Gebirge, Geyser und Gedränge – Grand Tetons und Yellowstone Nationalparks

Gebirge, Geyser und Gedränge – Grand Tetons und Yellowstone Nationalparks

Am Freitag vor dem Labor Day Weekend verlassen wir den Tourist Park in Mackay. Es wird allerdings gar nicht so einfach, von hier wegzukommen, da gerade der grosse Viehtrieb stattfindet und uns die Rinder partout nicht vorbeilassen wollen (wir sind uns auch nicht ganz sicher über die Effizienz der Treibmethode mit je einem ATV beiderseits der sich in die Gegenrichtung bewegenden Verkehrskolonne, da diese Technik zu einer Art Kreis-Stampede führt, die direkt um unser Auto verläuft. Wir sind jedenfalls froh um unsere stabile Stossstange…).
Wir durchqueren erneut das grosse Gelände des Idaho National Laboratory INL und erledigen in Idaho Falls die Notwendigkeiten, was da ist Gross-Einkauf, Wäsche und Duschen.

 

Im Targhee NF am Snake River

Für die drei Tage des verlängerten Wochenendes, das (normalerweise) den Abschluss der Camping-Saison bedeutet und Jedermann (und -frau) nochmals ins «Great Outdoors» stürmen lässt, ziehen wir uns an den Snake River in der Nähe von Swan Valley zurück. Sogar hier wird es schwierig, einen Platz zu ergattern, doch finden wir nach einigem Suchen dann doch noch eine Lücke im Gebüsch, die gross genug für uns ist.

 

Am Labor Day selbst ist es kalt und regnet den ganzen Tag. Wie stark sich das auf die Region ausgewirkt hat, finden wir dann am nächsten Tag heraus… Wir folgen dem Lauf des Snake River stromaufwärts, wobei Ozy einen geteerten Ausstellplatz zum Anlass nimmt, mal noch die Vorder- und Hinterreifen auszuwechseln. In Jackson kaufen wir in einem sehr gut bestückten Smith’s ein und fahren dann Richtung Grand Teton Nationalpark. Die weissen Berge sind von unten ja sehr malerisch, aber als wir zum Shadow Mountain im Bridger-Teton National Forest hinauffahren, wo man – an designierten Stellen – frei campen darf, geraten wir selbst in den Schnee! Die Erdstrasse ist nur mit 4×4 zu bewältigen, da sehr matschig und mit Ästen übersäht (die aufgrund der zu hohen Schneelast geknickten Bäume waren zum Glück schon weggeräumt). Wir werden dafür mit einem grandiosen Blick auf die frisch verschneiten Tetons belohnt, die sich abrupt aus der Snake River-Ebene erheben.  (Wir hätten bei Swan Valley fast die Strassenkombination ID-31 und ID-33/WY-22 über die Sawtooth Range nach Jackson genommen, aber ich glaube, es war rückblickend eine gute Entscheidung, das nicht zu tun…).

 

Grand Teton National Park

Am nächsten Morgen fahren wir den Grand Teton National Park erkunden – sofern das möglich ist. Der südwestliche Teil ist wegen Schnee gesperrt, das (immerhin) nur teilweise geöffnete Besucherzentrum ist wegen coronabedingter Zugangsbeschränkung nur durch langes Anstehen zu erreichen und viele Parkplätze sind sehr, sehr gut besucht. Wenn man es dann doch geschafft hat, einen zu ergattern, ist die Aussicht durch Bäume verstellt, die seit Einrichtung des Parks an den Aussichtspunkten gewachsen sind, und die wohl nie mehr gefällt werden… (etwas, das wir nicht nur in diesem Park festgestellt haben). Dies führt – wie zum Beispiel auf dem Signal Mountain – dazu, dass die Menschen verzweifelt eigene Pfade trampeln, um zu einem Ort zu kommen, wo man wenigstens ein bisschen Aussicht hat.

Dass unser Plan mit den wenigen Leuten nach Labor Day Weekend eventuell doch nicht aufgehen könnte, schwant uns schliesslich, als wir auch noch eine grosse Anzahl von RVs und vor allem auch «Cruise America»-Campern entdecken.

Trotzdem geniessen wir den Sonnenschein und die grossartige Landschaft mit ihren frisch verschneiten Bergen und blauen Seen und machen auch ein paar kürzere Spaziergänge.

Zum Übernachten ziehen wir uns via eine sehr rumpelige Piste ans Grassy Lake Reservoir im Bridger-Teton-National Forest direkt südlich der Grenzen des Yellowstone Nationalparks zurück (auch hier gäbe es entlang der Strasse nummerierte, freie NF-Stellplätze, die jedoch alle schon voll waren). Wir geniessen den Abend und freuen uns an den zahlreichen Streifenhörnchen, die um unser Camp wuseln, und an einer Schar Gänse, die am See übernachtet. Während der Nacht ist es so kalt, dass die Scheiben am Morgen von dickem Raureif bedeckt sind.

 

Yellowstone National Park

Nun geht es endlich in den Yellowstone Nationalpark!!!
Was macht diesen Ort eigentlich so speziell? Ist es die Tatsache, dass er der erste Nationalpark der USA ist? Die abwechslungsreiche Landschaft mit grossen und kleinen Flüssen und Bächen, die in weiten Ebenen fröhlich herummäandern, durch Canyons rauschen oder sich über Katarakte und Wasserfälle ergiessen? Der grösste Bergsee Nordamerikas auf über 2000 m Höhe und zahlreiche kleinere Seen? Die vielfältige Tierwelt, die von Raupen über Schlangen, zahlreiche Raub- und Wasservögel bis zu Bison- und Elkherden, Bären und Wölfen reicht (nur letztere haben wir leider nicht gesehen)? Oder die enorme Dichte von vulkanogenen Sehenswürdigkeiten wie Geysiren, leuchtend blauen, von farbigen Bakterienmatten eingefassten heissen Quellen, blubbernden Schlammtöpfen und zischenden Fumarolen?  (Leider sind die Fotos ohne Geruch…).
Für uns ist es wohl die Kombination aller dieser Highlights, die uns immer wieder hierher zurückkommen lässt und die für eine sehr hohe Anzahl an Fotos gesorgt hat…

Wie schon im Grand Teton NP festgestellt, ist während dieses Corona-Jahres wohl alles ein bisschen anders. Statt Touristenhorden aus China und Europa hat es nun sehr, sehr viele Amerikaner, die ja fast nirgends sonst hinkönnen. Und da ausser Europa, China und Brasilien die meisten Länder keinen Corona-Einreisebeschränkungen unterliegen, kommen zahlreiche Touristen aus anderen Ländern dazu (nach dem, was wir gehört haben, wohl vor allem Russland und nicht-chinesische asiatische Staaten). Zudem sind einige Campgrounds geschlossen. Dies führt dazu, dass einerseits die offenen Campingplätze bis Saisonende im Oktober komplett ausgebucht und die «first come-first serve»-Stellplätze der beliebteren Orte bereits morgens um 7.46 h voll sind.
Wir beschliessen darum, uns zum Übernachten jeweils in den Custer Gallatin National Forest südlich vom Ort West Yellowstone zurückzuziehen. Im Wald finden wir dann auch eine hübsche Lichtung ganz für uns.

Unser grösstes Privileg ist die Zeit, weshalb wir während einer Woche (ausser am Wochenende) jeden Tag in den Yellowstone hineinfahren, um uns jeweils nur eine oder zwei Attraktionen (sprich: eines der Geyser-Becken bzw. Grand Canyon of the Yellowstone) anzugucken, bevor wir uns wieder in die Einsamkeit und Ruhe „unserer“ Waldlichtung zurückziehen.
Aber auch so ist es im Park nicht wirklich lustig, denn einerseits verursachen eine – leider sehr ortstreue – Elk-Herde und der gelegentliche einsame Bison jeden Morgen einen ein bis eineinhalbstündigen Stau auf der Zubringerstrasse (und das trotz Halteverboten und dort positionierten Rangern, die die Autos durchwinken), andererseits ist die Parkplatzsuche jeweils auch nicht ganz einfach. Und nicht zuletzt sind die Stege mehr oder weniger stark mit bemaskten und unbemaskten Menschen gefüllt. Wenn wir nicht den grossen Wunsch hätten, die geologischen und landschaftlichen Wunderwerke der Natur wiederzusehen (wir waren 2015 nur zwei Wochen später im Jahr schon mal hier – mit wesentlich weniger Menschen), hätten wir wieder kehrt gemacht.

So geniessen wir den Yellowstone halt portionenweise und freuen uns, dass wir die ersten paar Tage noch eine gute Sicht geniessen können, bevor am Wochenende der Wind wieder dreht und den Dunst der Wildfeuer im Südwesten über alles legt. Auf den Ausbruch des Steamboat Geyser, des grössten aktiven Warmwassergeysirs der Welt, warteten wir vergeblich (er ist dann einen Tag später ausgebrochen), aber dafür durften wir den Ausbruch des Aurum Geyser hautnah erleben und die gewaltige Eruption des Grand Geyser, des grössten regelmässig ausbrechenden Geysirs der Welt, bestaunen. Ozy hatte natürlich eine besondere Freude an der Beobachtung des alle 10 Minuten ausbrechenden, hübschen kleinen Vixen (Füchsin) Geyser 😊.

 

Nach einer Woche ziehen wir in den Norden des Parks um, wo wir nördlich des Parkeingangs in den Bergen oberhalb von Gardiner nochmals auf Public Land übernachten. Am nächsten Morgen fahren wir wieder in den Park und besuchen die Travertin-Terrassen von Mammoth Hot Springs. Diese sind immer noch beeindruckend, wenn auch Veränderungen im Wasserfluss und der Geothermie dafür sorgen, dass es momentan nur wenige aktive Quellen hat und die Travertinterrassen der inaktiven Teile durch das Absterben der Bakterien zuerst ihre Farben und dann durch Erosion und Pflanzenbewuchs ihre filigranen Strukturen nach und nach verlieren. Wenn wieder mehr Wasser fliesst sterben die Bäume ab, die in der Zwischenzeit gewachsen sind. – Hier wird einem der stetiger Wandel von Werden und Vergehen besonders vor Augen geführt.

Im Ort selber ist aber alles beim Alten – die Wapitis machen es sich auf den schön gepflegten Rasen gemütlich und Ranger schützen Tiere und Touristen voreinander. Als wir nach der Besichtigung des Fort Yellowstone wieder zu unserem Auto zurückkehren, werden wir von einer netten Familie von Ex-Schweizern angesprochen, die seit mehr als 15 Jahren in Colorado leben, und tauschen uns eine ganze Weile aus.

 

Zum Abschluss nehmen wir die Strasse zum Nordost-Ausgang. Diese führt durch das wegen seiner abgelegenen Lage etwas weniger überlaufene Lamar-Valley, das zwar nicht mit geothermischen Wundern, dafür aber mit einer reichen Tierwelt aufwarten kann: so viele Bisons und in so grossen Herden haben wir noch nie gesehen!
Leider sind auch hier alle Campgrounds besetzt, so dass wir den Park nach einer Woche nun endgültig verlassen.

 

Am 27. September werden wir Don bei Seattle wieder einen Besuch abstatten und Ozy wird Don’s Werkstatt wieder nutzten können, um die Solarpanels zu ersetzen. Die verbleibenden 10 Tage werden wir langsam von Montana nach Seattle fahren. – darüber wird im nächsten Blog berichtet.

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