wasserfall, bis sie den Eingang zur Lachstreppe finden), sondern ihnen sogar Aug’ in Aug’ gegenüberstehen! - In der Lachstreppe wurden Fenster eingerichtet und in einem separaten Raum zählen und beschreiben Studenten jeden einzelnen Lachs, der durchschwimmt.

In Port au Choix besuchen wir die National Historic Site mit einem Museum, wo über die Geschichte und Hinterlassenschaften der Völker berichtet wird, die hier saisonal während der letzten 6000 Jahre Meeressäuger und Fische gejagt haben (Maritime Archaic, Dorset, Groswater und rezente indigene Völker).
Wir können auf der Landzunge auch eine ganze Gruppe von Elchen beobachten und erhaschen gerade noch einen Blick auf zwei Karibus.
Im Ort gibt es ein French Cultural Center, wo wir ein Pfund gefrorene Krevetten erstehen, die in der örtlichen Fabrik frisch gepult und eingefroren werden. Vis à vis steht direkt neben der Shrimpsfabrik Wu’s Restaurant. Ozy bekommt bei dessen Anblick so einen Appetit auf chinesisches Essen, dass wir uns hineinwagen. Leider wird uns klar, weshalb dieser Koch hier am Ende der Welt gelandet ist…

Vorbei an den Arches, einer von der Erosion geschaffenen Felsformation, geht es zum Gros Morne Nationalpark, wo wir wieder einige Tage verbringen. Wir fahren mit einem Ausflugsboot auf dem Western Brook Pond (eine klassische Untertreibung – eigentlich ist es eine Art Fjord, wenn auch jetzt ohne Verbindung zum Meer) und unternehmen ein paar schöne Wanderungen. Die erste Nacht verbringen wir auf dem Shallow Bay Campground am Nordende des Parks, den wir dann aber wegen der Blackflies verlassen.
Im Besucherzentrum buchen wir daraufhin online drei Nächte auf dem Lomond Campground im südlichen Teil – nur um festzustellen, dass es dort mindestens ebenso viele Blutsauger hat… (die zentraler gelegenen Campgrounds waren übrigens alle besetzt).

Während des Abendessens hören wir plötzlich ein «Pfffffffft» und das Auto beginnt sich zu neigen: an einem Vorderreifen ist ein Ventil geplatzt… Ozy hat keine Lust, das Reserverad zu montieren. Stattdessen dichtet er mit Hilfe einer kleinen Schlauchschelle das Ventil so weit ab, dass wir am nächsten Tag die 40 km nach Deer Lake zu Simmons Tire & Wheels fahren können, wo das Ventil ersetzt wird. Das Personal ist speditiv und freundlich und zu den vier gekauften Ersatzventilen bekommen wir gleich noch eine ganze Handvoll obendrauf.

Deer Lake ist ein regionales Versorgungszentrum, weshalb wir auch gleich einkaufen gehen. Nachdem wir unsere Vorräte in der letzten Zeit nur in kleinen und sehr teuren «Convenience Stores» (Gemischtwarenläden) auffüllen konnten, geraten wir hier ob des grossen und einigermassen preisgünstigen Angebots geradezu in einen Kaufrausch… Besonders geniessen wir die frischen Erdbeeren, für die in Deer Lake ein eigenes Fest veranstaltet wird. Die gekauften Köstlichkeiten – Lachs und Steak – werden dann auf dem Campingplatz grilliert, wobei ich jeweils ein ganzes Bündel «Brennholz», das man gegen ein paar Dollars erstehen kann, verfeuern muss, um genug Glut zu haben (die meisten grillieren auf dem mitgebrachten Gasgrill und das Lagerfeuer wird nur für die Stimmung angezündet. Dafür reicht offenbar feuchtes Nadelholz aus…).

Ozys "Notreparatur" - hielt problemlos die 40 km bis zur Reifenwerkstatt

Nach dem Ausflug nach Deer Lake konnten wir dann doch noch den rund 9 km langen Green Gardens Trail im Gros Morne Nationalpark gehen. Das Wetter war strahlend und der Trail sehr abwechslungsreich.

Green Gardens

Vom Gros Morne Nationalpark ging es – wieder über Deer Lake – nach Osten, Richtung Avalon-Halbinsel. Twilingate liessen wir aufgrund des schlechten Wetters aus, dafür statteten wir der Bonavista-Halbinsel einen Besuch ab. Auch hier war das Wetter sehr wechselhaft, wir konnten uns aber doch an wunderschönen Übernachtungsplätzen, hübschen Fischerdörfern, Papageientauchern und Walfamilien erfreuen, die in grosser Zahl und teils nahe am Ufer am Fressen waren. Auf den Skerwink Trail (nach Werbung einer der schönsten Trails) haben wir aufgrund der Wetterverhältnisse aber dann verzichtet.

Auf Avalon besuchten wir zuerst die Hauptstadt St. John’s, deren farbige Reihenhäuser von der Tasse bis zum Schlüsselanhänger alle möglichen Souvenirs zieren. Signal Hill bietet nicht nur einen schönen Blick über die Stadt und den Hafen, der sich durch eine besonders enge Einfahrt auszeichnet, sondern auch ein Chocolate Café, wo man Tassen mit heisser Schoggi in verschiedenen Geschmacksrichtungen geniessen kann, die der Sprüngli Schoggi nicht nachsteht (eine Tasse ersetzt dann auch ein ganzes Essen…).
Um Quidi Vidi (ein kleiner Hafen mit ein paar Häusern und einer Brauerei) kann man schöne Trails gehen.
Das Highlight waren für uns jedoch die Übernachtungen bei Cape Spear, dem östlichsten Punkt Neufundlands und damit dem östlichsten Punkt Nordamerikas, da wir auch hier wieder zahlreiche Wale beim Fressen beobachten konnten. Sie treiben die Capelins (kleine Fische) gegen die Küste und kommen teils so nahe, dass man ihr Atmen deutlich hören kann.
Auf Cape Spear trafen wir auch Sibylle und Hermann mit ihrem D-Hai wieder. Sowohl sie als auch wir fuhren dann auf dem «Irish Loop» um die Insel Avalon, wobei wir uns an verschiedenen Punkten mehr oder weniger zufällig wiedertrafen und jeweils gemütliche Abende miteinander verbrachten.
An meinem Geburtstag ist wohl der bisher "grusigste" Tag. Wir nutzen ihn auf einem RV Park, um endlich wieder mal zu duschen und Wäsche zu waschen...

Nach der verregneten Westküste geht es zum südlichen Teil von Avalon. Das Wetter wird endlich wieder besser und wir baden unsere Augen in den intensiven Farben der mit grösseren und kleineren Seen durchsetzten Hochebenen und der vielfältigen und auch geologisch interessanten Küste. Zwischendurch konnten wir sogar einmal Karibus beobachten (anscheinend die südlichste Herde der nördlichen Hemisphäre).

In der Bucht vor Gulch Beach bei Saint Mary’s konnten wir einige Zeit einem Wal – ein «Teenager»? – zusehen, der von einem zweiten (seiner Mutter?) begleitet wurde. Er sprang aus dem Wasser, drehte sich um seine eigene Achse und schlug verspielt mit seinen langen Seitenflossen aufs Wasser.

Cape St. Mary’s (Landzunge weiter westlich) beherbergt nicht nur eine grosse Seevogelkolonie, wo man wieder ganz nahe in Sicht-, Riech- und Hörweite von Tölpeln, Lummen und Dreizehenmöwen kommt, sondern auch noch eine gar nicht scheue Polarfuchsfamilie, die ihre Höhle direkt beim Besucherzentrum unter der Veranda hat.
Das Besucherzentrum fungiert auch als Kulturhaus und am Abend besuche ich ein Konzert, das von einer Ticketnummer-Tombola begleitet und durch ein Dessertbuffet mit selbstgebackenen Kuchen und Kaffee beschlossen wird. Ich lausche fasziniert den verschiedenen Sängerinnen und Sängern mit ihren Gitarren, einem Geschichtenerzähler, der auch – komplett unbegleitet – Balladen singt, und einem Handörgeli-Duo, das teilweise ebenfalls singt. Die Stücke, deren Musik stark an englische und schottische Lieder erinnert, handeln – soweit ich den Dialekt verstanden habe – meistens vom Nebel, vom Fischen und vom Meer. Es ist ein sehr schöner Konzertabend und der erste, den ich mit einem gewonnenen Buch verlasse.

Nach Avalon geht es wieder Richtung Deer Lake, wobei wir vorher einen schönen Stellplatz in der Bucht von King’s Point finden. Nicht nur hat es hier noch zwei kleine Eisberge, sondern auch wieder Wale, die noch näher am Ufer vorbeiziehen. Der Anblick ist hier besonders surreal, da vor dem Ufer ein Kiesstrand verläuft und es aussieht, als sei die Bucht gar nicht tief genug, um so grosse Tiere durchschwimmen, geschweige denn tauchen zu lassen. Am Morgen beobachten wir gleich noch einen hübschen Rotfuchs, der zuerst gemütlich 2 Meter neben unserem Camper vorbeiläuft und sich dann am Strand etwas einverleibt, das nach einem grossen Tintenfisch aussieht. – hier sagen sich wirklich Fuchs und Wal gute Nacht (oder guten Morgen)…!

In King's Point sagen sich Fuchs und Wal "Guten Morgen"
Standplatz bei Cape Saint George auf der Halbinsel Port au Port

Über Deer Lake geht es nun entlang der Westküste gegen Süden. Wir besuchen die wieder stark französisch beeinflusste Halbinsel Port au Port, wo wir beim Cape Saint George hoch über dem Meer übernachten. In der Nacht entlädt sich ein kurzes, aber heftiges Gewitter. Glücklicherweise schlägt der Blitz nicht ein, obwohl wir weit oben stehen.
Auch hier gäbe es wieder einen "Französischen Brotofen". Leider ist das Brot aber noch nicht gebacken, als wir uns wieder auf den Weg machen.

Standplatz bei Cape Saint George

Auf Cape Ray an der Südwestecke von Neufundland gibt es neben einem Leuchtturm ein kleines Museum, in dem Artefakte von Gruppen der Dorset-Kultur ausgestellt werden, die hier saisonal Seehunde gejagt haben.
Unterhalb des Leuchtturms finden wir wieder einen sehr schönen Übernachtungsplatz direkt am Meer. Wir schlafen begleitet vom lauten Rauschen der Wellen ein und fallen mitten in der Nacht vom sehr lauten Tuten des Nebelhorns fast aus dem Bett... Wenigstens hört der Krach nach 20 Minuten wieder auf, sonst hätten wir morgens um 2 h eine Ortsveränderung machen müssen.

Einheimische mit ihren ATVs (Quads), die wir am Abend getroffen hatten, haben uns eine schöne Strecke auf einem ehemaligen Bahntrassee empfohlen. Wir folgen am nächsten Tag ihrem Rat. Die Strecke verläuft zwischen Strand und Marschen und ist auch wirklich sehr schön. Allerdings wird sie wohl fast nur noch von ATVs befahren, weshalb sie mittlerweile etwas eng ist. Unsere Seiten werden aufs heftigste durch die Äste von Büschen «gestrählt», was eine ganze Reihe entsprechender feiner Kratzer hinterlässt…

Bevor wir in Port aux Basques (ausgesprochen «portabas») die Fähre Richtung Nova Scotia nehmen (online vorreserviert…), erkunden wir noch das rund 40 km Strassenstück entlang der Südküste, die besonders schön sein soll (weiter ginge es nur noch mit dem Schiff). Wenn sich der Nebel zwischendurch etwas lichtet, können wir den Anblick der hellen Felsen, kleinen Fischerdörfer, Moore, Seen und Fjorde und ab und zu sogar vorgelagerten Inseln geniessen. In Isle aux Morts gibt es einen schönen Trail, der der Familie Harvey und ihrem Neufundländer Hairyman gewidmet ist. Sie haben hier im 19. Jahrhundert zahlreiche Seeleute gerettet, deren Schiffe auf den vorgelagerten Klippen auf Grund gelaufen sind. Entlang des Weges erspähe ich noch vereinzelte «Bakeapples» (Moltebeeren), die gerade reif sind. Im «Hairyman Café» lasse ich mir dann noch einen feinen Bakeapple-Cheesecake munden, während Ozy einen Burger bevorzugt. In Rose Blanche (Verballhornung des französischen «Roche Blanche») besuchen wir den (rekonstruierten) steinernen Leuchtturm und dürfen auf Nachfrage in der Nähe des Parkplatzes übernachten.
Am nächsten Morgen schaffe ich es, mir den Fuss kräftig zu verzerren. – Zum Glück müssen wir die nächsten Tage nicht allzu weit gehen.

Die letzte Nacht vor der Fähre verbringen wir dann noch im J. T. Cheeseman Provincial Park, wo man auch in Flüsschen oder im Meer baden und ein paar Trails gehen könnte.

Am 2. August geht es dann endgültig auf die Fähre und wir verlassen Neufundland. Die Fahrt dauert sechs Stunden und fährt zwei Mal (am Mittwoch auch drei Mal) am Tag bzw. in der Nacht. Wir haben uns für die «Tagesfähre» entschieden und werden mit einem letzten Blick auf einige Pilotwale und Delfine belohnt, die die Fähre ein Stück begleiten.

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