Nach Osten! – Colorado bis Kentucky

Nach Osten! – Colorado bis Kentucky

Nach den atemberaubenden, farbenprächtigen Felsformationen in Utah erscheint uns die Gegend nun geradezu unspektakulär. Aber wir sind ganz froh darum, denn unsere Augen und Köpfe waren am Ende so voll, dass wir das Gefühl hatten, die ganze Schönheit gar nicht mehr richtig wahrnehmen zu können.

In Utah waren wir bereits ordentlich hoch oben und nun geht es nochmal ein Stück weiter hinauf. Wir passieren den Mesa Verde Nationalpark (alles Spannende ist wegen Covid und Renovationsarbeiten zu) und Durango. Beides hatten wir zum Glück im Herbst 2019 mit Franz besucht. Auf der CO-160 überqueren wir via den Wolf Creek Pass die leicht schneebedeckte Continental Divide. Aktuell ist es 13 Grad, doch zeigen uns die zufrierenden Bäche entlang der Strasse, dass es Nachts richtig kalt wird.

Zum Übernachten machen wir es uns auf Public Land in der Nähe von Blanca, CO gemütlich. Die Stadt hat aktuell weniger als 400 Einwohner, möchte sich aber gemäss Strassenkarte noch ordentlich vergrössern… Von unserem Lagerplatz am Fuss der Sangre de Cristo Mountains haben wir einen schönen Blick auf das riesige, auf 2’360 m ü. M gelegene San Luis Valley und die grossen Dünen. Wir bleiben gleich 4 Nächte, um uns von den vielen Eindrücken zu erholen und die Sonnenuntergänge zu bewundern, die unser Auto und den 4’374 m hohen Blanca Peak in goldenes Licht tauchen.
Als sich das Wetter zwischendurch verschlechtert wird es so richtig kalt. Temperaturen von -7 Grad zaubern Eisblumen aufs Auto und wir bekommen sogar den ersten Schnee. Es ist glücklicherweise nur ein Flaum, doch warnt er uns davor, noch länger hier zu verweilen.

Also raffen wir uns am nächsten Tag auf und statten dem nahegelegenen «Great Sand Dunes National Park & Preserve» einen Besuch ab. Es sind zwar die höchsten Dünen von ganz Nordamerika, aber irgendwie wirken sie nicht so richtig. Wir vermuten, dass es der umgebenden Bergkette geschuldet ist, dass die Dünen wie bessere Sandhaufen aussehen. Vielleicht  sind wir inzwischen aber auch einfach zu verwöhnt. Jedenfalls finden wir, dass uns die freundlicher gefärbten Dünen im Death Valley NP oder die spektakulären «White Sands» in New Mexico besser gefallen. Die Attraktionen, die der Park zu bieten hat, können oder wollen wir auch nicht wahrnehmen: Der Medano Creek am Fuss der Dünen hat zu wenig Wasser zum Baden (es wäre auch etwas frisch…), Sandboards werden im Winter nicht vermietet und auf die Möglichkeit, über eine «abenteuerliche Piste» ins nächste Tal zu gelangen, verzichten wir dankend – wir haben in den letzten Wochen genug solcher Pisten gehabt…
Ich spazieren noch etwas herum und bewundere auf dem Nature Trail Bonsai-Kakteen im Schnee, bevor wir nach Blanca fahren, wo wir auf dem örtlichen Campground für 2 $ den Wassertank füllen können. Anschliessend überqueren wir ganz spiessig und ohne Abenteuer auf der asphaltierten US-160 den 2’869 m hohen La Veta Pass und verwöhnen uns in Pueblo mit einer Dusche im Truck Stop und einem Essen im nach unserer Meinung letzten Panda Express (inzwischen haben wir Panda Express auch im Osten gefunden, aber dazwischen scheint es wirklich eine grosse Lücke zu geben…).

Als wir um fünf Uhr satt und zufrieden aus dem Restaurant kommen, ist es schon fast dunkel! Ups!
Da es in der Umgebung keinen geeigneten Platz gibt, müssen wir «in der Nacht» noch ein ganzes Stück fahren, bis wir in der Mellon Valley State Wildlife Area am Arkansas River Unterschlupf finden.

 

Mit den Sangre de Cristo Mountains haben wir die letzte Kette der Rocky Mountains überwunden und sind wieder in der grossen Ebene der mittleren USA angekommen: Schnurgerade Strassen führen durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet, Meilen und Meilen Grasland, vorbei an Feldern und Weiden, riesigen Silos mit Futterbergen, an grossen Feed Lots (hier «Feed Yard» genannt) und Landmaschinenhändlern, ab und zu unterbrochen durch kleine, bewaldete Täler oder mit Bäumen durchsetzte und mit Weihnachtsdekorationen geschmückte Dörfer.
Eine Zeit lang folgen wir dem Santa Fe Trail, von dem sogar heute noch Spuren sichtbar sind, und stellen uns vor, wie es gewesen sein muss, im Schneckentempo mit einem Wagentreck durch die unendliche Prärie zu ziehen.

Fast unbemerkt überqueren wir die Grenze zu Kansas, sieht es doch genau gleich aus, wie das westliche Colorado «hinter» (von uns aus gesehen «vor») den Rockies. Dass wir ganz allmählich an Höhe verlieren, zeigt uns nur das Thermometer: statt um den Gefrierpunkt sind es nun kuschelige 19 Grad! Juhu! (Ok, der warme Südwind hat natürlich auch etwas damit zu tun…).

Fort Larned aus der Zeit der «Indianerkriege» gibt einen spannenden Zwischenstopp ab: Ursprünglich eine Ansammlung von Grassoden-Hütten (etwa so vorzustellen wie das «Fort Sedgewick» im Film «Dances with Wolves»), wurden das Fort um 1867 aus weichem Sandstein neu gebaut. Die Gebäude erhielten sich dank der zwischenzeitlichen Nutzung als Farm zu einem grossen Teil und wurden als Historic Site renoviert und das Innere rekonstruiert. Im Sommer gäbe es hier zahlreiche Veranstaltungen mit Reenactors, aber im Winter liegt das Fort friedlich und ziemlich verlassen unter der fahlen Wintersonne. Immerhin ist das Museum offen und wir lernen viel Spannendes über die Westexpansion, den Santa Fe Trail und die Geschichte der «Buffalo Soldiers», die hier eine Zeit lang stationiert waren.

Der «Scenic Byway» 177» führt uns wenig später durch die Flint Hills und die Tallgrass Prairie, wo ich nach einem kurzen Besuch im Museum im T-Shirt einen Trail entlang des hübschen Fox Creek laufe (mittlerweile ist es 24 Grad!!!).

Die letzten Tage konnten wir – mit einer Casino-Übernachtungs-Ausnahme – jeweils gratis in kleinen Preserves stehen bleiben, wo es immer Feuerstellen und meistens auch gut unterhaltene Plumpsklos gab. Wir geniessen die sogar im Winter schönen Übernachtungsplätze und sind sehr dankbar für die grosse Gastfreundschaft!

 

Bald dürfem wir noch viel mehr Gastfreundschaft erfahren: wir besuchen wieder Bud und Deb bei Marceline, MO. Bud hatte uns im Sommer eingeladen, als wir auf unserer Mississippi-Tour waren und wir durften mit den beiden und ihrer Familie das 4th of July-Wochenende verbringen. Nun werden sie uns gleich eine ganze Woche beherbergen, während Ozy in der super ausgestatteten, beheizten Werkstatt und mit Unterstützung von Bud grossen Service und einige weitere Arbeiten erledigen kann.
Wir möchten uns ein kleines bisschen revanchieren und gehen auf dem Weg in Topeka und Kansas City die Zutaten einkaufen. (Unsere Kochabsichten sind zugegebenermassen auch nicht ganz uneigennützig: Ozy hat eine ganze Liste von Gerichten aufgestellt, die ich in unserer Küche bzw. im Omnia nicht backen kann… 😊 ).

Wir dürfen wieder eine sehr schöne Zeit mit der ganzen Familie verbringen: Sie nehmen uns mit zum High School Football Game in Columbia, MO, wo die Marceline Tigers nach 35 Jahren wieder um den State Title kämpfen (diesmal gegen die East Buchanan Bulldogs, die sich leider als etwas stärker erweisen). Fast die ganze Stadt ist gekommen, um ihr Team anzufeuern! Es ist unser erstes Football game ever und Bud beantwortet so lange geduldig unsere Fragen, bis wir (meistens) verstehen, was auf dem Spielfeld vor sich geht.
Sie führen uns aus in leckere Restaurants und zeigen uns die wunderschöne, überregional bekannte Weihnachtsbeleuchtung der Latchfords in Callao (wobei «Weihnachtsbeleuchtung» stark untertrieben ist – man kann mit dem Auto mehrere Minuten lang zwischen den verschiedenen Sujets durchfahren!). Deb und ich backen zusammen Weihnachtsguetsli (ich zeige ihr einige klassische Schweizer Rezepte, sie bäckt farbenfrohe und sehr leckere Amerikanische Varianten), arbeiten an der Dekoration für die hübsche Josefskirche und gehen in Brunswick shoppen, während Ozy in der Werkhalle fleissig am Auto arbeitet. Nicht zuletzt darf ich jeden Morgen mit Bud 2 Meilen gehen, was wenigstens gegen ein paar der Advents-Kalorien hilft…
Kurz: wir haben wieder eine super Zeit und danken Euch allen nochmals ganz, ganz herzlich für Eure liebe Gastfreundschaft!

 

Schweren Herzens nehmen wir am 10. Dezember Abschied und fahren Richtung Südosten.
War es am Anfang noch warm gewesen, wurde es während der letzten Woche empfindlich kalt. Als wir uns Columbus, MO nähern, klettert das Thermometer jedoch plötzlich von 6 auf über 20 °C! Wir wundern uns etwas, denken uns aber nicht viel dabei und Ozy findet einen schönen Stellplatz in einem kleinen, bewaldeten Tal im Mark Twain State Forest.

Am Abend, heulen plötzlich unsere Smartphones auf: Tornado Warning – Take  shelter now!
Wir stecken zuerst mal vorsichtig die Nase aus unserem Häuschen und sehen rundum am Himmel Wetterleuchten. Die blätterlosen Baumkronen rattern und ächzen, aber der Wind reicht in diesem kleinen, relativ engen Tal nicht bis auf den Boden hinunter. Wir beschliessen, die Lage zu beobachten und vorerst nichts zu unternehmen. Sollte es schlimmer werden, steht in der Nähe das betonierte Plumpsklo-Häuschen mit Stahltüre… Es wird ein unruhiger Abend, aber nicht allzu schlimm. Wir bekommen etwas Regen ab, hören den Sturm über uns hinwegbrausen und es donnert ein, zwei Mal in der Nähe.
Wir hatten Glück. Am nächsten Morgen vernehmen wir, dass in Missouri und vor allem Kentucky mehrere und sehr schlimme Tornados wüteten, die nicht nur grossen Sachschaden angerichtet, sondern auch Menschenleben gekostet haben. Als wir weiterfahren sehen wir schon einige Sturmschäden. Einige Tage später in Bowling Green sind die Verwüstungen der Tornados dann so richtig sichtbar. Von der Gewalt zeugen nicht nur die zerstörten Häuser, sondern auch grosse Bäume, die aussehen, als seien sie in einen Häcksler gekommen. Wir staunen, wie „begrenzt“ die Zerstörung jeweils ist: die Route des Tornados ist ganz klar erkennbar. Im Korridor ist alles stark beschädigt, während die Häuser rechts und links davon scheinbar nicht betroffen sind.
Unsere Gedanken sind bei den Menschen und Familien, die so kurz vor Weihnachten Ihr Hab und Gut und teils ihre Lieben verloren haben (nicht, dass es zu einer anderen Jahreszeit besser wäre, aber die bevorstehenden Feiertage scheinen dem Ereignis noch einmal eine andere Dimension zu verleihen).

 

Wir erreichen bald wieder den Mississippi und bleiben vier Nächte im Fort Defiance Park am Zusammenfluss vom Mississippi und dem noch mächtigeren Ohio River. Hier waren wir im Sommer schon auf unserer Reise entlang des Mississippi – ein Kreis hat sich wieder geschlossen. Es ist nicht gerade der ruhigste Platz, da hier die grossen Schubverbände Tag und Nacht die Flüsse hinauf und hinunter fahren, vom einen in den anderen Fluss abbiegen (gar nicht so einfach bei der Länge) oder hier anlegen und ihre Ladung mithilfe kleinerer Schubschiffe neu zusammenstellen. Aber genau das macht es auch spannend und wir gucken stundenlang den Schiffen und Manövern zu.

 

Am 15. Dezember fahren wir weiter, nach Kentucky, wo wir mit unseren lieben Freunden Vicki und Steve abgemacht haben, die im November von Las Vegas hergezogen sind (wir witzeln, dass sie schon weiter wegziehen müssen, um uns loszuwerden… 😉 ).

Auf dem Weg erblicken wir plötzlich einen riesigen Obelisken. Das sieht spannend aus! Wir lernen schnell, dass es sich dabei um das Jefferson Davis Monument handelt, erbaut 1924 und hinter dem Washington Monument in D.C. der zweitgrösste Obelisk in den USA. Das Museum neben dem Monument ist offen und als wir hineingehen werden wir sehr herzlich von Mr. Smith begrüsst. Er informiert uns bedauernd, dass der Obelisk im Winter geschlossen sei. Als er jedoch hört, dass wir aus der Schweiz sind, schliesst er kurzerhand das Museum und führt uns trotzdem in der originalen Liftkabine (die Technik wurde im Lauf der Zeit erneuert) bis zur Aussichtsetage unterhalb der Spitze des Obelisken. Nachdem er uns die schöne Aussicht auf die sanft gewellte, durch Wiesen, Felder und Wälder gegliederte Landschaft Kentuckys erklärt hat, dürfen wir uns gratis die Ausstellung über Jefferson Davis, den ersten und einzigen Präsidenten der Konföderierten Staaten anschauen, während wir von ihm einen Kaffee serviert bekommen – das ist die Südliche Gastfreundschaft!

Bald darauf kommen wir nach Franklin, KY und freuen uns, Vicki und Steve und ihre beiden Hunde wiederzusehen. Wir bekommen eine Führung durch ihr neues Haus und werden gleich zum Nachtessen ins «Colorado BBQ» eingeladen. Eigentlich wollten wir am nächsten Tag weiterfahren, spüren während des Abends aber, dass unsere Freunde eine Auszeit vom Kisten ausräumen und Haus einrichten brauchen. Wir bieten deshalb spontan an, drei Tage Kentucky zu erkunden und dann zurückzukommen, um auf die Hunde aufzupassen, damit sie auch ein paar Tage Ferien machen können.

 

Am nächsten Tag geht es also nach Norden, weil ich unbedingt einmal Louisville, KY besuchen möchte.

Es ist ein trüber, regnerischer Tag, genau das Richtige für den Mammoth Caves NP, der am Weg liegt. – Auch hier in Kentucky ist, wie schon im südlichen Missouri, der ganze Kalkstein-Untergrund mit unzähligen Höhlen «gespickt» (die Karst-Geologie macht entsprechend Probleme, indem immer wieder Sinkholes [Dolinen] auftreten, in denen ganze oder Teile von Gebäuden verschwinden. Prominentes Beispiel ist der Einbruch im Corvette-Museum).
Wir machen die «History Tour» mit, die in einem vorwiegend trockenen Bereich der Höhle stattfindet. Aus diesem Grund sehen wir zwar fast keine «decorations» in Form von Speläothemen, lernen aber viel über den Abbau von Salpeter und den frühen Tourismus im Höhlensystem. So wirklich begeistert sind wir aber nicht von der Höhle (okay, nach den Carlsbad Caverns ist es auch etwas schwierig…). Was uns aber wirklich stört und dem Informationsgehalt der an sich interessanten Führung schadet, ist die enorme Gruppengrösse: Wir zählen über 80 Personen! Und wegen Covid sind die Gruppen kleiner als sonst…

 

In Louisville begeben wir uns auf die Spuren der Einsiedler Immigranten. Susann Bosshard-Kälin hat bei Ihren Recherchen herausgefunden, dass sich hier zwischen 1850 und 1950 sehr viele Dorfbewohner angesiedelt haben. Sie stellte ein spannendes Projekt, «Einsiedeln Anderswo», auf die Beine, in dessen Rahmen Menschen zusammenfanden, die keine Ahnung von der Existenz von Verwandten im jeweils anderen Land hatten. Sie vermittelt uns spontan den Kontakt zu Greg Schoenbaechler, dem PR-Verantwortlichen im Frazier-Museum, der uns freundlich empfängt und uns im Rahmen seiner zeitlichen Möglichkeiten gleich eine kurze Tour durchs Museum und Tipps für Louisville mitgibt.
Znacht essen wir dann ganz passend bei Kaelin’s (ein weiteres Einsiedler Geschlecht), die für sich beanspruchen, den ersten Cheeseburger «erfunden» zu haben (da sind sie allerdings nicht ganz die einzigen. Aber das ist bei guten Erfindungen ja oft so… 😉 ). Das Glacé bei Ehrler’s lassen wir angesichts der unfreundlichen Temperaturen aber dann doch aus….
Zum Übernachten fahren wir in einen Vorort zu einem Cabela’s, wo wir uns auch gleich noch mit ein paar nützlichen Outdoor-Artikeln eindecken und eine Zuckerstange von Santa Claus geschenkt bekommen. Es ist ein überraschend ruhiger «Stellplatz» – bis um 2 h unser «Nachbar» zurückkommt und seinen Baustellen-Generator anwirft, der bis weit in den nächsten Morgen hinein lärmt… Wir wundern uns nicht mehr, warum immer mehr Geschäfte das Übernachten auf ihren Parkplätzen verbieten. Schade!

Etwas übernächtigt machen wir uns auf, die Lights under Louisville zu besichtigen, auf die uns Vicki und Steven aufmerksam gemacht hatten. Ein Teil der Stadt ist von den riesigen Tunneln einer ehemaligen Kalksteinmine unterhöhlt, die heute als Louisville Mega Cavern unter anderem als Event-Ort dient. Jedes Jahr wird ein 1.6 km langer Rundkurs mit unzähligen Lichtern geschmückt, den man während etwa 30 Minuten mit dem eigenen Auto abfährt. Es werden rund 40 Themen behandelt (von Dinosauriern bis zu Sponge Bob), die durch alle möglichen Lichteffekte – von simplen LED’s bis zu einer kleinen Lasershow – dargestellt werden, jeweils begleitet von (mehr oder weniger) passender Musik… Es ist einfach cool! (Hier geht’s zum VIDEO)

Danach statten wir dem Frazier Museum nochmals einen Besuch ab, da wir am Abend zuvor nicht genug Zeit hatten. Das Parterre ist den Errungenschaften von Kentucky und seinen Bewohnern gewidmet (auch «Kaelin’s» hat eine eigene Gedenktafel) und die Vitrinen und Exponate sind der Saison entsprechend weihnachtlich geschmückt – so schön!
Im obersten Stock widmen wir uns dem Bourbon (das Frazier Museum ist auch der Ausgangspunkt für den Kentucky Bourbon Trail) und durchwandern eine sehr gut gemachte Ausstellung über die Lewis & Clark Expedition (das Abfahren des ganzen Trails steht noch auf meiner Bucket List…).

Danach wollen wir uns noch etwas die Stadt ansehen, was wir aber nach ein paar hundert Metern wieder aufgeben. Es ist trüb und vor allem weht ein eiskalter Wind. Irgendwie nicht das richtige für einen gemütlichen Spaziergang… Louisville gefällt uns aber sehr gut und wäre definitiv einen zweiten Besuch wert – bei freundlicheren Wetterbedingungen…

Also wieder ins Warme! Wir besuchen die «Gallant Fox Brewery» (aufgrund des Namens natürlich Pflicht… 😉. Benannt ist sie allerdings nach einem Pferd, dem Triple Crown Winner Gallant Fox, aber die Deko ist zu Ozys Entzücken sehr «fuchsig»). Es handelt sich um eine Micro Brewery, die neben mehr oder weniger «normalen» Bieren auch sehr Interessantes zu bieten hat, wie z.B. das «Peanut Butter Milk Stout», das seinem Namen alle Ehre macht (es schmeckt mir ganz gut, hat aber gar nichts mit einem «Bier» zu tun…).

 

Am nächsten Tag besichtigen wir die Jim Beam Distillery, wo wir auf einer spannenden Tour durch die Anlage geführt werden. Wir lernen viel über die Fässer aus Amerikanischer Weiss-Eiche und vor allem auch über die spezifische Hefe und deren Reinheit, auf die bei Jim Beam besonderen Wert gelegt wird (vergoren wird hier in geschlossenen Tanks). Taktisch geschickt bekommt man dann zuerst eine Nase von einem direkt aus dem Fass gezogenen Whiskey («Single Barrel», in unserem Fall ein Knob Creek Rye Whiskey), bevor man die Möglichkeit erhält, sich selbst eine Flasche davon abzufüllen, inkl. eigenem Daumenabdruck auf dem Verschluss… Wir sind so hin und weg vom Destillat, dass wir je eine Flasche erstehen – eine zum Trinken und eine zum Behalten 😊. Auch, dass man nach dem Tasting nochmals in einem kleinen Shop landet, ist aus verkaufstechnischer Sicht nicht ungeschickt…

Als nächstes steht Bardstown auf dem Programm, ein hübsches historisches Städtchen, das von zahlreichen weiteren Destillerien umgeben ist. Zunächst besuchen wir jedoch das Old Kentucky Home, eine ehemalige Plantage, deren Haupthaus noch zu einem grossen Teil original eingerichtet und aktuell weihnachtlich geschmückt ist (u.a. steht in jedem Raum ein passend dekorierter Weihnachtsbaum). Die Räume werden von einem historisch gekleideten Guide gezeigt, die (oder in unserem Fall der) zu Beginn «My Old Kentucky Home», die Nationalhymne von Kentucky, singt. Das Lied wurde von Stephen Foster, einem Freund der damaligen Familie, gedichtet, dessen Melodien heute noch bekannt sind (z.B. «Oh! Susanna»).
In der Talbott Tavern, einem historischen Gasthaus aus dem 18. Jh. stärken wir uns mit regionalen Speisen und wärmen uns mit heissem Punsch und Hot Toddy auf, bevor wir der nahegelegenen Heaven Hill Distillery einen Besuch abstatten. Dieser Besuch ist – vor allem nach der gestrigen Tour bei Jim Beam – eine Enttäuschung. Die Brennerei befindet sich nach einem Brand 1996 in Bernheim und in Bardstown steht nur noch ein Visitor Center (immerhin mit einer netten Ausstellung zur Geschichte der Destillerie und zu den Personen, nach denen die Whiskeys benannt sind). Das «Connoisseur Whiskey Tasting», an dem wir teilnehmen, ist ganz ok, allerdings sind wir schockiert, dass zum Tasting nicht das vielgelobte Kentucky Quellwasser, sondern mit Chlor versetztes Hahnenwasser gereicht wird… Und zu guter Letzt ist der hauseigene Shop auch noch totel ausgeschossen. Es gibt praktisch nur eine der Hausmarken in Standardausführung zu kaufen. (Heaven Hill hat neben Elijah Craig auch noch die Marken Larceny, Henry McKenna, Bernheim, Rittenhouse, Old Fitzgerald und weitere. Gelegentlich wird offenbar auch noch eine Spezialabfüllung von jeweils 20-50 Flaschen angeboten, für die die Leute dann schon morgens um 2 h anstehen…). Der einzige Lichtblick ist die freundliche Dame in der Ausstellung, die uns einen Egg Nogg probieren lässt (in etwa Vergleichbar mit einem Eierlikör, aber stärker gewürzt), von dem wir dann tatsächlich auch eine Flasche für Steve und Vicki erstehen können.

Am nächsten Tag kehren wir zu unseren Freunden zurück und helfen ihnen noch etwas beim Einräumen, bevor sie dann ihrerseits auf Erkundungstour fahren, während wir Sheba und Penny hüten.

Pünktlich zu Weihnachten kommen sie zurück und wir verbringen zusammen schöne Feiertage mit feinem Essen und vielen Süssigkeiten (Stichwort: Bourbon Balls – mmmmm!!!!). Vicki und Steve trösten uns etwas darüber hinweg, dass wir an Weihnachten nicht bei unserer Familie sein können (die Omikron-Variante bzw. vor allem die unberechenbaren Entscheide der Politiker in diesem Zusammenhang haben uns von einem Heimflug absehen lassen) und wir sind ihnen sehr dankbar, dass wir dieser Zeit gemeinsam mit ihnen verbringen konnten.

Wir wünschen Frohe Weihnachten und alles Gute fürs Neue Jahr!
Wir wünschen Frohe Weihnachten und alles Gute fürs Neue Jahr!

 

Am 29. Dezember nehmen wir wieder einmal Abschied von unseren lieben Freunden und hoffen, dass wir uns bald wiedersehen!

Unser nächstes grösseres Ziel ist nun Florida. Was wir auf dem Weg alles sehen und erleben, steht dann im nächsten Blog…

2 Gedanken zu „Nach Osten! – Colorado bis Kentucky

  1. Einfach herrlich, euch immer wieder hier auf Eurer Reise „begleiten“ zu können… bitte nicht aufhören!!
    Liebe Grüsse vom Walchwilerberg, der Tim

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