Ab in den Süden – von Seattle nach Las Vegas

Ab in den Süden – von Seattle nach Las Vegas

Am 22. Oktober nehmen wir schweren Herzens Abschied von Don. Es war wieder eine wunderschöne Zeit, die wir mit und bei ihm verbringen durften. – Vielen herzlichen Dank!

Ein ganz klein wenig wird uns der Abschied durch das Wetter erleichtert, das stetig kühler und ungemütlicher wird. Ausserdem planen wir, am 18. November von Las Vegas aus auf Heimurlaub zu fliegen: Einerseits möchten wir die Feiertage wieder mit der Familie verbringen und andererseits müssen wir doch gelegentlich aus den USA ausreisen; wir haben zwar immer noch keinen Bescheid vom US CIS wegen unseres am 24. Juni eingereichten Antrags auf Aufenthaltsverlängerung bekommen, aber das ist wohl nur eine Frage der Zeit…

Jetzt machen wir es ebenso wie die Zugvögel und die «Snowbirds» und fahren Richtung Süden, genau genommen mindestens 1’800 km…

 

Über die Cascades in die Steppen von Oregon

Wir folgen dafür zunächst der I-5. Bei Portland überqueren wir vorerst ein letztes Mal den Columbia River, der uns dieses Jahr immer wieder begleitet hat, und gelangen damit nach Oregon.
Aufgrund des starken Verkehrsaufkommens in dieser dicht besiedelten Gegend ist die Fahrt nicht gerade entspannend und wir verlassen bei Albany gerne diese Hauptschlagader. Die US-20 führt uns nun nach Osten über die Cascades, wo wir auf einem Waldweg abseits der Strasse übernachten und in der Nacht den ersten Frost haben.

 

Wir kreuzen unseren frühere Route bei Bend und erreichen dann wieder die trockenen, weiten Ebenen im Regenschatten der Kaskaden-Gebirgskette.

Unser Plan ist, auf dem Weg möglichst viele «wilde» heisse Quellen «mitzunehmen». Den Anfang macht die Willow Creek Hot Spring, die so richtig schön in the middle of nowhere liegt. Trotzdem sind – es geht gegen das Wochenende – auch noch ein paar andere Camper da. Mit einigen kommen wir ins Gespräch und tauschen uns über unsere favorite hot springs aus, Am Nachmittag kommt eine indianische Familie dazu, die die Quelle ein paar Stunden geniesst.
Es gefällt uns hier so gut, dass wir gleich ein paar Tage bleiben. Dann veranlasst uns die zunehmende Kälte weiter gegen Süden zu ziehen.

 

Black Rock Desert

Auf Kiesstrassen geht es vorbei an einsamen Farmen und zur nicht weniger einsamen, aber asphaltierten OR-205, die uns zum 47-Seelen-Ort Denio an der Grenze zu Nevada führt. In Denio Junction versuchen wir, etwas Milch zu bekommen, da uns die Vorräte auszugehen drohen. Aber im winzigen Laden, der einem – am heutigen Sonntag gut besuchten – kleinen Café angeschlossen ist, gibt es nur ein paar Chips und Büchsen.
Wir geniessen diese Einsamkeit, aber wir stellen uns vor, wie es ist, dauerhaft in einem Ort zu leben, wo der nächste grössere Laden rund 160 km entfernt ist.  

Mitten im Nirgendwo biegen wir von der asphaltierten NV-140 auf eine Piste ab, die uns durchs Sheldon National Wildlife Refuge zur Black Rock Desert bringt. Das Wildschutzgebiet ist so abgelegen, dass (gemäss Wikipedia) innerhalb seines Gebiets der Punkt liegt, der innerhalb der «Lower 48» der USA am weitesten von einem McDonald’s Restaurant entfernt ist (das wären 185 km) .

In der ganzen Gegend hat es heisse Quellen. Wir gucken uns die siedend heissen Double Hot Springs an, wobei Ozy beim Überqueren eines Grabens mit sehr rutschigen Seiten buchstäblich einen Schuh voll herauszieht. – Aua! Zum Glück haben wir eine Aussendusche, wo er sich den Fuss gleich kühlen kann. Trotzdem zieht er sich leichte Verbrennungen zu.
Andere Quellen hätten angenehmere Temperaturen, aber wir erleben wieder einmal eine Kältewelle und hier, auf einer Höhe von über 1’000 m ist es um 11 Uhr aktuell -4 °C (minus vier Grad)! Zudem geht ein kräftiger Wind, der uns das Baden vergällt. Ich wage mich am morgen früh, als wenigstens der Wind etwas eingeschlafen ist, trotzdem noch in die grosse Black Rock Spring, und geniesse zusammen mit einigen Enten das opak blau schimmernde heisse Wasser.

 

Aber auch ohne extensiven Badespass ist die Gegend sehr beeindruckend. Rundum erheben sich vielfarbige Berge und Hügel, die eine riesige, 160 km lange Playa einfassen. Auf dieser Salztonebene wird jährlich das Burning Man Festival abgehalten (ausser natürlich in diesem COVID-Jahr…), wofür jeweils eine kleine Stadt entsteht, die danach wieder komplett abgebaut wird. Wenn wir die «Strassen» dieser riesigen kreisförmigen Struktur nicht auf unserem Navi gesehen hätten, hätten wir gar nicht gemerkt, dass wir mitten hindurch bzw. darüber hinweg fahren!
Die Fahrt auf der Playa ist rasant und sehr eindrücklich, zumal die anfänglich vorhandenen Spuren teils komplett verschwinden. Wir verpassen zunächst die Ausfahrt, aber Ozy bemerkt rechtzeitig, dass der Silt gegen Gerlach hin immer weicher wird, und kann in einem Bogen zum Ausstieg fahren, bevor wir unser Fahrzeug versenken.

 

Buckeye Hot Springs

Von Gerlach aus geht es wieder ganz zivilisiert auf der asphaltierten NV-447 gen Süden, vorbei am türkisblau leuchtenden Pyramid Lake. In Reno können wir endlich unsere Vorräte aufstocken und auch unser auf den vielen Pisten komplett eingestaubtes Gefährt waschen.

Gut 100 km südlich von Reno finden wir in der Nähe von Alpine Village, CA, ein hübsches Plätzchen am West Fork des Carson River. Wir erfreuen uns an den riesigen Jeffrey Pines und dem herbstlich verfärbten Wald, dessen Blätter im Sonnenlicht golden leuchten.

Am nächsten Tag folgen wir der CA-89 über den 2’534 m hohen Monitor Pass. Ein kleiner Abstecher führt uns auf den 2’737 m hohen Leviathan Peak, von wo aus wir einen guten Blick über den Osthang der Sierra Nevada und die vorgelagerten Täler haben. Wir fahren wieder gut 600 Höhenmeter hinunter und folgen dann der US-395 nach Bridgeport.

Nicht weit von Bridgeport entfernt liegen die Buckeye Hot Springs, die am Hang eines kleinen, schmalen Canyons an die Oberfläche treten. Zwei kleine Quellen sind gleich oben am Hang gefasst, das meiste Wasser fliesst aber über einen steilen Abhang in ein grosses Becken am Talgrund und von dort in zwei weitere Becken, die entsprechend kühler sind. Wer noch mehr Abkühlung braucht, kann in den gleich daneben fliessenden Buckeye Creek tauchen, der zu dieser Jahreszeit bereits Eisränder hat…

Wir schlagen unser Lager oben auf der anderen Seite des Canyons im Wald auf. Der Vorteil ist, dass der Weg nach unten von hier aus nicht ganz so steil ist, der Nachteil, dass wir jeweils den eisigen Bach durchqueren müssen, um zu den Pools zu gelangen (aber man kann sich ja nachher aufwärmen und nach dem heissen Bad merkt man das kalte Wasser nicht so). Es gefällt uns sehr gut hier. Es ist ruhig, der lockere Wald wunderschön, die Lage der Pools einfach unbeschreiblich und wir können jeden Morgen mehrere kleine Herden gar nicht scheuer Mule Deer beobachten.

 

Vorbei an Bodie zum Mono Lake

Nach ein paar Tagen geht es dann aber weiter. Einerseits möchten wir uns noch den Mono Lake und ein paar südlich liegende Quellen angucken, andererseits werden wir in ein paar Tagen unsere Overlander-Freunde Sybille und Hermann mit Shell in Bishop treffen, worauf wir uns schon sehr freuen.

Bevor wir zum Mono Lake kommen, machen wir einen Abstecher nach Bodie, der besterhaltenen Geisterstadt der USA (ein Tipp von Sibylle und Hermann). Die Mine ist leider abgesperrt, aber auch so stehen noch viele Gebäude und teils ganze Strassenzüge, die man von aussen besichtigen kann. Mittlerweile sind die Temperaturen wieder etwas gestiegen und wir kommen schon fast ins Schwitzen.

Am Mono Lake finden wir einen schönen Stellplatz mit Blick auf den See und seine speziellen Tuff-Formationen (man darf nur oberhalb der früheren Wasserlinie stehen). Wir geniessen die wunderschönen Farben und Lichtstimmungen und können den Fast-Vollmond beobachten, wie er auf der anderen Seeseite langsam über die Bergrücken steigt und sich im Wasser des Sees spiegelt. Am nächsten Tag mache ich allein eine Tour zu den «Black Point Fissures». Das sind Risse und Spalten im Black Point, einem flachen vulkanischen Hügel, die man – ähnlich einem Slot Canyon – begehen kann. Der Aufstieg ist sehr mühsam, weil es einerseits keinen Weg durch das teils stachelige Gebüsch gibt und andererseits die Hügelflanke aus einem feinen Kies besteht, der das Hinaufsteigen nicht gerade erleichtert. Aber ich habe es dann doch geschafft und werde mit einem wunderbaren Blick auf den leuchtend blauen Mono Lake belohnt. Die Spalten sieht man von oben zunächst nicht und ich bin froh um das Satellitenbild von Google Maps, auf dem die Risse zu sehen sind. Ich nehme mir die zwei grössten vor, wobei der erste etwa in der Mitte durch herabgestürzte Seitenwand-Teile blockiert ist und ich wieder umkehren muss. Den zweiten kann ich mit Klettern und mich durch die Spalten-Winden vollständig durchqueren; eine Stelle ist so eng, dass ich den Rucksack ausziehen und separat durch die Spalte bugsieren muss. – ein spannendes Erlebnis!

 

Geothermie bei Mammoth Lakes

Nach einem Abstecher zu einigen Tuff-Formationen im Mono Lake Park (die grösseren Ansammlungen im Westen und Süden sind wegen Covid und Strassenreparaturen gesperrt), füllen wir an der Strasse Richtung Yosemite an einer offiziellen «Wasserstelle» unseren Wasservorrat wieder auf. Den Yosemite NP lassen wir aus, obwohl im Moment aufgrund eines wegen Covid eingeführten Reservationssystems wohl aussergewöhnlich wenig Menschen im Park wären. Aber auch so sind es uns noch zu viel.

Stattdessen ist Ozy so lieb und fährt meinetwegen über die CA-120 Richtung Südosten, die zunächst durch einen Wald aus Jeffrey Pines führt, die einfach in den Sandboden gesteckt scheinen (es handelt sich um «neue Bäume», da die alten in den hier gelegenen Mono Mills für die Minen von Bodie zu Bohlen und Brettern verarbeitet wurden). Und danach kommt mein Lieblingsabschnitt mit ganz vielen grossen Wellen drin. Dank unserer luftgefederten Sitze verstärkt sich das Erlebnis und stellenweise hat man fast das Gefühl zu fliegen…

Aufgrund des Umwegs über die CA-120 gelangen wir «von hinten» über kleine Staubpisten ins Geothermalgebiet bei Mammoth Lakes, das inmitten der Long Valley Caldera liegt. Der ganze Talgrund ist gespickt mit heissen Quellen, die teilweise gefasst sind; einige lassen sich direkt anfahren, andere können nur zu Fuss über lange Bohlenwege erreicht werden. Wir klappern ein paar der bebadbaren Quellen ab, die teils schon (zu) gut besetzt sind, und finden dann doch noch ein Plätzchen bei den Shepard (auch Shepherd) Quellen, wo wir zwischendrin auch ein heisses Bad ergattern können.
Die Quellen in dieser Gegend sind offenbar zu nahe an der Zivilisation und zu gut erreichbar, was neben der generellen «Übervölkerung» auch zur Folge hat, dass Gruppen mitten in der Nacht ankommen, Party machen und wieder verschwinden. – Ich räume am Morgen einen Haufen Bierbüchsen auf und bekomme dafür eine übersehene, nicht angebrochene als Lohn für meine Mühe…

Auf dem Weg zur Strasse werfen wir einen Blick auf die Hot Creek Geological Site, wo mehrere heisse Quellen in einem kleinen Tal zutage treten. Es sieht sehr hübsch aus, aber wir sind nach dem Yellowstone ein bisschen verwöhnt, weshalb wir uns nicht allzu lange hier aufhalten…

 

Mit den „D-Hais“ Sibylle, Hermann und Shell im und ums Death Valley

Nun geht es auf der US-395 entlang der Sierra Nevada mit ihren schroffen Spitzen und gelben Bäumen im Talgrund bis nach Bishop, wo wir auf dem Supermarkt-Parkplatz bald das D-Hai von Sibylle und Hermann erspähen. Die Wiedersehensfreude ist gross und es werden bereits vor Ort viele Neuigkeiten ausgetauscht. Wir beschliessen, am nächsten Morgen zusammen ins Death Valley zu fahren und dieses einige Tage zusammen zu erkunden. Annens kennen die Gegend noch nicht und wir freuen uns darauf, Ihnen unsere favorite spots zeigen zu können. Zunächst einmal gibt es allerdings einen Grosseinkauf, damit wir uns für einige Zeit in die Wüste zurückziehen können. Erschöpft vom Shopping und voller Vorfreude auf weiteren Austausch schlagen wir unser Camp dann gleich in den nahegelegenen Hügeln auf.

Es bildet sich sogleich eine Art Routine heraus, die wir die nächsten 12 Tage beibehalten werden: gemütliches Schwatzen und Lachen (und Tech-Talk unter den Männern), zwischendurch Fahren, dann Büro und am Abend essen wir gemeinsam im D-Hai, wobei Hermi oftmals die herrlichsten Gerichte zaubert. Dann wird weiter geschwatzt und gelacht – manchmal bis in die späteren Abendstunden und am nächsten Morgen geht es nach einem gemütlichen Frühstück und zwischen 9 und 10 h weiter.

Unser erstes Camp im Death Valley NP schlagen wir bei den Eureka Dunes auf. Hier ist es endlich angenehme 23 Grad! Ich mache mit Annens und dem D-Hai einen kleinen Abstecher zum Eingang des Dedeckera-Canyon (Steel Pass Road), wo Sibylle und Hermi gebührend von den Stufen und dem engen Canyon beeindruckt sind, den Ozy und ich im September 2019 gefahren sind (wir werden diese Strecke wohl auch nicht ein zweites Mal fahren…).

 

Unser nächstes Ziel ist die Racetrack Playa, die ihren Namen wegen der «rennenden Steine» erhalten hat.
Wir passieren zunächst die Crater-Schwefelmine, die – mittlerweile mit einem neuen Schild ausgestatteten – Crankshaft Crossing und den Ubehebe Crater. Mittlerweile ist es 30 Grad warm und Ozy und Hermann kommen ins Schwitzen, als sie am Anfang der Racetrack Road extra viel Luft ablassen. Nachdem wir D-Hais ganz viel über die legendär schlechte Piste erzählt haben, ist sie dieses Mal aber viel weniger schlimm als 2015 und  2016/17, wo wir mit einem Mietwagen sogar umkehren mussten.
Nach einem Fotohalt an der Teakettle Junction sind wir etwas enttäuscht, als wir den Racetrack erreichen. Einerseits hat es wenig und praktisch nur kleine Steine darauf (anscheinend gibt es Leute, die die Steine mitnehmen, weil sie meinen, dass sie sich in ihrem Garten dann auch bewegen würden…), andererseits sind die Spuren viel weniger tief als 2015 (Erklärung zu den wandernden Steinen bei Wikipedia).
Da die Sonne schon hinter den Bergen verschwindet, schlagen wir am Ende des Tales beim Homestake Dry Camp das Nachtlager auf.

 

Nachdem wir am Morgen unserem einzigen Nachbarn den Wagen überbrückt haben (er war SEHR froh, dass wir da waren), werden wir von einer grossen Tarantel überrascht, die quer durchs Lager läuft. Danach geht’s zunächst zurück zur Teakettle Junction und von da durch einen kurzen Canyon («Lost Burrow Gap») ins mit Joshua Trees bewachense Hidden Valley. Hier treffen wir auf einige Abschnitte mit ganz feinem, tiefen Staub, den wir gut meistern – nur unsere Gefährte haben plötzlich wieder eine ganz andere Farbgebung… Eine steile, gewundene Bergpiste führt uns dann über den 2’185 m hohen Hunter Mountain Pass bis zum South Pass, von wo wir ein Eckchen vom Saline Valley sehen können und auf der anderen Seite einen guten Blick aufs Nordende des Panamint Valley haben.

Obwohl wir eigentlich nicht ins Saline Valley fahren wollten, können wir dem Ruf der heissen Quellen doch nicht widerstehen. Und nicht zuletzt möchten wir Sibylle und Hermann den wunderschönen Ort auch «live» zeigen. Nach unseren Informationen (es gibt u.a. eine Facebook-Gruppe) sind zwar die Pools wegen Covid immer noch geschlossen, aber der Campground mit WC und der wunderbaren Dusche sollten offen sein.

Im Gegensatz zum Frühling ist die Strasse nun sehr abgefahren und so kommen wir – wenn schon nicht beim Racetrack – dann wenigstens hier noch in den «vollen Genuss» einer schlimmen Waschbrett-Piste. Einen so schönen Ort muss man sich verdienen…

 

Als wir dann endlich an den oberen Quellen eintreffen, hören wir ein «Klonk», als das D-Hai über den Absatz bei unserem Lagerplatz fährt. Am nächsten Morgen stellt sich heraus, dass das Geräusch von einem vorderen Bremsbelag stammte, der aus seiner Halterung gefallen war! Und wir sind hier über 100 km über anspruchsvolles Terrain vom nächsten grösseren Ort Bishop entfernt…
Hermann und Ozy besehen sich den Schaden erst mal. Sie stellen fest, dass sie während der nächsten Tage das D-Hai wieder fahrtüchtig machen und die Bremsen revidieren können. Hermann hat neue Bremsbeläge dabei und mittels Ozys Winkelschleifer können die alten Bremsscheiben  überarbeitet werden. Die beiden stellen auch fest, dass es nicht nur vorne, sondern auch hinten ein Problem gibt: dort hat ein Leck im Achswellen-Dichtring (wegen Überdruck im Diff aufgrund verstopfter Entlüftung) dafür gesorgt, dass sich die Trommelbremsen mit Öl gefüllt haben. Deshalb werden auch diese komplett auseinandergenommen und die mit Öl gesättigten Bremsbeläge über dem Gasbrenner abgebrannt. Nach eineinhalb Tagen ist das Bremssystem wieder einsatzbereit und der Fahrt aus dem Tal über einen der beiden rund 2’000 m hohen Pässe kann ruhig entgegengeblickt werden.

Während unserer Zeit im Saline Valley erfreuen wir uns an der heissen Dusche und – nach Einbruch der Dunkelheit – auch am Volcano-Pool, der «gesetzeswidrig» von einigen anderen Campern in Betrieb genommen wurde (der Wizard Pool ist leer und lässt sich leider auch nicht füllen).
Es herrscht aber auch sonst immer wieder «Action», sei es durch die tiefen Übungsflüge des Militärs (meist Kampfjets, einmal aber auch ein grosses Transportflugzeug, vermutlich eine Lockheed C-5 Galaxy), sei es durch einen illegalen «Flash-Fallschirmabsprung» von ein paar Typen mit einem abgeklebten Helikopter. Es ist wohl genau diese Aktion, die schliesslich einen Ranger auf den Plan bringt, der dann auch den Volcano Pool «reparatursicher» unbrauchbar macht. Schade!

 

Nachdem wir seit Washington sehr kalt hatten, hat das Wetter wieder umgeschlagen. Temperaturen von 30 Grad sorgen dafür, dass wir dem Schatten nach um die Autos rotieren. Das Wetter verschlechtert sich dann aber wieder, es kommt ein Sandsturm und über den umliegenden Bergen sehen wir dichte Regenschleier.
Und so machen wir uns nach drei Tagen im Saline Valley wieder auf den Weg. Es geht zurück zum South Pass, über die Lee Flats mit den vielen Joshua Trees und dann Richtung Osten. Wir machen kurz Halt am Father Crowley Overlook, der den Rainbow Canyon überblickt. Das Tal wird auch «Star Wars Valley» genannt, weil hier die Kampfjets auf ihren Übungsflügen durchbrausen. Wir sehen gerade keine, aber nachdem wir im Saline Valley drei Tage lang Tiefflieger beobachten und uns von ihren Jet-Triebwerken durchschütteln lassen konnten, haben wir keine Lust, im kalten Wind auf rund 900 m Höhe zu warten. Durch einen sehr farbigen Hang geht es hinunter ins Panamint Valley (ca. 450 m ü. M.) und gleich wieder über den Towne Pass (1’500 m ü. M.) nach Stovepipe Wells im Death Valley (3 m ü. M.). Sibylle, Hermann und ich machen einen Ausflug in den hübschen Mosaic Canyon, bevor wir den Nationalpark auf der anderen Seite des Haupttales (hier ca. – 20 m) über den Daylight Pass (1’300 m ü. M.) zum Übernachten verlassen.

 

Am nächsten Tag fahren wir in Beatty, NV, vorbei, wo wir im grossen Candyshop ein paar Kleinigkeiten einkaufen, bevor wir es uns im Death Valley beim Salt Creek gemütlich machen, während Sibylle und Hermann den Titus Canyon fahren. Wir entdecken, dass durch das Gerumpel wieder einmal ein paar Büchsen undicht geworden sind – zum Glück Sprite light, das weder Flecken verursacht, noch alles verklebt. Trotzdem müssen wir die Sitzbänke ausräumen und die durchweichten Nespresso-Schachteln trocknen. Als Sibylle und Hermann kommen, machen wir zu dritt einen Spaziergang zum Salt Creek und legen dann auch bei den Harmony Borax Works einen kleinen Stopp ein. Die Wolken werden immer dunkler, der Wind frischt auf und wir sehen, dass eine grosse Staubwand auf uns zukommt – nichts wie ins Auto! Wir fahren vor dem Sandsturm her und biegen zum Hole in the Wall ab, wo wir die Nacht verbringen wollen. Es hat schon einige Camper in der Gegend (die meisten Campgrounds sind wegen Covid geschlossen bzw. überfüllt) und wir suchen eine Weile, bis wir einen Platz finden, wo wir das Gefühl haben, nicht gleich weggeschwemmt zu werden, falls es heftigere Niederschläge geben sollte. Es tröpfelt aber nur ein bisschen, gerade genug, um das Auto so richtig dreckig zu machen… Irgendwie regnet es immer, wenn wir im Death Valley sind und wir fragen uns langsam, ob das mit dem «hottest, dryest place» nur ein guter Slogan für die Touris ist… 😉

 

Der heutige Tag ist den farbigen Bergen und Hügeln gewidmet: Zunächst geht es durch den leuchtend gelben Twenty Mule Team Canyon, dann zum vielfarbigen Zabriskie Point und als Dessert über den überwältigenden Artists Drive. Nachdem wir uns an den leuchtenden Farben sattgesehen haben, fahren wir zügig rund 60 km auf der die Augen entspannenden, ungeteerten Westside Road, wo uns ein kleiner Wagentreck begegnet. Angesichts der doch eher eintönigen Strasse sind wir froh um unsere PS.

Wir hatten uns überlegt, bei den Warm Springs im gleichnamigen Canyon das Lager aufzuschlagen, aber da es eine rumpelige Sackgasse ist (zumindest für uns nicht ganz Rubicon-Trail-tauglichen Fahrzeuge), machen wir es uns am Eingang des Canyons bequem und geniessen die Sicht aufs Death Valley.

 

Am nächsten Tag geht es wieder auf die andere Talseite. Zuerst zum Badwater Basin, dem mit 85 m unter dem Meeresspiegel tiefsten Punkt des nordamerikanischen Kontinents, und dann zum wenig nördlich gelegenen Devil’s Golf Course, wo wir jeweils die durch das Salz hervorgebrachten Strukturen bestaunen. Und weil wir nun so tief waren, fahren wir gleich darauf auf zum Dante’s View auf 1’670 m ü. M., von dem aus man direkt aufs Badwater Basin hinunter blicken kann.

Unsere letzte Nacht im Park verbringen wir dann mutterseelenallein im Greenwater Valley, wo wir uns am nächsten Tag einen sehr gemütlichen Morgen machen, da wir als nächstes ins nur rund 45 km entfernte Tecopa Hot Springs wollen.

Wir gucken uns auf dem Weg die «wilden» heissen Quellen vor Tecopa Hot Springs an, die uns aber zu schlammig sind. Das Delight’s Hot Springs Resort, wo Ozy und ich 2016/17 in einem Bungalow übernachten haben, ist zwar hübsch, aber zu teuer, weshalb wir dann auf dem Tecopa Hot Springs Campground übernachten, einem grossen Platz, der offenbar hauptsächlich von Langzeit-Campern bewohnt wird. Sie haben aber zwei Badehäuser, eins für die Männlein, eins für die Weiblein, wo wir uns nochmals im heissen Wasser entspannen können, bevor uns Hermi mit seinen Kochkünsten verwöhnt.

Unseren letzten gemeinsamen Abend verbringen wir auf dem «Camp» am Old Spanish Trail (das letzte Mal waren wir Ende März mit den «Ufwegs», Fabian und Marion, und den «Dubus», Claudia und Thomas, hier). Am nächsten Tag trennen sich unsere Wege – es war wieder eine tolle Zeit mit den D-Hais, die wir sehr genossen haben!
Vielen herzlichen Dank für Eure Gesellschaft!

 

Zu Gast bei Vicki und Steven

Wir fahren über die NV-160 und den Mountain Springs Summit (1680 m ü. M), wo wir bereits den ersten Schnee entdecken, nach Las Vegas. Hier reinigt Ozy unser Fahrzeug erst ein Mal gründlich, da wir es ja dann einstellen wollen.
Die verbleibende Zeit bis zu unserem Heimflug dürfen wir wieder bei Steven und Vicki verbringen, die uns nach Strich und Faden verwöhnen. Die beiden nehmen uns mit ihrem neuen Boot wieder für einen Tag mit auf den Colorado River. Das Boot vom «pontoon type» ist wahnsinnig bequem und die Bauart vereinfacht das Anlanden an den Strand sehr. Wir geniessen den Tag auf dem Wasser und mit einem gemütlichen Picknick am Strand sehr.
Das Highlight unseres Aufenthalts jedoch, dass Vicki für uns kurzum das Thanksgiving Dinner vorverlegt!  Sie beginnt schon Tage vorher mit den Vorbereitungen zu diesem traditionellen amerikanischen Erntedank-Essen, denn zum – absolut herrlichen – Truthahn tischt sie zahlreiche klassische Beilagen wie die Füllung, Kartoffelstock, glasierte Süsskartoffeln, überbackene grüne Bohnen, Erbsen und Rüebli, Kürbisbrot, Sauce und Preiselbeeren auf! Und als Dessert hat sie eine wunderbare Pumpkin Pie gebacken (die dann allerdings etwas später verspeist wird… 😉 ).

 

Die fünf Tage vergehen wie im Flug, nicht zuletzt auch durch die Vorbereitungen unseres Gefährts aufs Einlagern (wir gehen unter anderem alle Vorräte durch und lassen das eine und andere bei Vicki) und das Packen. Bald kommt der Tag, an dem uns Vicki netterweise zum Flughafen bringt und wir uns von ihr und den USA vorerst verabschieden.
– Wir danken Euch sehr herzlich für Eure grossartige Gastfreundschaft! Und wir hoffen, dass wir uns Ende Januar / Anfang Februar gesund und munter wieder sehen!

Vielen herzlichen Dank für Eure Gastfreundschaft und Auf Wiedersehen!
Vielen herzlichen Dank für Eure Gastfreundschaft und Auf Wiedersehen!
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