Einsamkeit und geologische Wunder – Nevada und Utah (mit Umweg über Mexico)

Einsamkeit und geologische Wunder – Nevada und Utah (mit Umweg über Mexico)

 

Wir sind wieder zurück!

Von Mitte August bis Anfang Oktober verbrachten wir wieder einen eineinhalbmonatigen Heimurlaub, da wir die USA nach sechs Monaten verlassen mussten und die Grenzen immer noch nicht offen waren. Wir durften wieder bei unserem Freund Franz wohnen und Ozy war die ganze Zeit über fleissig damit beschäftigt, Franz‘ neuen Dodge RAM zu optimieren – nun ist er ein richtiges Arbeitstier! Dazwischen war es sehr schön, Familie und Freunde, darunter unsere lieben Reisegefährten Fabian und Marion (ufweg.ch) sowie Sibylle und Hermann (D-Hai) zu treffen, die auch gerade auf Heimurlaub waren.

Witzigerweise flogen Sibylle, Hermann und wir dann im selben Flugzeug nach Cancún!  Für die beiden ging es am nächsten Tag weiter Richtung Mexico City, während wir wieder mal zwei Wochen «Zwangsferien» im Hotel verbringen durften.
Dieses Mal hatten wir einen Aufenthalt im Hotel Casa Maya gebucht, einem Vierstern-Resort-Hotel direkt am Strand. Dank Sonderangebot war es nur 4 USD pro Nacht teurer als unser letztes Hotel an der – wegen der Alligatoren nicht-bebadbaren – Lagune. Für diesen Preis war es ok, aber für den Vollpreis wäre uns das Essen definitiv zu schlecht gewesen (vielleicht war der Koch in den Ferien? In der zweiten Woche war es wenigstens etwas besser).
Dieses Mal standen nur Entspannung bzw. Arbeit auf dem Programm (zwei Blogs im Rückstand…), auf Ausflüge hatten wir irgendwie einfach keine Lust. Was uns sehr gefreut hat, war, dass Gabi und Jürgen, mit denen wir vor zweieinhalb Jahren auf dem Schiff nach Halifax gefahren sind, zufällig auch gerade in Cancún waren (aus denselben Gründen…). Sie besuchten uns zwei Mal im Hotel und wir verbrachten sehr schöne Nachmittage zusammen – es gab ja so viel zu erzählen und auszutauschen!

 

Im Gegensatz zum Februar, als die Rückreise wegen des Schneesturms in Texas etwas schwierig war und wir über Charlotte und Phoenix nach Las Vegas fliegen mussten, verlief diesmal alles planmässig. Jedoch war die Einreise ganz entgegen unseren Erwartungen, dass diese im eher freiheitlich gesinnten Texas problemlos sein müsste, eher haarig. Erstens waren nur sehr wenige Schalter bedient und die Wartezeit dementsprechend lang (wir mussten uns zunächst zwei Schalter mit den Flugzeugcrews teilen, bis es nur noch so wenige US-Bürger hatte, dass die Ausländer auch zu deren Schaltern gewiesen wurden) und zweitens wurde uns immer mulmiger zumute, als wir beobachteten, dass immer wieder Leute und ganze Familien vom Immigration Officer an einen anderen Ort begleitet wurden… Schluck!
Schliesslich waren wir dran und es ging zum Glück alles gut. Auch meine zwei Pässe – der alte mit dem noch gültigen US-Visum und der neue Pass – wurden kommentarlos akzeptiert. Fingerabdrücke wurden nicht mehr verlangt und wir bekamen ohne grosse Worte unseren Dokumente wieder ausgehändigt. Wir verliessen den Schalter und fragten uns, vor Erleichterung leicht beduselt, plötzlich: hat der Officer die Pässe überhaupt gestempelt? Hin- und Hergeblättere. Nein, da ist kein Stempel drin… Wir warten die nächste Lücke ab und fragen unseren Beamten, wo denn der Stempel sei? – Den gebe es nicht mehr, ist die lakonische Antwort. Ja, aber wie lange dürfen wir denn bleiben? – Drei Monate – WAAAAAS?!!! Aber wir haben doch ein Visum! Ah, ja, dann seien es wohl sechs Monate, kommt die uninteressierte Antwort…
Okaaaaayyyyy. Das werden wir per Internet noch überprüfen… Aber wir sind wieder da! Das ist erst mal die Hauptsache!
[Nachtrag: es sind tatsächlich 6 Monate! Puh!]

Nach einem angenehmen Aufenthalt in einer Lounge des Flughafens geht es auf den Flug nach Las Vegas. Leider sind wir so spät unterwegs, dass wir den Grand Canyon und andere spannende Gegenden im Dämmerlicht nur noch gerade so erahnen können.
Vom Flughafen fahren wir per Uber zum Haus von Vicki und Steven, wo wir lieberweise wieder bleiben dürfen. Wir staunen dabei wieder einmal über das Organisationstalent der Amerikaner: bereits im Flughafengebäude ist der Weg zu den Halteorten von Uber und Lyft gut beschildert und dort, im Parkhaus, gibt es einen abgesperrten Bereich mit freiem Wifi, wo man warten soll, bis einem der Fahrer mitteilt, auf welchem Platz er zu finden ist (es gibt ca. 8 Reihen mit je 10 Plätzen!). Wir bekommen einen grossen, schicken schwarzen Wagen mit getönten Scheiben und superbequemen Sitzen und lassen uns ganz entspannt zu unserem Ziel chauffieren.

Wir freuen uns sehr, Vicki und später auch Steve wiederzusehen und verbringen wieder eine schöne Zeit mit ihnen.
Wir haben wieder schamlos ihre Adresse ausgenutzt, um Teile zu bestellen (nochmals vielen Dank!) und Ozy kann gleich vor Ort das neue, grössere Ladegerät einbauen (60 statt 25 A) und das Auto mit neuen Kotflügelverbreiterungen und Kotschutzlappen ausstatten (auf dass es in Zukunft nicht mehr ganz so schnell verdreckt…). Dazwischen helfen wir Vicki und Steve beim Packen. Sie ziehen Anfang November nach Kentucky um, worauf sie sich schon sehr freuen.

Nach einigen Tagen heisst es wieder Abschied nehmen – wir danken Euch für Eure grosse Gastfreundschaft und die schöne Zeit und hoffen, dass wir uns in Kentucky wiedersehen!

 

Wieder einmal Saline Valley

Nach Grosseinkäufen im Walmart und im Columbia Outlet Store ziehen wir uns auf BLM-Land in den Spring Mountains zurück. Der Ausläufer eines grossen Sturms in Kalifornien beschert uns anhaltenden Regen und als wir am Morgen dann bei strahlendem Sonnenschein aufwachen, ist es bitterkalt. Alles ist mit Reif überzogen und die umliegenden Berge leuchten frisch verschneit – was für ein Unterschied zu den Temperaturen vor knapp drei Monaten!

In Pahrump,NV kaufen wir noch einige Kleinigkeiten ein, die wir gestern vergessen hatten, und besuchen vor allem unseren Freund Mark, der mittlerweile vom Spital nachhause konnte. Wir freuen uns jedes Mal, ihn zu sehen, gleichzeitig tut es uns auch sehr weh, da bei ihm eine amyotrophe Lateralsklerose (ALS) diagnostiziert wurde, eine nicht heilbare degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems. Der Abschied von ihm fällt uns schwer.

Nach einer Übernachtung ausserhalb des Death Valley NP fahren wir via South Pass ins Saline Valley, wo wir die nächsten Tage verbringen wollen. Wir nähern uns mit gemischten Gefühlen, wurden die Zuleitungen zu den Pools das letzte Mal, als wir da waren (November 2020), wegen Covid von den Rangern ein für alle Mal verschlossen.
Doch zum Glück ist scheint alles beim Alten geblieben, sogar die Palmen haben (offenbar dank der Pflege der „Regulars„) überlebt. Und es gibt auch noch (oder wieder) einige wenige Burros, nachdem die meisten im vergangenen Jahr eingefangen und in ein Sanctuary in Texas gebracht worden waren. Dafür scheinen mehr Koyoten eingewandert zu sein, die wir in der Nacht heulen hören können.
Das Einzige, was wirklich neu ist für uns ist, dass es so viele Leute hat. Aber einerseits ist jetzt Hauptsaison (im Sommer ist es zu heiss, im Winter kann es passieren, dass man eingeschneit wird), andererseits nähern wir uns dem Halloween-Weekend. Wir freuen uns aber, zahlreiche alte Bekannte zu treffen, allen voran Danny, Scott und Bristol, die sich gleich neben uns stellen und mit denen wir schöne Abende am Lagerfeuer verbringen. Und auch sonst hat es wieder viele interessante Menschen, unter anderem den Flugzeugingenieur Ben oder Scott, ursprünglich Anthropologe, dann (mittlerweile pensionierter) Entwickler von Alexa, der Spannendes über seine Projekte «für Jeff» erzählt.

 

In der Einsamkeit Nevadas

Nach fünf entspannenden Tagen in und um die Quellen verlassen wir das Tal auf dem rumpligen Weg über den North Pass – die Quellen muss man sich wirklich verdienen! – und wenden uns nach Nordosten. Eine «Abkürzung» durch ein locker mit Yoshua Trees bestandenes Tal entpuppt sich als übel ausgewaschene Piste… Immerhin entdecken wir viele alte Minen.
Wir übernachten bei den Alkali Flats Hot Springs, wo wir schon einmal im Mai 2020 mit Don und Bill waren. Nach dem ausgiebigen Baden im Saline Valley steigen wir nicht in den kleinen Pool, geniessen aber die Herbstfarben um die Teiche und die Sicht auf die Ebene mit wilden Pferden und schwarzen Burros. Das nächste Mal würden wir uns allerdings wieder auf den grossen Platz auf der anderen Strassenseite stellen, da ständig mehr oder weniger laute «Badebegeisterte» auftauchen und wieder abfahren.  

In Tonopah decken wir uns mit Wasser und Esswaren ein und dann geht es über Ranges und durch Basins (auf gut Deutsch über Berg und Tal), in denen die Strasse Dutzende von Kilometern lang schnurgerade durch praktisch unbesiedeltes Gebiet verläuft. Bei Warm Springs, das nur auf der Karte existiert, biegen wir auf die NV-375 ab, besser bekannt als «Extraterrestrial Highway», da sie teilweise entlang der ominösen «Area 51» verläuft. Die Nacht verbringen wir bei einer ehemaligen Mine, nicht weit entfernt vom Militärgelände. Die Strasse unten im Tal unten ist kaum befahren und ausser dem Wind ist es totenstill. Bis es Nacht wird. Ufos hören (oder sehen) wir zwar nicht, doch es fällt uns auf, dass die Militärflüge hier erst beginnen, wenn es dunkel geworden ist…

 

Nach Utah

Am nächsten Tag passieren wir das Kaff Rachel, NV, das in den Reiseführern vor allem wegen des «Little A’Le’ Inn» (ausgesprochen «little Alien») erwähnt wird, und wo auch «Erdlinge Willkommen» sind. Nach der Durchquerung des von herbstlich verfärbten Bäumen gesäumten Crystal Springs machen wir einen kurzen Abstecher zum nahegelegenen Cathedral Gorge State Park. Die Erosion zaubert hier wunderschöne, an gotische Kathedralen oder auch Fraktale erinnernde Formen in den farbigen Bentonit. Es gäbe auch einen Campground, aber wir entscheiden uns für die Weiterfahrt (es ist wolkig, noch zu früh am Tag und irgendwie möchten wir noch ein bisschen fahren). Also nur eine kurze Foto-Runde und dann weiter Richtung Utah.

Nach einer Übernachtung an einem Reservoir besichtigen wir die Ruinen von Old Irontown. In der von den Mormonen gegründeten Siedlung wurde von 1868 bis 1876 Eisen verhüttet. Die historische Stätte gehört heute zum Frontier Homestead State Park & Museum in Cedar City. Nachdem wir uns dort im Walmart und Home Depot wieder mit dem nötigsten versorgt und im McDonald’s einen McRib gegönnt haben (den gibt es nur eine kurze Zeit im Jahr), statten wir dem Museum einen Besuch ab. Die Ausstellungen innen und aussen sind sehr liebevoll gestaltet und man darf auch selbst Hand anlegen, wenn man das möchte: u.a. auf dem Waschbrett Wäsche säubern, «Gold» – immerhin Pyrit-Kriställchen – waschen oder auch mal ein Lasso schwingen. Ozy ist natürlich besonders vom grossen historischen Minenbagger fasziniert, den er genauestens von aussen und innen studiert.

Durch die sehr hübsche Altstadt verlassen wir die gastliche, auf fast 1’800 m Höhe gelegene Stadt, Ab hier beginnt das bekannte, «rote» Utah mit den farbigen Felsen und beeindruckenden Felsformationen. Einen ersten Eindruck davon bekommen wir bereits auf der UT-14, die zunächst durch den pittoresken Cedar Canyon und dann steil auf das vulkanische, auf fast 3000 m gelegene Markagunt Plateau hinauf führt. Das nahegelegene Cedar Breaks NM lassen wir zugunsten des für später geplanten Besuchs des Bryce Canyon NP aus, machen aber dafür einen kurzen Abstecher zu den hübsch gefärbten Coral Pink Sand Dunes.

 

Grand Staircase Escalante NM zum 1. : Grand Staircase, Kodachrome Basin und Cottonwood Road

Den nächsten Stopp legen wir in Kanab, UT ein, wo wir uns im BLM Visitor Center zur Geologie und vor allem zum Strassenzustand im Grand Staircase Escalante National Monument (GSENM) informieren. Das abgelegene Gebiet besteht aus drei unterschiedlichen Teilen (die unter Präsident Trump in drei verschiedene «Units» gesteckt wurden, was unter Präsident Biden gleich wieder rückgängig gemacht wurde): Die Grand Staircase, wo man die Abfolge der treppenartig angeordneten Plateaus besonders gut erkennen kann und die einige Slot Canyons zu bieten hat, das kaum erschlossene Kaiparowits Plateau, das von der Cottonwood Road durchquert wird, und das Gebiet der Escalante Canyons mit der Hole-in-the-Rock Road und zahlreichen geologischen Sehenswürdigkeiten.
Der freundliche Beamte bewundert zuerst ausgiebig unser Gefährt und gibt und dann Tipps und Unterlagen zu «seinem», westlichen Drittel. Offenbar haben wir Glück, denn vor nicht allzu langer Zeit gab es heftige Niederschläge und die Strassen wurden eben wieder frisch instand gestellt. Wir erhalten vom netten Herrn auch eine nicht übermässig detaillierte, aber gerade deswegen sehr hilfreiche Karte des ganzen, 7’600 km2 grossen Gebietes (ungefähr 1/5 der Schweiz bwz. etwas grösser als der US-Bundesstaat Delaware). Wir werden die Karte in den folgenden Tagen immer wieder konsultieren, um uns im Gewirr der mehr oder weniger unterhaltenen BLM-Pisten zurechtzufinden (auf unseren digitalen OSM-Karten sind alle auch nur halbwegs existierenden Spuren verzeichnet und nicht immer ganz dem Zustand entsprechend gewichtet…).

Wir folgen zunächst der asphaltierten Johnson Canyon Road nach Norden durch das hübsche Tal und biegen dann auf die ungeteerte Skutumpah Road ab, von der wir kleine Wanderungen in die pittoresken, teils recht engen Canyons des Lick Wash und des Willis Creek unternehmen.

 

Der Kodachrome Basin State Park ist unsere Basis für die nächsten zwei Tage. Die Luft ist es eiskalt, doch am Tag wärmt die Sonne, so dass es einfach perfekt ist, um die Trails inmitten der farbigen Gesteinsformationen zu erkunden; neben dem namengebenden «Basin» ist der Park besonders reich an Steinsäulen («spires»), zu deren Entstehung es mindestens drei Theorien gibt (immerhin sind sich alle einig, dass die Säulen härter sind und das weiche Gestein darum herum erodiert ist). Natürlich sind alle – teils sehr treffend – benannt worden. Was wir an diesem Park ausser der schönen Umgebung und den Trails besonders schätzen ist die Dusche – modern und schön geplättelt und vor allem mit genügend heissem Wasser. Genau das Richtige nach einer langen Wanderung!

 

Nach dem Aufenthalt im Kodachrome Basin folgen wir der Cottonwood Road, einem weiteren Highlight im GSENM Richtung Süden. Die Piste, die aktuell ebenfalls in recht gutem Zustand ist, folgt zunächst dem Cottonwood Creek und führt dann ins Tal des Paria River. Die Route ist gespickt mit geologischen Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten. Nach einem Abstecher zum beeindruckenden Grosvenor Arch halten wir am nördlichen Trailhead der Cottonwood Narrows. Ich erkunde den Canyon erst etwas in nördlicher Richtung und wandere und klettere dann zum südlichen Einstieg, wo mich Ozy wieder abholt. Die Nacht verbringen wir hoch über dem Tal, von wo wir einen tollen Blick aufs Kaiparowits Plateau, das Tal des Paria River und den gegenüberliegenden Yellow Rock haben und beeindruckende Licht- und Wolkenstimmungen bewundern können.

Am nächsten Morgen machen wir den Versuch, über GSENM-Neben-Nebenstrassen Richtung UT-89 zu fahren, geben aber bei beiden möglichen Routen bald wieder auf, weil die Pisten stark ausgewaschen sind und wir uns nicht festfahren wollen. Also zurück über die enge, gewundene Erdstrasse auf die Cottonwood Road, der wir bis zu ihrem Südende an der UT-89 folgen. Zum Übernachten ziehen wir uns weiter im Westen in die «Pampa» (komplett mit Rindern) zurück, wo wir wieder einen schönen Sonnenuntergang geniessen können.

Am nächsten Morgen entschliessen wir uns, als nächstes den nördlich des GSENM gelegenen Bryce Canyon zu besuchen, da für die nächsten Tage schönes Wetter angesagt ist und wir nicht ausgerechnet am Wochenende dort sein wollen. Also wieder umkehren und über die Cottonwood Road zurück, was allerdings kein Beinbruch ist, da sich diese Strasse in beide Richtungen lohnt (umso mehr, da es gestern bewölkt war).

 

Im Wunderland der Hoodoos: Bryce Canyon NP

Im Bryce Canyon NP mache ich gleich eine kleine Wanderung durch ein hübsches Tal entlang der ersten Hoodoos zur Mossy Cave und dann statten wir dem Visitor Center einen Besuch ab. Auch hier sieht man wieder, wie wenig Sinn die staatlichen Anordnungen machen: im Gegensatz zum ganzen Bundesstaat Utah gilt hier Maskenpflicht und die armen Ranger müssen draussen in der Kälte ausharren, während der Shop im Visitor Center offen und bemannt ist…
Nach Konsultation der Karte entschliessen wir uns, gleich zwei Nächte auf dem North Campground zu bleiben. Wir finden ihn überteuert (30 $ ohne Dusche), aber die Lage ist es wert: man kann von hier zu Fuss den Sunrise und Sunset Point und vor allem auch einige schöne Trails in den Canyon hinunter erreichen (Ozy kommt wegen seiner Knie nicht mit). Wir fahren ein paar Mal im Kreis, bis wir einen einigermassen ebenen Platz finden (die, die hier asphaltiert haben, müssen betrunken gewesen sein). Als wir aufgestellt haben, klopft es an der Tür – es sind Astrid und Hansruedi, zwei Reisende aus der Schweiz (www.guntliontour.ch)! Wir laden sie auf ein Bier ein und unterhalten uns angeregt über unsere Erlebnisse.

Am nächsten Tag gehe ich in die Wunderlandschaft wandern. Die Farben und Formen der Steine und auch der Bäume sind einfach unglaublich und ich kann mich kaum satt sehen. Der Queens Garden Trail führt mich ins «Amphitheater» hinunter. Bei jeder Biegung tauchen neue, überraschende Formationen auf (nur die «Queen Victoria», der Hoodoo, dem dieser Teil den Namen verdankt, kann ich nicht wirklich erkennen…). Besonders schön ist die «indirekte Beleuchtung»: die benachbarten Wände werfen das Licht zurück, wodurch die im Schatten liegenden orangeroten Flächen von innen zu leuchten scheinen. Gewaltig!!!
Der Talboden ist dann mit Bäumen bestanden und von Washes durchzogen. Die Luft ist eiskalt und ich bin jeweils froh, wenn ich aus dem Schatten der Bäume oder Felsen herauskomme. Im Frühherbst wäre es sicher sehr angenehm…
Dann hätte es aber bistimmt auch sehr viel mehr Leute… Man merkt bereits jetzt, dass die Grenze Richtung Europa vor drei Tagen (endlich!!!) wieder geöffnet wurde, da bereits die ersten europäischen Touristen unterwegs sind.
Insgesamt ist es aber teilweise geradezu einsam, besonders auf dem 5.6 km langen Peekaboo Loop, den ich vor lauter Begeisterung auch gleich noch anhänge. Schliesslich verlasse ich das steinerne Wunderland über den Navajo Trail, der teils in engen Schlaufen zwischen den Finnen zum Rand hinauf führt (am Schluss habe ich 10.8 km und 563 Höhenmeter bewältigt, worauf ich mächtig stolz bin. Ich hole mir dann auch im Visitor Center die Belohnung – einen Aufkleber – für die «I hiked the hoodos-Challenge» ab 😊).

Am nächsten Morgen stehe ich um halb sechs bei -5 °C und fiesem Wind auf, um vom Sunset Point aus den Sonnenaufgang zu beobachten. Der Vorteil der Benennung ist, dass sich die «Menschenmassen» auf dem benachbarten Sunrise Point drängen, während ich abgesehen von drei Selfies knipsenden Asiatinnen so ziemlich meinen Frieden habe.

Nach dem Frühstück fahren wir auf der einzigen Parkstrasse bis ganz an den Westrand des «Canyons» und erhalten auf dem Rückweg an den verschiedenen Viewpoints neue Blickwinkel auf die Umgebung und die geologischen Formationen. Wir sind gerade noch so rechtzeitig im Jahr, dass die ganze Strasse offen ist, aber spät genug, dass das Parken überall problemlos möglich ist.
Zur Belohnung und als Abschluss gibt’s ein schönes Steak im Ruby’s Inn im benachbarten Bryce Canyon City (nicht mehr ganz so gut, wie von 2016 in Erinnerung, aber das kann ja auch an der Verklärung durch zeitliche Distanz liegen…).

 

Grand Staircase Escalante NM zum 2.: Kaiparowits Plateau, Hole-in-the-Rock und Peek-a-boo Slotcanyon

Als nächstes wollen wir die Hole-in-the-Rock Road im Escalante Canyons-Teil des GSENM erkunden. Die «normale» und bequeme Route würde über 82 km und rund eine Stunde Fahrzeit auf dem Scenic Byway 12 via Escalante führen. Das ist Ozy allerdings viel zu langweilig, weshalb er lieber die Kombination ein Teil Cottonwood Road (zum dritten Mal…)/Four Mile Bench Road (BLM 440)/Horse Mountain Road (BLM 313)/Death Ridge Road (BLM 310) – was für ein lieblicher Name…/Alvey Wash Road (BLM 330)/Left Hand Collet Road (BLM 230) nimmt, die im Zickzack über das Kaiparowits Plateau führt. Zwei Tage und viele, viele rumpelige Kilometer später haben wir es dann geschafft und gelangen an unser Ziel, die Hole-in-the-Rock Road. Allerdings muss auch ich zugeben, dass die Fahrt durchaus interessant war. An einer Stelle mitten auf dem Plateau stand eine Tafel «Impassable for Full Sized Vehicles» (muss eine alte Tafel gewesen sein…), die Kies- und Erdstrassen waren je nach Untergrund mehr oder weniger ausgewaschen und es ging durch zahlreiche Washes, teils steil hinunter und wieder hinauf. Richtig schön war vor allem der letzte Teil, die Left Hand Collet Road, die vom Plateau durch einen zunehmend engen, teils Wasser führenden Canyon hinunterführt. Verkehr hatten wir die zwei Tage jedenfalls keinen…

 

Die Hole-in-the-Rock Road ist bis auf die letzten paar Kilometer gegenüber den gerade gefahrenen Pisten eine Autobahn. Allerdings mit teils höllischem «Waschbrett» (wirklich schnell fahren kann man selten, da immer wieder Kurven eingebaut wurden und Täler von tief eingeschnittenen Washes zu durchqueren sind). Aber auch hier könnte es noch schlimmer sein – die Strasse wurde bzw. wird gerade wieder etwas instand gestellt…
Die Gegend selbst ist auch ganz interessant. Zu unserer Linken befinden sich die rötlichen Sandsteinschichten, in die die Slot Canyons eingegraben sind, zu unserer Rechten die beeindruckende Mauer der horizontal geschichteten Straight Cliffs. Der «Talboden» ist mit einer niedrigen, grau-grünen, buschigen Trockenvegetation bestanden, aus der immer wieder wie rote Inseln abgeschliffene Sandsteinformationen («Slickrock») aufragen. Darunter diejenige, die den «Dancehall Rock» beinhaltet, eine riesige, abri-artige Auswaschung, die den Mormonen als Versammlungsort bzw. Musikhalle gedient haben soll.

Wir gelangen nahtlos vom GSENM in die Glen Canyon National Recreation Area (eigentlich kostenpflichtig, aber es gibt nirgends eine Zahlstelle). Am Schluss erobern wir die letzten, rauen Kilometer, die teils direkt über den orangen Slickrock führen, und geniessen die verdiente Abendruhe beim namengebenden «Loch im Fels». Dabei handelt es sich um einen steil abfallenden Spalt im Felsriegel, der zum Lake Powell (ehemals Colorado River) vermittelt und – nach viel, viel Arbeit – von den Mormonen während eines Jahres als Zugang Richtung Südost-Utah benutzt wurde.

 

Am nächsten Tag hat sich der Himmel überzogen. Trotzdem folgen wir unserem ursprünglichen Plan, die berühmten Slotcanyons entlang der Hole-in-the-Rock Road zu erkunden. Es gäbe zahlreiche interessante Wanderungen in diesem Gebiet, doch wollen wir uns mal fürs erste auf Peek-a-boo und Spooky Canyon beschränken. Zum meinem grossen Glück kann ich Ozy überreden, mitzukommen. Ich hatte im Voraus gelesen, dass der Einstieg in den Peek-a-boo Slotcanyon über eine 4 m hohe Wand führt und (richtig) angenommen, dass ich da ohne Hilfe nicht hinaufkomme. Ohne Ozy wäre ich allerdings gar nicht erst zu dieser Wand gekommen… Offenbar hatte ich überlesen (oder es fand einfach niemand erwähnenswert), dass man zuerst einmal bis zum Grund des Dry Fork Canyon kommen muss, in den die beiden Slotcanyons münden. Und dieser «Weg» führt an einer Stelle quer zu einer recht steil abfallenden Slickrock-Wand und dann gerade über diese hinunter ins Tal. Ich neige sonst nicht unbedingt zu Panik-Attacken, aber hier fange ich an zu hyperventilieren und breche in Tränen aus. Ozy ist lieb und geduldig, redet mir gut zu und führt mich dann an der Hand über den stark geneigten Slickrock ins Tal. Trotz seines Namens und Aussehens ist der durch Wind und Wetter glatt gehobelte Sandstein überraschend rutschfest (zumindest, wenn er trocken ist…). Ich bekomme meine Panik in den Griff und schaffe es tatsächlich ins Tal. Uff!
Nach einer kleinen Wanderung über den sandigen Canyonboden gelangen wir an den berühmten Einstieg zum Peek-a-boo Slotcanyon. Direkt vor der 4 m-Wand liegt ein Wasser- bzw. Schlammloch, das das Hinaufkommen manchmal ganz verunmöglicht. Bei uns ist es zum Glück trocken, trotzdem bieten mir die seichten «Fussrasten» auch mit sauberen Schuhen zu wenig Halt. Fieserweise sind die Felsen rundum auch schön glattgeschmirgelt, so dass auch meine Hände keinen Halt finden und ich in der Hälfte immer wieder abrutsche. Ozy meistert dagegen die Wand wie eine Bergziege und kann mich den letzten Rest hinaufziehen. Juhu!!! Endlich im Slotcanyon! Hart verdient…
Wer denkt, dass es nun so ganz gemütlich durch einen fotogenen Canyon geht, hat sich jedoch getäuscht: fotogen ist er sehr, aber die Arbeit fängt erst an… Kraxelnd, springend und uns windend geht es durch und über diverse Hindernisse, die das Wasser in unglaubliche Formen gebracht hat. Runde Löcher, wie Wasserrutschen aussehende Rinnen, Strudeltöpfe, Klippen und in weitere spannende Formen geschliffene Felsoberflächen lassen uns immer wieder staunend stehenbleiben (zwischendurch müssen wir auch Atem schöpfen…). Endlich gelangen wir an eine Stelle, die wieder etwas breiter ist. Hier könnte man abbrechen und an die Oberfläche kraxeln und Ozy ist angesichts der noch engeren Fortsetzung sehr versucht, genau dies zu tun. Schliesslich winden wir uns aber doch auch noch durch die zweite Hälfte. Mich hat es gepackt und ich würde am liebsten noch den offenbar nochmals engeren Spooky Canyon ausprobieren, aber Ozy legt hier ein Veto ein und wir kehren «oben rum» zum Dry Fork Canyon zurück (wobei es nicht ganz einfach ist, den Weg zu finden). Dann bleibt nur noch der Aufstieg über die Slickrock-Felsen und der «Spaziergang» zurück und wir haben unser Slotcanyon-Abenteuer heil und fast unverkratzt überstanden!

Auf dem Weg Richtung Escalante gucken wir uns noch den «Devil’s Garden» an, ein Areal voller durch die Kräfte von Wasser und Wind in die spannendsten Formen geschliffener Hoodos (Sandsteinpfeiler). Besonders beeindruckend ist der Metate Arch, ein unglaublich filigranes, zweifarbiges Gebilde.

Im nahegelegenen Escalante wartet Ben auf uns, den wir bei unserem letzten Besuch im Saline Valley kennengelernt hatten. Wir freuen uns, ihn wiederzusehen und überlegen uns, wo wir übernachten könnten. Wir haben eine heisse Dusche dringend nötig und auch er ist einer solchen nicht abgeneigt (er reist mit Dachzelt und in der Nacht ist es mittlerweile Null Grad oder darunter). Da bietet sich doch der nahe Escalante Petrified Forest State Park an, der sehr malerisch an einem von gelb verfärbten Bäumen umgebenen Reservoir liegt, und der eine zum Glück noch angestellte Dusche hat (aus Wasserspargründen allerdings nur jeweils für 8 Minuten, dann müsste man 9 Minuten Pause einlegen). Nach dem Essen verbringen wir einen netten Abend zusammen in unserem Camper.

 

Burr Trail und Goblin Valley SP

Ben wendet sich am nächsten Tag gen Süden, wir gehen erst mal in Escalante einkaufen (die versteinerten Bäume lassen wir aus, da wir vom Petrified Forest NP her verwöhnt sind [Mai 2021] und die wenigen Überbleibsel nur über steile Trails erreicht werden könnten). Im kleinen Dorfladen kaufen wir «Ciabattas» (von Geschmack und Textur her eher Focaccia) von der Stoneground Bakery in Salt Lake City, die sich als echte Entdeckung herausstellen (leider werden diese Produkte nur in einem kleinen Umkreis vertrieben). Gestärkt geht es nun auf einem Stück des Scenic Byway 12 durch farbenfrohes Felsenterrain nach Boulder, UT, wo wir auf den Burr Trail abbiegen. Nach den coolen Pisten im Grand Staircase ist der Trail selbst eine Enttäuschung, da etwa zur Hälfte bzw. genau bis zur Grenze des Capitol Reef NP asphaltiert. Immerhin ist die Landschaft wieder einmal sehr beeindruckend. Besonders gefallen haben uns der Ausblick auf und die Durchfahrt durch den Long Canyon (der Name ist Programm) mit seinen senkrechten dunkelroten Sandsteinwänden, der Blick auf die Circle Cliffs (auch hier ist der Name Programm) und schliesslich der Abstieg in engen Serpentinen über die hell gefärbte Waterpocket Fold. Dabei handelt es sich um eine markante Gesteinsfaltung aus Navajo Sandstein, die sich auf einer Länge von 160 km von Nord nach Süd erstreckt und zu einem grossen Teil durch den Capitol Reef NP geschützt wird (der Park ist durchschnittlich nur knapp 10 km breit, dafür 97 km lang). Unten im Strike Valley angekommen entscheiden wir uns dagegen, den Burr Trail bis zum Lake Powell (Bullfrog) zu fahren, da die Piste in einem schlechten Zustand ist und wir die letzten Tage genug Rumpel gehabt haben. Also wenden wir uns nach Norden und fahren über die Notom Road (auch in keinem besseren Zustand) auf die UT-24, die zu Anfang durch eine spannende Gegend und dann hinter Hanksville durch eine grosse Ebene führt.
Jemand hatte uns ganz begeistert vom Goblin Valley StatePark erzählt, der ganz in der Nähe liegt. Der Campground ist ganz nett und malerisch am Fuss einer rot-weissen Klippe gelegen. Mit USD 35.- finden wir ihn ziemlich teuer, besonders nicht im Winter, wo die Dusche «for the season» geschlossen ist, aber immerhin ist der stattliche Eintrittspreis von USD 20.- grad eingeschlossen und es ist schon spät am Tag, so dass wir für die Nacht hierbleiben, Wir sind glücklicherweise gerade so rechtzeitig angekommen, dass ich den Trail zu den «Kobolden» gehen und sie in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne bewundern kann.

 

Im Land der Finnen und Bögen: Arches National Park

Nun steht endlich der Arches NP auf dem Programm!

Als wir das letzte Mal in der Gegend waren (Ende Juli 2021), haben wir den Canyonlands NP besucht und den benachbarten Arches ausgelassen. Es waren uns noch zu viele Leute da und nicht zuletzt war es zu heiss.
Es hat sich unserer Meinung nach voll ausgezahlt, dass wir gewartet haben – wir kommen unter der Woche am Nachmittag ohne Stau hinein und finden am Nachmittag sogar noch einen freien Platz auf dem parkeigenen Campground. Die Temperaturen sind kalt bis sehr kalt, aber zum Wandern ist es – zumindest in der Sonne – sehr angenehm.
Vom Campground aus können wir am Abend zu Fuss einen Ausflug zum Broken Arch machen und am nächsten Morgen zum Devils Garden gehen. Hier führt ein – je nach Wunsch mehr oder weniger langer – Trail zwischen den beeindruckenden Felsrippen («fins») hindurch zu verschiedenen Felsbögen. Abenteuerlustig entscheiden wir uns für den langen «primitive trail», vor dem auf dem Schild am Trailhead gewarnt wird… Zunächst sind wir fast enttäuscht, weil gut zu gehen, aber dann verläuft er wie versprochen schlecht bis gar nicht markiert entlang, über und auf den Sandsteinrippen. Wir klettern und kraxeln wieder mal über Slickrockfelsen und sammeln unterwegs eine Gruppe von drei deutschen Touristen ein, die den Anfängerfehler gemacht hatten, auf eine Wanderung zu gehen, ohne vorher eine offline-Karte des Gebietes heruntergeladen zu haben… Wir sind froh um unser Smartphone und nehmen mehrmals die Hilfe vom GPS in Anspruch, um den Trail wiederzufinden. Immerhin hätte es auch jetzt noch so viele Wanderer, dass man auch einfach warten könnte, bis man wieder jemanden in der Ferne entdeckt und somit weiss, wo es hingeht (wenn sich diese nicht auch verlaufen haben… 😉 ).

Am nächsten Tag ist es leider recht stark bewölkt und wir beschliessen, die 4×4-only Tower Arch 4WD Road zu fahren. Zuerst meilenlanges Washboard durch das langgezogene Salt Valley und dann kommt die eigentliche Piste, die sich über die Felsrippen windet. Wir rumpeln und klettern über zahlreiche Stufen, bis wir einen Überblick bekommen. Einen Teil erkunden wir noch zu Fuss und beschliessen dann, umzukehren. Wir haben in den letzten Wochen so viele Pisten befahren, dass wir keine Lust auf diese (unnötige) Herausforderung mehr haben. Stattdessen besuchen wir die «Windows»-Sektion des Nationalparks (u.a. mit dem Double Arch) und werfen von weitem auf den eindrücklichen, aber überlaufenen Delicate Arch.

 

Am nächsten Tag heisst es Abschied nehmen von Utah. Als nächstes erkunden wir (Süd-)Colorado, Nebraska und Missouri, aber das kommt dann im nächsten Blog…

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