Ferien mit Franz – von Salt Lake City nach Las Vegas

Ferien mit Franz – von Salt Lake City nach Las Vegas

Vom 3. bis 20. September reisen wir zu dritt: unser Freund Franz wird uns zweieinhalb Wochen lang begleiten. Da er zum ersten Mal in den USA ist, möchten wir ihm natürlich auch etwas bieten!

Nach einem kleinen Stadtrundgang in Salt Lake City im Bereich des Temple Square geht es in die Oquirrh Berge, um einen Blick in die beeindruckende Bingham Canyon Mine (auch Kennecott Copper Mine), die tiefste Mine der Welt zu werfen. Übernachtet wird auf dem einfachen Campground im Antelope Island Statepark, wo Franz das erste Mal im Auto, vorne quer über die Sitze schläft, was erstaunlich gut geht. Auf Antelope Island nehmen wir ein Bad im Salzsee (schwimmen geht wegen des hohen Salzgehalts nicht wirklich…), beobachten die Bisons und besuchen das Freilichtmuseum Fielding Garr Ranch. Hier gibt es unter anderem allerlei historische Geräte und Fahrzeuge zu sehen, was für Franz als Landmaschinenmechaniker besonders spannend ist.

Von Antelope Island geht es nach Osten, Richtung südliche Rocky Mountains und Colorado Plateau. Wir passieren Skigebiete, einen 2444 m hohen Pass und Hochebenen, durchqueren die Uintah und Ouray Indian Reservation des Ute Stammes (das zweitgrösste Indianerreservat) und bemerken unzählige kleinen Ölförderpumpen rechts und links der Strasse (eine kleine Google-Suche ergibt denn auch, dass das Duchesne und angrenzende Counties, die zu einem grossen Teil im Reservat liegen, seit ungefähr 5 Jahren einen regelrechten Öl- und Gas-Boom erleben).

Zum Übernachten fahren wir auf den KOA-Campground in Vernal UT. KOA steht für «Kampground of America» und bezeichnet eine (bzw. die weltweit grösste) Kette von privat betriebenen Campingplätzen. Sie sind eher auf der teuren Seite, dafür immer top unterhalten und ausgestattet. Sie haben auch – für uns zusammen mit Franz der Hauptpunkt – in den allermeisten Fällen «Cabins», d.h. kleine Blockhäuser zum Übernachten. Auf dem Campground werden wir von der Besitzerfamilie angesprochen, die vor mehreren Jahren aus der Schweiz ausgewandert ist.

Vernal ist Ausgangspunkt fürs «Dinosaurierland» mit Dinosaur NM und Flaming Gorge NRA. Neben diesen Hauptanziehungspunkten gäbe es in der Umgebung auch viele Trails, die man mit einem geländegängigen Fahrzeug entdecken könnte (PDF-Karten werden sogar auf der Website des Campgrounds zur Verfügung gestellt!).

Von Vernal nehmen wir die US-40 Richtung Osten und entdecken erst später, dass die westliche Seite des Parks, in der die Dinosaurier-Funde zu sehen sind, direkt von Vernal anzufahren gewesen wäre…
Dafür werden wir auf der Colorado-Seite des Parks nach einer langen Stichstrasse mit Ausblicken in den Green River Canyon belohnt. Besonders schön ist eine kleine Wanderung zu Harpers Corner, von wo man sowohl auf den Green River als auch auf den Zusammenfluss des Green- und Yampa-River tief im Canyon unten blickt. Ein aufziehendes Gewitter gibt der Wanderung auf dem Felsgrat noch eine Prise «Action»…
Vom Hochland fahren wir die wunderschöne Echo Park Road in den Canyon hinab. Hier unten gäbe es auch einen einfachen Campground. Wenn wir Zeit gehabt hätten, hätten wir auf dem Yampa Bench, einer Art Zwischenstufe über dem Canyon weiterfahren können und wären weiter vorne wieder auf die US-40 gekommen. Da die ganze, insgesamt rund 60 km lange Strecke nach Auskunft des Rangers im Visitor Center gut einen halben Tag in Anspruch nähme, verzichten wir darauf und nehmen vom Canyon den gleichen Weg wieder zurück.

Am Abend übernachten wir auf einem einfachen Campground in Rangely, CO und Franz schläft wieder vorne, was immer besser geht. In Rangely, CO, das ebenfalls von Ölförderstellen umgeben ist, hat es nicht nur eine recht gute Pizzeria (mit frittierten Ravioli zur Vorspeise), sondern auch ein historisches Museum und ein Automuseum, das am nächsten Morgen besucht wird.

Von hier aus geht es nun richtig in die Rocky Mountains. Über Glenwood Springs, wo wir uns im schön angelegten Iron Mountain Hot Springs-Bad entspannen, geht es dann so richtig in die Höhe: Durch den bekannten Skiort Aspen (von dem wir wegen der vielen Bäume fast nichts sehen), geht es auf der CO-82 auf den 12,095 ft (3,687 m) hohen Independence Pass; je nach Quelle die höchste oder zweithöchste geteerte Überquerung der Nordamerikanischen kontinentalen Wasserscheide.
Wir kommen gut hinauf, merken die Höhe aber schon. Oben treffen wir dann einen älteren Herrn mit Fahrrad, der diese Strecke von Aspen aus regelmässig fährt…
Während Ozy und ich die Aussicht geniessen und uns dann wieder ins warme Auto zurückziehen, erklimmt Franz «mal schnell» die nächste Bergspitze, die auf rund 4100 m liegt (sein 2. Viertausender in diesem Jahr, wobei er sich den 1. aber «richtig» verdient hat… 😉 ).

Es geht wieder hinunter, ins landwirtschaftlich genutzte Tal des Arkansas River mit vielen Farmen und im Regen via Monarch Pass 11,312 ft (3,448 m) wieder zurück über die Wasserscheide. In Gunnison, einem herzigen Stätdchen, finden wir erneut einen KOA, der nicht nur Blockhütten, sondern auch eine riesige freilaufend Sau hat. Am Abend und am nächsten Morgen besuchen wir das Pioneer Museum. Es ist so gross, dass man mit dem Golfcart auf dem Gelände herumfahren kann!

Als nächstes besuchen wir den Black Canyon of the Gunnison NP. Seinen Namen hat er nicht von den vergleichsweise dunklen Felsen, sondern davon, dass einige Teile der sehr steilen Schlucht kaum von der Sonne beschienen werden. Wir werfen von einigen Aussichtspunkten aus einen Blick in die – beeindruckende – Tiefe und fahren dann auf einer steilen, kurvigen, aber gut ausgebauten Strasse in den Canyon hinunter. Die Strasse wurde 1904 im Zusammenhang mit dem Bau eines Bewässerungstunnels angelegt, der noch heute Wasser vom Gunnison River ins benachbarte Uncompahgre Valley bringt. Wir besuchen den Ort des ehemaligen Bauarbeiterdorfs am Grund des Canyons und werfen auch von Ferne einen Blick auf den weiter flussaufwärts liegenden, modernen Staudamm.

Vom Black Canyon geht es gerade nach Süden, nach Ouray. Diese Region wirbt für sich gerne mit dem Slogan «Switzerland of America». Es ist auch tatsächlich sehr bergig und hat sogar eine kleine «Aareschlucht». Es gibt auch einen Swiss Store, der von einem vor langer Zeit ausgewanderten, leider eher snobigen Schweizer betrieben wird, der sich dem amerikanischen Bild der Schweiz angepasst hat: neben Gefässen der Glasi Hergiswil gibt es auch Kuckucksuhren… Das Städtchen gefällt uns sehr gut, nicht zuletzt wegen des Outlaw Restaurants, das stolz auf den Besitz von John Waynes Hut ist, und in dem man sehr gut essen und trinken kann. Es gibt hier auch wieder heisse Quellen, die in einem Schwimmbad mit mehreren grossen Pools zu geniessen sind.

Von Ouray aus fahren wir die US-550, auch bekannt als „Million Dollar Highway“, wobei die Herkunft des Namens umstritten ist. Die Strasse führt über 3 Pässe und bietet tolle Ausblicke (da es meist keine Leitplanken hat, wird sie auch bei den „Most Dangerous Roads“ aufgeführt…). Jedenfalls wird es immer farbiger: oben erheben sich die Red Mountains, unten im Tal fliesst ein intensiv gelber Bach. Es ist eine mineralreiche Gegend, wo in grossem Stil Silber, Blei, Zink, Kupfer und Gold gewonnen wurden. Besonders die Reste der grossen Idarado Mine sind noch gut zu sehen. Heute wird daran gearbeitet, die Altlasten, wozu auch der durch die Abraumhalden stark belastete Bach zählt, zu sanieren.
Kurz nach dem Red Mountain Pass machen wir einen kleinen Abstecher auf den Black Bear Pass 4×4-Trail, der bis hinüber nach Telluride führen würde (nach dem Pass dann übrigens eine Einbahnstrasse!).

Silverton ist wieder so ein richtiges kleines Westernstädtchen. Hier sind – mit Ausnahme der Main Street – nicht mal die Strassen geteert. Das macht aber gar nichts, denn im Sommer steht hier alles im Zeichen von 4×4 und die Dichte von (Miet-)Jeeps, die ja keine Teerstrasse brauchen, ist dementsprechend gross…
Wir kommen gerade rechtzeitig zur Führung in der Old Hundred Mine. Ozy und ich haben in Europa und Amerika schon einige Minen besucht, aber diese Führung ist ein echtes Highlight! Nicht nur, dass unser Guide Marvin ein echter «Miner» ist, der – in Silverton in eine Miner-Familie geboren – schon auf der ganzen Welt im Bergbau gearbeitet hat, sondern auch, dass hier die Geräte mal echt vorgeführt werden! Als Dessert kann man nach der Führung noch «Goldwaschen» üben (netterweise sind im Schlamm kleine bunte Achate, Pyrite und Silberkügelchen verteilt, damit man wenigstens ein kleines Erfolgserlebnis hat…).
Nach der Mine besuchen wir die Mayflower Gold Mill, eine ehemalige Aufbereitungsanlage. Der anwesende ältere Herr, der früher vis à vis in der Mine gearbeitet hat, hat sichtlich Freude an uns Technikbegeisterten und erklärt ausführlich Teile der Anlage, die ebenfalls per Knopfdruck zum Laufen gebracht werden können.

Zurück in Silverton finden wir mit dem «Handlebars Food & Saloon» wieder ein super Restaurant mit gutem Food und toller Stimmung, wo wir den Abend ausklingen lassen.
Inzwischen hat es angefangen zu regnen und die Temperaturen sind merklich gefallen – Silverton liegt auch auf 2800 m ü. M. und das merkt man.

Nun geht es aber wieder ins «Flachland». Die US-550 führt uns zunächst noch durch die San Juan Mountains, über einen Pass und vorbei am farbigen Kegel der Pinkerton Hot Springs, bevor wir Durango erreichen, das wieder unter 2000 m ü. M. liegt.
Wir haben Glück, dass wir einen Parkplatz finden, denn wir erwischen gerade den Stopover des Colorado Grand. Wir bummeln durch die Stadt, flüchten vor einem Regenschauer in einen Laden mit Colorado-Souvenirs und gucken – um ein paar T-Shirts reicher – die wunderschönen Sport- und Rennwagen an, die alle mindestens 60 Jahre alt sind. Als Bonus fahren sie dann nach und nach ab lassen ihre Motoren hören.

Von Durango sind es nur noch knapp 60 km bis zum Mesa Verde NP. Dieser ist berühmt für die Cliff Dwellings («Klippen-Behausungen») der Ancestral Puebloans ( früher «Anasazi» genannt), die in natürlich entstandenen, mehr oder weniger grossen Felsnischen innerhalb senkrechter Felswände errichtet wurden.
Wir möchten zwei Siedlungen besuchen, die nur (noch) mit Führung zugänglich sind. Da es vom Visitor Center am Parkeingang aus nochmals etwa 40 km bis zu den Siedlungen ist, können wir nur noch die letzte Führung am Nachmittag durch den «Cliff Palace» und erst am nächsten Morgen um 10 h die Führung durchs «Balcony House» buchen. Wie sich herausstellt, ist das genial, denn die erste Siedlung ist gegen Südwesten, die zweite gegen Nordosten ausgerichtet – so haben wir immer perfektes Sonnenlicht für unseren Besuch! Die Führungen werden von zwei verschiedenen Rangern durchgeführt, was ebenfalls ein Vorteil ist:
Der erste, mit Pueblo-Wurzeln legt den Fokus mehr auf die Technik und unglaubliche Arbeit, die es braucht, in diesen Klippen, die im Gegensatz zu heute nur über einfache Grifflöcher in den glatten Felswänden zugänglich waren, solche hochstehenden «Dörfer» zu errichten – und das, während die Gemeinschaft weiter durch Jagd und Ackerbau ernährt werden muss…
Rangerin Louanne geht dafür mehr auf die Geschichte und die möglichen Gründe für den Wechsel von der «Oberfläche» der Mesa zu diesen versteckten und gut zu verteidigen Wohnorten und für deren Aufgabe gegen Ende des 13. Jahrhunderts ein.

Im nahegelegenen Cortez, wo wir auf dem KOA-Campground übernachten, gehen wir auf Empfehlung ins Restaurant „La Casita„. Wir können draussen im Innenhof sitzen und Franz probiert zum ersten Mal in seinem Leben mexikanisches Essen. Es ist zwar nicht seine Leibspeise geworden, aber er fand es trotz des eher interessanten Aussehens erstaunlich schmackhaft.

Das nächste Ziel ist Monument Valley, das auf unserer Route natürlich nicht fehlen darf!

Wir nehmen die Route über das Four Corners Monument, das einzige „Vierländereck“ in den USA. Hier treffen sich die Bundesstaaten Colorado, New Mexico, Arizona und Utah. Um das vertiefte Zentrum sind – neben steinernen Informationsstelen – vier lange Unterstände angeordnet, in denen „indianische“ Künstler Keramik, Schmuck, Malerei und Pfeile/Pfeilbogen anbieten und teils auch deren Herstellung demonstrieren. Nachdem wir alle Stände abgelaufen haben, bleiben wir ein Weilchen, um die Besucher zu beobachten, die sich durch die 4 Staaten teils zu akrobatischen Höchstleistungen anspornen lassen.

In Utah werden die Felsen immer intensiver rot. Um Franz aufs Monument Valley einzustimmen, machen wir die Rundfahrt durchs beeindruckende Valley of the Gods. Für uns ist die teils holperige Kiessstrasse kein Problem, doch zeigen deutliche Ölspuren, dass man die Strasse nicht mit einem tiefen PW fahren sollte…
Zum Spass hängen wir auch gleich noch den Moki Dugway an und fahren die steile Kiesstrasse rauf und runter, die in die Bergflanke gebaut über 370 m auf die Cedar Mesa hinaufführt.

An den „Goosenecks of the San Juan“ vorbei geht es nach Mexican Hat, wo wir im Ole Bridge Grille mit Aussicht auf den San Juan River Abendessen. Eine Nachfrage im benachbarten San Juan Inn ergibt völlig überrissene Zimmerpreise, weshalb wir Richtung Monument Valley weiterfahren.
Die Sonne geht gerade unter, als wir ankommen. Wir erwischen gerade noch einen Platz auf dem KOA (ganz ein einfacher, ohne Cabins…), da der Vollmond offenbar ein ganz spezieller ist und viele Leute anzieht. Die Abendstimmung hier ist unbeschreiblich schön!

Am nächsten Tag fahren wir den Valley Drive durchs Monument Valley, das auf dem Gebiet der Navajo Nation liegt. Es hat eindeutig mehr Leute als vor drei Jahren, als Ozy und ich mitten im Winter da waren, ist aber immer wieder beeindruckend.

Unser nächstes Ziel ist Page, touristisches Zentrum und Teil des Grand Circle mit Lake Powell/Glen Canyon, Grand Staircase Escalante sowie zahlreichen Slot Canyons (u.a. Antelope) in der näheren Umgebung.
Zunächst fahren wir aber durch eine flache, aber trotzdem recht abwechslungsreiche Gegend, vorbei an einer Kohlenmine, deren Fördergut via elektrische Eisenbahn gleich rund 130 km zum Kohlekraftwerk (Navajo Generating Station) kurz vor Page gebracht wird.

Als wir in Page eingekauft haben, werden wir von weitem gerufen: es sind Chrigu und Chrige, alte Bekannte von Ozy! – Was für ein Zufall!!!
Wir verabreden uns auf dem Lake Powell Campground, wo wir gerade noch den letzten Platz erwischen, den wir uns teilen dürfen (es ist Wochenende…).
Zunächst muss Ozy aber ins Spital: während der letzten Tage hat sich an seinem Knie ein Abszess entwickelt, der trotz Schmieren und Salben immer grösser wird. Nachdem wir am Empfang unsere Kreditkarte vorgezeigt haben, verpasst der Arzt Ozy ein paar Spritzen, macht einen schönen kreuzförmigen Schnitt und räumt den Abszess aus.
Nachdem sich Ozy erholt hat, verbringen wir zu fünft einen netten Abend. Wir essen alle zusammen im Big John’s Texas BBQ, das sich durch riesige Smoker und sehr viele Leute auszeichnet. Auch da haben wir Glück, dass wir nicht zu lange warten mussten, denn heute Abend gibt es auch noch Live Musik.

Während Chrigu und Chrige Richtung St. George weiterziehen – sie müssen ihre Heizung reparieren lassen und bevorzugen darüberhinaus das Wildcampen und weniger Menschen – bleiben wir noch einen Tag wegen Ozys Knie. Ich beschäftige mich mit Wäsche, sortiere Fotos und beobachte das comicmässige Gebaren eines Roadrunners und einer Katze. Franz erkundet derweil zu Fuss die Umgebung von Page und geniesst den Ruhetag wohl ebenfalls.
Am nächsten Tag sieht das Knie noch nicht wirklich besser aus. Bevor wir zum Grand Canyon North Rim aufbrechen, wo es praktisch keine Versorgung gibt, geht Ozy nochmals kontrollieren. Zum Glück, denn der Abszess hat sich jetzt in eine Zellulitis (hat nichts mit Cellulite zu tun 😉 ) entwickelt. Also nochmals ausräumen (wobei entweder die Spritzen nicht wirken oder der medizinische Assistent nicht lange genug gewartet hat…), eine Packung rein, die nach 3-4 Tagen entfernt werden muss, und wieder mal Antibiotika… Diesmal wird auch eine Probe genommen, um festzustellen, was die Entzündung verursacht hat.

Da Franz am 20. September von Las Vegas abfliegt, brechen wir von Page auf, wobei ich nach langer Zeit wieder einmal fahre (was nicht sehr entspannend für Ozy ist, fürchte ich…). Die Fahrt auf der AZ-89A ist besonders „scenic“. Wir machen kleine Abstecher zum (überlaufenen) Horseshoe Bend sowie zur Navajo Bridge über den Marble Canyon und dann bestaunen wir die Vermilion Cliffs, an denen die Strasse entlangführt.

Schliesslich geht es aufs Kaibab Plateau und zum North Rim (Nordrand) des Grand Canyon. Eine lange Stichstrasse durch den Kaibab National Forest führt zum eigentlichen Nationalpark. Zunächst besorgen wir uns im Administrationsgebäude ein Back Country Permit, damit wir zum Point Sublime fahren und dort über Nacht stehen dürfen. Dann geht’s zum Rand des Grand Canyon. Franz ist – wie wir – überwältigt. Nachdem Franz und ich den Abstecher zum Bright Angel Point gemacht haben, lassen wir etwas Luft aus den Pneus und fahren die knapp 30 km lange Kiesstrasse zum Point Sublime. Leider beginnt auch dieser Trail langsam zuzuwachsen. Wir brauchen „nur“ 1.5 h und sind gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang da. Wir haben riesiges Glück und haben den ganzen Platz für uns alleine. Es ist unbeschreiblich schön und still.

Am nächsten Morgen bekommen wir gerade noch ein bisschen Sonnenaufgang (trotz verschlafen und Wolkendecke), bevor wir uns wieder auf den Weg zurück machen (wegen Waldbränden müssen wir den gleichen Weg nehmen).

Franz möchte den Canyon von Nahem bewundern und wandert – gut mit Wasser und Kalorienspendern ausgerüstet – auf dem North Kaibab Trail in den Canyon. Es sei jetzt schon noch das erste Mal, dass er „z’Tal“ statt „z’Berg“ gehe, meint er.
Er ist so fit, dass er nicht nur die insgesamt 17 km und 2’200 Höhenmeter bis zur Manzanita Rest Area und zurück schafft (eine Strecke, für die für eine Tagestour deutlich abgeraten wird), sondern auch noch eine Stunde zu früh an unserem Treffpunkt ist. Anstatt gemütlich zu warten, hängt er zum Spass noch ein paar km auf dem Uncle Jim Trail auf dem Canyonrand an…
Er ist begeistert von seiner Wanderung und stellt uns einige seiner Fotos zur Verfügung, damit wir auch einen Eindruck bekommen:

Während Franz sportliche Höchstleistungen vollbringt, besuchen Ozy und ich per Auto den Point Imperial und versuchen danach, nochmals ein Backcountry Permit zu bekommen. Das klappt nicht, da der Point Sublime die nächsten drei Tage (Mo-Mi!) ausgebucht ist…. Der Ranger ist sehr hilfsbereit und nett und gibt uns eine Karte vom Kaibab National Forest und erklärt uns, wo es gut zum Stehen ist. Den Rest des Tages erholt sich Ozy auf dem Parkplatz vor dem Campground (der natürlich auch voll ist). Dort hat es auch Bezahl-Duschen für Jedermann, was wir gerne in Anspruch nehmen, bevor in die Lodge Abendessen gehen und danach aus dem Park hinausfahren, um im Wald wild zu stehen.

Nach dem grossartigen Grand Canyon kommt ein weiteres, ganz anderes Highlight: die Durchfahrt auf der UT-9 durch den Zion NP. Die Formen und Farben sind immer wieder beeindruckend. Franz und ich wandern den 1.6 km langen Canyon Overlook Trail und geniessen die Ausblicke. Heute ist – im Gegensatz zum Winter vor drei Jahren – auch wunderbares Wetter! Nur Ozy kann leider nicht laufen und muss im Auto auf uns warten.
Wir kämpfen uns durch den Verkehr und gelangen schliesslich nach St. George, wo Ozy in eine Urgent Care geht, um die Packung aus dem Knie entfernen zu lassen. Leider sieht die Sache auch nach Entfernung des „Dochtes“ immer noch nicht toll aus. Die Medizinische Assistentin ruft in Page an und erfährt, was das die Entzüdung von Staphylococcus aureus, einem weitverbreiteten und – auf der Haut harmlosen – Bakterium verursacht wurde. Noch ist nicht bekannt, ob es sich um einen resistenen Stamm handelt, deshalb verschreibt sie das alte Antibiotikum weiter und gibt noch ein neues dazu – jetzt sind es schon zwei…
Nach den Strapazen übernachten wir gleich auf einem RV-Campground in St. George, wo wir von einem Herrn auf einem Velo angesprochen werden. Es stellt sich heraus, dass er ein in Kalifornien lebender Verwandter eines Einwohners von Steinen ist, den ich flüchtig, Franz aber sehr gut kennt – wie klein die Welt doch ist

Als Franz am nächsten Morgen (in Vertretung von Ozy) die Pneu wieder aufpumpt (der Luftdruck war ja für den Trail zum Point Sublime etwas verringert wprden), entdeckt er einen langen Nagel. Zum Glück hat Ozy das passende Kit und Franz kann den Reifen damit reparieren.
Die I-15 führt kurz nach St. George durch die beindruckende Virgin River Gorge, eine Strecke, die wir bisher nur aus der anderen Richtung kannten. Damit durchqueren wir auch gleich noch ein kleines Stückchen von Arizona, bevor es nach Nevada geht.
Um die Strecke interessanter zu machen, fahren wir dann dem Lake Mead entlang. Ausblicke auf den See gibt es nicht allzu viele (der Wasserstand ist trotzdem er ein wenig angestiegen ist, immer noch sehr tief), aber die Felsformationen und Farben sind wieder wunderschön und sehr abwechslungsreich. Eigentlich wollen wir mit Franz den Hoover Dam besichtigen, aber das ist ein grosser Flop: wir müssten unser ganzes Auto auspacken. Nicht nur die Kisten auf dem Dach, sondern auch alle Werkzeugkisten im Auto und vermutlich auch sonst noch das ganze Inventar. Im Gegensatz zu sonst sind die Wachleute auch ausgesprochen unfreundlich. Wir sind vor allem deswegen recht sauer und fahren nun halt direkt nach Las Vegas. Auf dem Circus Circus RV-Stellplatz erfahren wir, dass wir nur eine Nacht bleiben können, weil sie den Platz ab morgen für einen Event brauchen. Und Franz fliegt erst übermorgen… – kein guter Tag heute!
Oh well. Wir buchen eine Nacht auf dem Campground und machen einen Ausflug auf den Strip, wo Franz eine gehörige Dosis Lichter, Lärm und Menschen bekommt. Nach Mitternacht wird es ein bisschen ruhiger und wir kommen auf dem Heimweg ganz zufällig in den Genuss, angehenden Gondolieri bei der Fahrstunde zuzusehen.

Am nächsten Tag machen wir einen Ausflug zum Red Rock Canyon, wo man wandern könnte, wenn es nicht so heiss wäre (es ist 36 °C…). Es gäbe auch einige 4×4-Trails zu befahren (wenn auch nicht alle für unsere Grösse / Ausrüstung…).

Am Abend treffen wir Vicki und Steven. Steven ist – wie Mike in Maine und Wayne in New York – ein Bekannter aus dem TDR-Forum. Er und Vicki sind ebenfalls unglaublich nett und grosszügig und laden uns nach dem gemeinsamen Abendessen in einem feinen Steakhouse spontan ein, bei ihnen zu übernachten, da wir ja keine Bleibe haben. So verbringt Franz, der die letzten zwei Wochen teils in Cabins, teils auf den Vordersitzen geschlafen hat, seine letzte Nacht in den USA noch bequem in einem wunderschönen Privathaus

Am nächsten Tag ist Vicki so nett und bringt uns alle zum Flughafen, damit wir Franz gebührend verabschieden können. Die Trennung tut weh, denn wir hatten eine ganz tolle Zeit zusammen und haben unglaublich viel gesehen und erlebt!
Wir hoffen, dass wir einmal „Welcome back“ sagen können!

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