Go West! – Roadtrip von Maine nach Utah

Go West! – Roadtrip von Maine nach Utah

24. August. Voller Tank, halbe Schachtel Zigaretten und Sonnenbrille. – jetzt geht’s los!

Spätestens am 2. September treffen wir uns mit unserem Freund Franz in Salt Lake City. Das heisst es geht nun über 4078 Kilometer von Lincoln ME quer durch die USA!

Die Etappen sind zu Beginn um die 1000 km/Tag, gegen Ende des Roadtrips, als das Timing besser abzusehen ist, werden sie dann wieder kleiner.

Auffallend ist, dass die Dieselpreise sehr unterschiedlich sind. So wollte z.B. New York State 3.10$ pro Gallone (= 3,78541 l), Pennsylvania unglaubliche 3.70$, Ohio dann 3.25$. In den Indianerreservaten ist der Treibstoff meistens sehr günstig, weil keine oder keine hohen Steuern anfallen.

Westlich von Boston geht es zunächst auf die I-90, die Boston und Seattle verbindet. Sie ist mit einer Länge von fast 5000 km der längste Interstate Highway der Vereinigten Staaten.

Nach Chicago geht es dann auf die zweitlängste Interstate, die I-80, in Richtung San Francisco. Es geht nun durch die Prärie. Über hunderte Meilen reiht sich Hügel an Hügel. Der Treibstoff wird immer günstiger, der Diesel kostet nur noch 2.90$/gal.

Am 3. Tag wird auf der I-80 bei Davenport der Mississippi überquert, der auch die Grenze zwischen Illinois und Iowa bildet. Hier im Norden ist er noch schmal, die Überfahrt via Autobahnbrücke dauert nur gut 30 Sekunden.

Ausserdem Stop am grössten Truck Stop der Welt, vorbeidüsen an John Waynes Geburtsort und Übernachtung in dem Kaff, wo Jesse James 1873 den ersten Eisenbahnüberfall begangen hat.

Das Land wird immer flacher. So flach, als ob man es gebügelt hätte…

Nebraska ist seit Maine der erste Staat, der offiziell 75 mph (120 km/h) erlaubt; bis dahin waren es meist 65 mph (105 km/h). Normalerweise werden aber ausserhalb der Städte meist bis 10 mph mehr gefahren, was dann 80-85 mph, d.h. um die 130 km/h Reisegeschwindigkeit ergibt. Und man sollte das Tempo tunlichst mitgehen, sonst verursacht man ein Verkehrschaos. Die erhöhte Reisegeschwindigkeit schlägt sich denn auch beim Tanken nieder: der RAM braucht nun 3 Liter mehr. – Luftwiderstand lässt grüssen…

Was auffällt: Amerika produziert alles auf Vorrat und in grossen Mengen. Es ist enorm was in den «Auslagen» der Auto-, LKW-, Landmaschinen-, Baumaschinen-, Wohnmobilen- und sonstigen Händler an Sachwerten herumsteht. Einfach mal so 50 Mähdrescher, 200 Pickups, 80 LKWs, 200 Bagger in allen Grössen bis zum 80-Tönner etc. Selbst beim Schulbus-Händler stehen 100 gelbe Busse herum. Alles, was man in Europa nur auf Bestellung und mit 3-6 Monaten Wartezeit bekommt, nimmt man hier gleich mit, wenn man es braucht. – Eine komplett andere Herangehensweise.

Nach Nebraska kommt Wyoming, der Cowboy Staat. Tatsächlich sieht man hier auch viele Hüte und viele Pferde. Endlich hat es auch wieder so etwas wie Berge, was die Strecke abwechslungsreicher macht.
Wyoming legt beim Tempo nochmal zu: hier sind 80 mph (130km/h) erlaubt – schneller geht nur noch in Texas! Ach ja, Kiesstrassen fährt man hierzulande genauso schnell wie auf Asphalt, d.h. man kann hier auf Kies schneller fahren als in der Schweiz auf der Autobahn… Velos und Traktoren sind übrigens auf der gleichen Strecke unterwegs.

Nachdem mehr als ¾ der Strecke geschafft sind, gibt es im Pawnee National Grassland einen Ruhetag. Ozy liebt die weite Sicht und den endlosen Horizont. Er ist im Westen angekommen, auch wenn das hier offiziell Heartland USA ist, also ziemlich genau in der Mitte.

Am nächsten Tag, eine Woche nach der Abfahrt in Maine, geht es weiter Richtung Westen. Es geht nun hoch und runter und um die Kurven: die I-80 schlängelt sich nun durch die nördlichsten Ausläufer der Colorado Rockies. Man kommt langsam immer höher und merkt es kaum, dass man auf über 2250 m ü. M. ist. Alles wirkt irgendwie flach und auch die Vegetation macht eher einen mediterranen Eindruck. Nur die vielen und grossen Schneefangzäune, die Schneekettenschilder und die vielen Schneepflüge, die in den Depots stehen, sind irgendwie verdächtig…

Grad östlich von Salt Lake taucht der erste „Panda Express“ auf – im Osten gab es die nicht und wir lieben das «Orange Chicken»…

Nach 8 Tagen ist am 31. August das Ziel, Salt Lake City, erreicht!
Die zwei Tage bis zum Treffen mit Franz, der uns die nächsten zweieinhalb Wochen begleiten wird, werden auf einen Hügel östlich von Salt Lake City verbracht (das übrigens auf knapp 1300 m ü. M. liegt).
Heute ist es 33°C, während es morgen sogar 38°C heiss werden soll…

Fazit der Tour: man muss es gemacht haben!

Von Maine in der nordöstlichste Ecke bis hier nach Utah brauchte es 7 volle Fahrtage (auf der Autobahn!) – und der Pazifik ist immer noch weit entfernt!
Die Natur ist unglaublich vielfältig. In diesen 7 Tagen sieht man alles, von skandinavischem Waldland bis zu Trockensteppe und Salzseen; alles in einem Land (es gäbe dann noch die Tropen in Florida und die Subarktis in Alaska).

Die Grösse der USA kann man nur erfassen, indem man sie er-fährt. Wer nur rasch einfliegt und ein paar Sachen anschaut, verpasst diese Erfahrung. Es ist wirklich überaus beeindruckend.
Und es gibt einem einen kleinen Einblick in das amerikanische Selbstverständnis, das für uns Europäer oft so schwierig zu verstehen ist.

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