Bat, Bath and Beyond* – Las Vegas und Death Valley

Bat, Bath and Beyond* – Las Vegas und Death Valley

* Der Titel ist eine Anspielung auf die Firma „Bed, Bath & Beyond“, die Küchen- und Haushaltsartikel sowie Ausstattungen für Bäder, Schlaf- und Wohnzimmer verkauft.

Nach zweieinhalb intensiven Wochen mit Franz, in denen wir viele wunderschöne Landschaften gesehen und eine Menge neuer Eindrücke erhalten haben, reisen wir nun wieder zu zweit.
Zunächst sind wir aber noch von Vicki und Steven übers Wochenende in ihrem schönen Heim in North Las Vegas eingeladen.

Und nicht nur das: sie haben sich sogar ein richtiges Unterhaltungsprogramm für uns ausgedacht!
Am Samstag dürfen wir einen wunderschönen Tag zusammen mit ihnen auf ihrem Boot auf dem Lake Mohave bzw. dem Colorado verbringen (Teil der Lake Mead Recreational Area). Wir geniessen die Zeit an einem kleinen Strand in einer geschützten Bucht, wo wir auch schwimmen können (nur Ozy darf wegen seines Knies nicht), und fahren dann durch einen Teil des Black Canyon bis nach Willow Beach.
Am Sonntag nimmt Steven uns und seinen Freund Marc mit zum Schiessen. Auf einer Outdoor Shooting Range in der Wüste dürfen wir verschiedene Gewehre und Pistolen ausprobieren. Als Schweizer sind wir eher das Schiessen im Liegen gewohnt, aber mit etwas Übung treffe sogar ich im Stehen.

Eigentlich wollten wir am Montag weiterfahren, aber Ozys Knie ist noch nicht besser geworden. Im Gegenteil: unterhalb des ersten Abszesses, der so langsam abzuheilen scheint, hat sich eine zweite „Beule“ gebildet!
Also geht es wieder zum Arzt… Vicki und Steven haben uns eine neue Klinik (ER at Aliante) empfohlen und Ozy bekommt dort einen neuen Schnitt, eine neue Packung und ein neues Antibiotikum verpasst (jetzt sind es schon drei)… In dieser Klinik ist das System noch ausgeklügelter: der „Papierkram“ mit Abrechnung wird direkt am Bett erledigt, indem der Herr oder die Dame von der Administration gleich mit einem fahrbahren Pult inkl. Computer und Tablet in den Raum rollt.
Wir fühlen uns hier gut betreut und nachdem wir schon recht unterschiedliche Erfahrungen mit Health Cares und Medizinern gemacht haben, möchten wir nicht aus Las Vegas weg, bevor die Entzündung nicht deutlich auf dem Weg der Besserung ist. Wir schätzen besonders, dass Ozy am Donnerstag wieder zum selben Arzt gehen kann, um die Packung entfernen zu lassen.
Vicki und Steven sind unglaublich gastfreundlich und lassen uns bis am Freitag bei ihnen im Gästezimmer – mit eigenem Bad/WC – bleiben! Wir verbringen gemütliche Abende zusammen mit ihnen und ihren drei lieben Hunden, bekochen uns gegenseitig und geniessen die Ruhe im schönen Haus. Ich schaffe endlich wieder mal einen Blogeintrag und wir lassen uns endlich Visitenkarten drucken.

Am Donnerstag wird die Packung entfernt, aber so richtig gut ist es noch nicht. Ozy bekommt nochmals ein neues Antibiotikum (die anderen sind fertig, nun ist es nur noch eins…) und eine Antibiotikum-Creme. Als ich diese in der Apotheke abholen will, weist mich die freundliche Dame darauf hin, dass ich wohl einen „Coupon organisieren“ sollte. Die 30 g Tube Creme koste nämlich – ich kippe fast aus den Sandalen – über 400 $! Mit einem Coupon von GoodRx.com, den man ganz einfach online bestellen, sich z.B. aufs Mail schicken lassen und dann in der Apotheke auf dem Smartphone zeigen kann, bekommen wir sie dann zum Glück fast für die Hälfte!

Am Freitag verlassen wir unsere neuen Freunde und ihr gastliches Haus, da das Gästezimmer fürs Wochenende bereits vorreserviert war 😉
Wir bleiben aber noch in Las Vegas, weil Ozy am Montag nochmals zur Kontrolle aufgeboten ist. Wir übernachten wieder auf dem Circus Circus RV Park nahe am Strip, besichtigen die Anfänge von Las Vegas (spanisch für „Au, Flussebene“), schauen uns eine mitreissende Cirque de Soleil und eine schnelle Magier-Show an und geniessen bei Cocolini im Circus Circus Casino wunderbares italienisches Glacé in allen möglichen Geschmacksrichtungen.
Am Sonntag Abend treffen wir unsere Freunde Vicki und Steven nochmals zum Abendessen im Fire Rock Steakhouse und verbringen wieder einen schönen Abend zusammen.

Am Montag Morgen bekommen wir vom Arzt endlich guten Bescheid: die Antibiotika-Creme scheint zu wirken und wir können nun endlich beruhigt weiterreisen. Nach dem Wochende am Strip haben wir ein starkes Bedürfnis nach Ruhe und Einsamkeit und fahren deshalb gleich hinaus in die Wüste. In der Nähe der Big Dunes finden wir ein schönes Plätzchen im Nichts (BLM-Land), wo wir gleich zwei Nächte und einen ganzen Tag stehenbleiben.

In Beatty wird nochmals eingekauft, dann geht es in den Death Valley NP, den Ozy so liebt.
Death Valley ist vor allem bekannt fürs Badwater Basin, den tiefsten Punkt Nordamerikas, seine Trockenheit und Hitzerekorde. Wir mögen die Gegend wegen ihrer vielfältigen Geologie mit unglaublichen Farben und wegen der vielen Möglichkeiten zum 4×4-Fahren.
Als Einstieg ins Death Valley nehmen wir gleich zu Beginn die Route via Red Pass und Titus Canyon und finden anschliessend wieder einen ruhigen Übernachtungsplatz in den Bergen, in der Nähe der ehemaligen Minenstadt Chloride City.

Nach einem Aufenthalt auf dem Mesquite Campground (Ozy brauchte einen ruhigen Platz mit Asphalt, um die vorderen Radlager einzustellen und neu zu fetten) werfen wir einen Blick in den Ubehebe Crater und nehmen dann den Weg ins Saline Valley via Steel Pass in Angriff, den wir schon lange einmal fahren wollten.
Dabei passieren wir die Verzweigung «Crankshaft Crossing», die ihrem Namen alle Ehre macht. Im Eureka Valley fahren wir entlang der über 200 m hohen Eureka Dunes, bevor es auf die Route zum Steel Pass geht. Die Route ist auch wieder bei den „Dangerous Roads“ aufgeführt und beginnt gleich mit einer Herausforderung: im engen Dedeckera Canyon müssen vier steile Stufen überwunden werden. Die Bodenfreiheit, Breite und Motorisierung unseres Fahrzeuges würden passen. Die Höhe des Aufbaus macht die Bewältigung der «Wasserfälle», die das Fahrzeug zum Teil in Schräglage bringen, jedoch zur Millimeterarbeit und sorgt für Herzklopfen. Im Team – Ozy fährt souverän, ich mache den «Spotter», schaffen wir es aber, ohne Beschädigungen am Differential oder am Aufbau durchzukommen. (Hier geht’s zum VIDEO)

Die spektakulären Felsen mit ihren vielen verschiedenen Farben sind die Mühe allemal wert. Nach einem weiten Hochtal, auf dem wir unmerklich die «Passhöhe» überwinden, geht es auf der anderen Seite nochmals kurz eine steile und enge Passage hinab. Der Rest ist unspektakulär aber sehr steinig – die endlos erscheinende, holprige Piste verläuft meist in einem ausgetrockneten Flussbett.

Wir passieren die Upper Warm Springs, die zum Schutz gegen die Burros (wilde Esel) mit einem Zaun umgeben sind. Weiter talwärts hat es nochmals zwei heisse Quellen, Palm Springs und Lower Warm Springs, die im Gegensatz zur obersten Quelle gefasst sind.

Ein erster Blick auf die Palm Springs

Wir halten gleich bei den Palm Springs an, nicht zuletzt, da hier schon ein Landrover mit deutschen Kennzeichen steht! Wir machen bald die Bekanntschaft von Robert, einem Reisenden, der wie wir über den Steel Pass gekommen ist. Wir haben eine super Zeit zusammen und er gibt mir wertvolle Fototips. – Nochmals vielen Dank!
Wir werden auch herzlich von einer Gruppe von «Oldtimern» willkommen geheissen, die meinen, dass wir bis jetzt das grösste Fahrzeug seien, das durch den Canyon und über den Pass gekommen sei…
Joe, Danny, Scott und Bristol erzählen uns während der nächsten Tage viel über diesen speziellen Ort: Die beiden Pools, der sechseckige Wizard Pool und der entsprechend geformte Volcano Pool, wurden Ende der 70er Jahre gebaut. Es hat sich, angefangen mit den Hippies der 60er Jahre, eine Art Gemeinschaft gebildet, die die Umgebung und die Pools nutzt und unterhält. Die ganze Gegend ist bestückt mit Kunstwerken, von riesengrossen Peace-Zeichen an den Berghängen bis zum «Bat-Pole», der vom Tal her die Quellen anzeigt. Die Quellen selbst werden von grossen Palmen beschattet, in denen die Fledermäuse wohnen, die „Spirit Animals“ der Quellen.
Vorher BLM-Land, wurde 1994 ein Teil des Saline Valley inkl. der Quellen in den Nationalpark integriert, was für grosse Unsicherheiten gesorgt hat. – Die seither in Betracht gezogenen Varianten reichten bis zum Fällen der Palmen und vollständigen Rückbau aller menschlichen Bauten… (Links zur Park- bzw. Projekt-Website). Mittlerweile scheint aber ein einigermassen vernünftiger Mittelweg gefunden worden zu sein, auch wenn gestorbene Palmen durch einheimische „Bäume“ ersetzt werden sollen.

Auch wir lassen uns von den heissen Quellen, dem herrlichen «Batroom» mit warmer Dusche und den Fledermäusen verzaubern. Diese kommen bei Einbruch der Dämmerung zu den Quellen um zu trinken und fliegen so nahe an uns vorbei, dass wir ihre Flügel hören und deren Lufthauch spüren können. Am Tag bekommen wir immer wieder „Action“ geboten in Form von Kampfjets, die im Tiefflug (50 m!) das Tal hinunterjagen und knapp vor der gegenüberliegenden Bergkette abdrehen oder Luftkampf üben (Fotos gibt’s keine – sie waren viel zu schnell…).

Joe, der früher aus Interesse Archäologiekurse belegt hat, zeigt Robert und mir an einem Tag prähistorische Fundstellen. Ein superspannender Ausflug, bei dem wir auch einen schönen Blick auf das Tal mit dem Salzsee erhalten.

Wir bleiben viel länger als geplant. Robert geniesst die Oase ebenfalls mehrere Tage und auch weitere Camper, die «nur auf der Durchreise» sind, bleiben jeweils einen Tag oder mehr hängen.
Bei uns führen schliesslich der der Mangel an Bier (der durch grosszügige Spenden von anderen Campern gelindert werden konnte) und vor allem ein ordentlicher Sonnenbrand dazu, dass wir uns schweren Herzens von diesem ganz besonderen Ort verabschieden und die lange und rumpelige Strecke über den North Pass Richtung Big Pine unter die Räder nehmen.

2 Gedanken zu „Bat, Bath and Beyond* – Las Vegas und Death Valley

  1. Liebe Steffi und Ozy
    Vielen Dank für den super Blog, wo ich immer wieder mit Spannung die Fortsetzung erwarte. Mit den beiden Filmen hast Du den „Nagel auf den Kopf“ getroffen. Hoffentlich geht es Ozy mit dem Knie auch wieder gut und er hat nicht noch weitere Schmerzen.
    Toi, toi und tausend Dank
    Liebe Grüsse
    Karl

    1. Vielen herzlichen Dank, lieber Karl, auch für Deine guten Wünsche!
      Zum Glück geht es Ozys Knie wieder recht gut. Schmerzen hat er keine mehr, allerdings wird es noch ein paar Monate dauern, bis die Verfärbung und Narben nicht mehr sichtbar sind…
      Liebe Grüsse
      Steffi

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